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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest
Autoren: Scholder Christoph
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darstellen sollte. »Das war’s also. Ich hab wenig Zeit. Auf eine gute Zusammenarbeit. Schlagen Sie ein!«
    Hirschmoser erhob sich wieder und reichte beiden nochmals die Hand.
    Damit waren Romberg und Vogel entlassen. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, hielt sich Hirschmoser in seinem Büro fluchend die Wange.
    Vor der Tür des Büros sahen Romberg und Vogel sich an.
    »Also, ein Haifischbecken hatte ich mir gefährlicher vorgestellt«, sagte Romberg.
    »Täusch dich da mal nicht. Die gefährlichsten Männer sehen am Anfang oft aus wie die besten Freunde«, entgegnete Vogel.
    Sie gingen mit einem winkenden Gruß zur Sekretärin in Richtung Aufzug.
    »Wieder so eine der Vogelschen Weisheiten.« Romberg lachte kurz.
    Draußen vor der Tür konnten sie den Frühling riechen.
    Überall waren Knospen zu sehen.

2
    Afghanistan, Tschurangar-Tal, 1984
    J edes Mal, wenn Generalmajor Larmov nach Hauptmann Blochin schicken ließ, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Nicht, dass er ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, dem Feind den jungen Hauptmann und die von ihm geführte Speznas-Kompanie entgegenzuschicken.
    Man befand sich schließlich im Krieg.
    Beide Seiten kämpften erbittert.
    Mit allen Mitteln.
    Blochins Berichte waren tadellos und seine Einsätze sehr erfolgreich. Dafür, dass Oleg Blochin gerade mal vierunddreißig Jahre alt war, hatte er bereits viele Auszeichnungen erhalten. Seine Verluste waren die geringsten von allen Kampfkompanien der Speznas-Einheiten. Doch wenn Larmov sich selbst prüfte, musste er sich eingestehen, dass Blochin ihm unheimlich war. Was dieses Unbehagen bei ihm auslöste, war zunächst nur ein vages Gefühl. Und dieses Gefühl hatte vor allem mit Blochins Augen zu tun. Sie waren von einem blassen Grau und wirkten immer seltsam unbeteiligt. Augen wie heller Fels.
    Was seine Befürchtungen schließlich bestätigte, war ein Bericht, den er im letzten Monat von einer Pionier-Einheit erhalten hatte.
    Die Pioniere hatten den Auftrag gehabt, eine Brücke wieder aufzubauen, die der Feind gesprengt hatte.
    Bei Erdarbeiten stießen sie auf ein Massengrab, das nicht älter als sechs Wochen war. Frauen, Kinder und Greise waren dort beerdigt worden, insgesamt etwa sechzig Menschen. Die Leichen wiesen Spuren brutalster Folterungen auf.
    Exartikulationen.
    An den Apophysen durchtrennte Sehnen.
    Quetschungen.
    Zerschmetterte Gliedmaßen.
    Offene Knochenbrüche.
    Großflächige Brandwunden.
    Der medizinische Offizier, der einige der Leichen examiniert hatte, bevor die Pioniere das Grab wieder zuschütteten, kam zu dem Schluss, dass die meisten der Menschen wohl noch gelebt hatten, als sie begraben wurden.
    Larmovs weitere Ermittlungen ergaben, dass dieses Massengrab nur die Folge einer Operation von Blochins Kompanie gewesen sein konnte. In diesem Gebiet war keine andere Einheit zum Einsatz gekommen. Hauptmann Blochin hatte den Auftrag gehabt, in diesem Gebiet einen Mudschaheddin-Führer zu lokalisieren und zu bekämpfen.
    Allerdings erwähnte Blochins Bericht dieses Grab mit keinem Wort, sondern protokollierte nur die »Durchführung geeigneter Maßnahmen zur Ermittlung des Aufenthaltsortes der Zielperson«.
    Die Zielperson wurde gefunden und neutralisiert.
    Larmov saß an seinem Schreibtisch und sah auf den Bericht, den er heute Morgen erhalten hatte. Er musste etwas tun. Manchmal schien ihm die Verantwortung seines hohen Ranges wie ein schweres Gewicht auf den Schultern zu liegen.
    Die Lage im Tschurangar-Tal war momentan völlig inakzeptabel.
    Am Ende des Tales befand sich eine Nachschub-Basis, stark befestigt und durch die geographischen Gegebenheiten gut gedeckt. Diese Basis war von entscheidender logistischer Bedeutung für die Einsatzfähigkeit der Heeresgruppe, die Larmov kommandierte.
    Die schweren Transporthubschrauber vom Typ Mil-26, die diese Basis anflogen und den Nachschub brachten, wurden jedoch in der Mitte des Tales von den steilen, steinigen Hängen mit Raketen beschossen. Allein in der vergangenen Woche waren zwei Maschinen abgestürzt.
    Das musste ein Ende haben.
    Deshalb hatte er Blochin rufen lassen.
    Der General wurde aus seinen Gedanken gerissen.
    Es klopfte.
    »Herein!«
    Die Tür öffnete sich, und Blochin trat ein, nahm Haltung an und salutierte.
    Augen wie heller Fels.
    »Sie haben mich rufen lassen, Gospodin General?«
    »Stehen Sie bequem, Gospodin Kapitan. Ich habe eine Mission für Sie. Es geht um die Sicherung der Luftnachschubwege im Tschurangar-Tal. Unsere Helikopter
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