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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest
Autoren: Scholder Christoph
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Und mit ihm die Angst. Es war besser geworden mit der Zeit. Lange hatte er ruhig geschlafen, doch in dieser Nacht war es wieder so weit.
    Sein Gefährte war zurückgekehrt.
    Er steht allein in sternloser Nacht.
    Es ist kalt in dieser Nacht, weit unter dem Gefrierpunkt. Der eisige Sturm, der durch diese Nacht brüllt, schneidet mit kleinen Klingen in seine nackte Haut. Der Gefährte bringt Schmerzen. Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends …
    Der träumende Romberg lag in seinem Schweiß. Die Augen hinter den geschlossenen Lidern zuckten unruhig hin und her, sein Mund formulierte unverständliche Worte. Schließlich, hörbar, eine Bitte um Vergebung.
    Er steht allein in sternloser Nacht.
    Seine Augen brennen vor Anstrengung.
    Stundenlang versucht er, in der undurchdringlichen, bedrohlichen Dunkelheit etwas zu erkennen. Wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts …
    Er hört, wie ein Zug sich nähert. Schreie. Laute Rufe. Er will etwas sagen, aber er bringt keinen Ton heraus. Wir trinken und trinken …
    Er steht allein in sternloser Nacht.
    Das Geräusch genagelter Sohlen marschiert durch sein Unterbewusstsein. Von woher kommen sie? Was wollen sie von ihm? Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng …
    Da ist nur Angst, nur Angst. Zwielicht bricht sich Bahn durch das dichte Blätterdach des Waldes. Er wird verfolgt. Es regnet. Seine Lungen rasseln vor Anstrengung. Der Hang ist nass und von glitschigem Laub bedeckt. Er muss diese Böschung hoch, sich in Sicherheit bringen. Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt …
    Seine Füße rutschen ab.
    Immer wieder.
    Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Hinter ihm sind die Hunde, er kann ihr wütendes Bellen hören. Sie kommen näher. Bald werden sie ihn einholen.
    Schließlich legt sich die Hand auf seine Schulter.
    Schwer, kräftig und furchteinflößend.
    Er schreckte hoch.
    Es dauerte einige Minuten, bis sich sein Atem wieder beruhigte und sein Herz nicht mehr gegen seine Rippen hämmerte. Er atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Wie ein Hund, der sein nasses Fell schüttelt, versuchte er, die Bilder und Stimmen loszuwerden.
    Er ging in die Küche, um ein Glas kaltes Wasser zu trinken. Das machte er immer, wenn er aus seinem Angsttraum erwachte. Das Wasser erfrischte ihn. Die Verspannung in seinen Schultern ließ nach.
    Sein Gefährte war wieder gegangen.
    *
    Am nächsten Tag hatte Karl Romberg eine Entscheidung getroffen.
    »Werner, das ist wirklich eine einmalige Chance.« Er hielt kurz inne. »Wir haben morgen Vormittag einen Termin bei unserer Hausbank. Ich bin wild entschlossen, das Geschäft mit dir gemeinsam durchzuziehen.«
    »Gut, dann kann ich dir jetzt auch verraten, mit wem wir es zu tun bekommen. Es handelt sich um niemand Geringeren als Josef Hirschmoser«, ließ Werner Vogel die Bombe platzen. Ein Name wie Donnerhall. Ein Gschaftlhuber, der jeden kennt und den jeder kennt.
    »Hirschmoser?«, fragte Romberg etwas zu laut zurück. »Sepp Hirschmoser? Der hat auch dieses Vertriebsgeschäft unter sich? Da werden wir gut aufpassen müssen, dass der uns in seinem Janker nicht über den Tisch zieht.«
    »Wer den Haien die Beute abjagen will, der muss zu ihnen ins Becken«, bemerkte Werner Vogel philosophisch. Den Spruch hatte er sich gemerkt. Meierinho hatte das gestern Abend gesagt, als er den Namen Hirschmoser erwähnt hatte.
    *
    Josef, genannt Sepp, Hirschmoser war ein mächtiger Mann in München.
    Sein Lebensweg war von den örtlichen Boulevardblättern in aller Ausführlichkeit begleitet worden. Romberg und Vogel wussten beide, mit wem sie da ins Geschäft kommen wollten.
    Begonnen hatte die Karriere von Hirschmoser, als er eine große Metzgerei in der Nähe von Prien am Chiemsee erbte. Er erkannte bald die Zeichen der Zeit und beteiligte sich am touristischen Aufbau des Chiemgaus. Seine Metzgerei schloss Verträge mit den Hotels und Landgasthöfen, die als Folge des immer stärker werdenden Fremdenverkehrs wie Pilze aus dem Boden schossen.
    Er kaufte weitere Metzgereien auf.
    Dann baute er einen Schlachthof.
    Schließlich die erste Fabrik, die das im Schlachthof produzierte Fleisch weiterverarbeitete.
    Seine jetzige Position im Münchner Wirtschaftsleben verdankte Hirschmoser allerdings vor allem seinen beiden hervorstechendsten Charaktereigenschaften. Er war erstens gierig und zweitens völlig skrupellos.
    Während er die Zahl der Metzgereien, die ihm im Umland von München
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