Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest
Autoren: Scholder Christoph
Vom Netzwerk:
an.
    »Mein lieber Herr Vogel, ich möchte Ihnen für all Ihre bisherige Arbeit recht herzlich danken«, begann Romberg feierlich. »Ich habe so etwas zwar noch nie gemacht, aber auch in meinem Alter gibt es noch erste Male. Ich möchte Ihnen anbieten, dass wir uns duzen. Mein Name ist Karl.«
    Als Werner in die ausgestreckte Hand einschlug, fiel ihm zum ersten Mal auf, welche Kraft in den Händen seines Chefs steckte.
    Er sagte seinen Vornamen und schaute etwas verdutzt.
    »Das bedeutet in diesem Fall«, fuhr Karl fort, »dass ich dir den Posten eines Geschäftsführers anbieten möchte. Mit dem Versprechen einer Teilhaberschaft. Sobald deine finanziellen Mittel dies ermöglichen, wirst du mein Partner.«
    Karl legte seine Hände an das Tor der Werkstatt. »Um das zu bekräftigen, möchte ich dir ein Geschenk machen.« Das Tor glitt auf Rollen zur Seite und gab den Blick auf ein abgedecktes Auto frei.
    In Vogel stieg eine Ahnung auf.
    Als er dann die Plane am Kühler zurückschlug und das gestreckte, verchromte Pferd sah, das quer über den Kühler zu galoppieren schien, brachte er nur einen spitzen Jubelschrei hervor.
    Die Freude des jungen Mannes drückte Romberg eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel.
    »Wir werden noch einiges an dem guten Stück machen müssen.«
    »Wir werden jetzt ohnehin einiges zusammen machen. Wir werden es richtig krachen lassen, Karl!« Unverhohlene Begeisterung lag in Vogels Stimme.
    *
    Prizren, Kosovo, 2003
    Das Gespräch in dem Lokal lag vier Monate zurück. Der Winter stand unmittelbar bevor. Es war November geworden. Vor einigen Tagen hatte es zum ersten Mal geschneit. Heute sollte die Lieferung erfolgen. Kaspar Lohweg war mit sich zufrieden. Er saß am Steuer eines Bundeswehr-Lastwagens und fuhr zum vereinbarten Treffpunkt. Drei kräftige Männer aus seiner Einheit hatten mit einem kleinen Gabelstapler vier Stunden gebraucht, um den Wagen zu beladen. Sein Geschäftspartner hatte ihm versprochen, dass er heute den Rest des Geldes erhalten sollte. Als Vorauszahlungen für Bestechungsgelder hatte er bereits dreißigtausend Euro erhalten.
    Heute würde es mehr sein.
    Viel mehr.
    Es war ein ganzes Stück Arbeit gewesen.
    Vor allem die technischen Spielereien aus amerikanischer Produktion zu besorgen gestaltete sich schwierig. Aber er war ein cleverer Bursche. Er fotografierte einen hohen amerikanischen Offizier in einem Kinderbordell. Dann stellte er den Mann vor die Wahl: Entweder er kooperierte oder die wunderbar detaillierten Bilder würden seiner Frau zugesandt. Der Mann hatte nicht lange überlegt.
    Schon waren die Sachen verschwunden – als hätten sie niemals existiert.
    So viel Geld. Ihm wurde fast schwindelig, wenn er daran dachte.
    Wieder fiel ihm nicht auf, dass ihm ein Wagen folgte.
    Der Lastwagen näherte sich dem Gebäude, in dem der Austausch stattfinden sollte. Das Tor stand offen. In der Halle brannte Licht. Lohweg steuerte den Wagen hinein. Er drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor verstummte. Als er ausstieg, bemerkte er, dass zwei Männer bereits die Rolltore hinter ihm geschlossen hatten. Sein Geschäftspartner kam ihm mit einem Lächeln entgegen.
    »Mein lieber Hauptmann, wie schön, dass Sie den Weg gefunden haben!« Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. Sie begrüßten sich. »Dann wollen wir doch mal sehen, was Sie uns Schönes mitgebracht haben.«
    Sie gingen zusammen um den Wagen herum. Lohweg öffnete die Plane und kletterte geübt auf die Ladefläche. Im Licht der Hallenbeleuchtung konnte man nun zahllose aufeinandergestapelte Kisten erkennen. Manche waren aus Holz, andere aus Stahl.
    »Alles da, wie versprochen«, sagte Lohweg triumphierend.
    »Ich schaue nur mal eben nach, ob alles seine Richtigkeit hat. Kleine Stichprobe, gewissermaßen. Nicht, dass ich Ihnen nicht trauen würde, aber …« Der Rest des Satzes blieb ungesagt in der Luft hängen.
    »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, ergänzte Lohweg nickend.
    Der Mann kletterte nun ebenfalls auf die Ladefläche. Er hielt ein Brecheisen in der Hand, das er an einer der Holzkisten ansetzte. Die Kiste hatte ein Firmenemblem auf der Vorderseite. Darunter stand »Heckler & Koch«. Und darunter, kleiner, »Made in Germany«.
    Der Deckel löste sich und gab den Blick frei auf eine Reihe von zwanzig Maschinenpistolen vom Typ MP 5. In einer einzigen Kiste. Es befanden sich allein fünf dieser Kisten auf der Ladefläche. Neben vielen anderen.
    »Fabrikneu, wie bestellt.« Lohweg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher