Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
brachte aber kein Wort heraus. Sie hörte, was er sagte, verstand es auch, doch es erreichte sie nicht. Sie war wie betäubt.
    »Die Hoffnung, das ist das Salz des Lebens!«, rief der Getorix.
    »Man soll nicht zu viel salzen«, gab der Kapiernix sogleich zu bedenken. »Das ist schlecht für den Blutdruck.«
    »HALT DEN MUND, KAPIERNIX!«, schrien alle anderen Geschöpfe im Chor.
    »Komm, Oksa, lass uns mal hinausgehen. Du brauchst ein biss­chen Abwechslung«, schlug Zoé vor und zog ihre Freundin am Arm.
    Oksa war zu müde, um zu widersprechen. Die zweitoberste Etage der Gläsernen Säule wurde weiterhin bewacht, doch die zwei Mädchen durften inzwischen – wie auch die anderen Rette-sich-wer-kann – gehen, wohin sie wollten, allerdings nur in Begleitung eines Schwarmes Hellhöriger. So fuhren sie also mit dem gläsernen Aufzug in eine der unteren Etagen, wo Zoé ihre Freundin zu einer riesigen Küche brachte, in der außergewöhnliches Treiben herrschte. Getorixe saßen auf den Arbeitsplatten und ließen bedenkenlos Küchenutensilien durch die Luft fliegen, während vier Merlikoketten sich damit abmühten, lange, durchsichtig grüne Fäden zu kämmen.
    »Schon wieder Algen?«, meckerte ein strubbeliger Getorix. »Ihr seid nicht gerade einfallsreich, Merlis!«
    Sofort brachen die vier Geschöpfe in Tränen und herzzerreißendes Geschrei aus. Oksa sperrte die Augen auf und folgte Zoé, die heimlich näher heranschlich. Ihre letzte Begegnung mit einer Merlikokette war ihr unvergesslich in Erinnerung geblieben …
    »So was von einem Flegel, einfach awful !«, rief eine der vier Beleidigten.
    »Och … reg dich wieder ab, Heulsuse!«, spottete der andere Getorix, während er mit einem Messer herumfuchtelte, das größer war als er selbst.
    »Achtung! Aus dem Weg!«, rief ein junges Mädchen, das eben mit dampfendem Brot in den Händen hereinkam.
    Oksa erkannte es wieder. Dieses Mädchen brachte ihr immer ihr Essen aufs Zimmer. Auch ein paar junge Männer tauchten auf und machten sich an den Herden zu schaffen.
    »Merlikoketten, könntet ihr bitte den Apfel hier waschen?«
    Sofort stürzten sich die Geschöpfe mit der enormen Wandlungsfähigkeit auf eine Frucht so groß wie eine Wassermelone. Ihre Köpfe wurden zu Schwämmen, und sie polierten damit eifrig die Oberfläche des Riesenapfels. Währenddessen holten sich die jungen Köche mit einem bloßen Wink ihrer Fingerspitzen alles heran, was sie zur Zubereitung ihres Gerichts brauchten: Karotten, so dick und lang wie ein Bein, Getreidekörner, so groß wie Aprikosen … Durch das große Fenster sah Oksa Wände aus Salat und Gemüse, die ihre Neugier weckten.
    »Ich habe gehört«, erzählte Zoé ihr flüsternd, »dass sie aus Wassermangel eine neue Anbauform entwickelt haben: den Vertikalanbau. Jeder Wassertropfen läuft von oben nach unten durch die Pflanzen hindurch, sodass er allen zugutekommt. Ist das nicht clever?«
    »So was …«, murmelte Oksa.
    Ihr Blick fiel auf eine riesige Pflanze, die wie eine botanische Königin vor der Pflanzenwand thronte.
    »Schau mal«, sagte sie zu Zoé, »das ist eine Centaurea. So eine habe ich schon mal bei Abakum gesehen. Die ist absolut genial. Sie kann die Atmosphäre, die Luftfeuchtigkeit und sogar die Stimmung in einem Raum regeln.«
    Zoé schaute ihre Freundin von der Seite an und freute sich, dass diese wieder an etwas Interesse zeigte. Es war gut gewesen, sie hierher zu bringen. Beide betrachteten die Centaurea. Sie atmete gleichmäßig und gab bei jedem Ausatmen eine kleine Dampfwolke ab wie ein Luftbefeuchter. An den Enden ihrer größten Blätter waren Taschen befestigt, in die das Kondenswasser tropfte; von dort lief das Wasser in ein Rohr und ergoss sich von oben über den vertikalen Gemüsegarten.
    »Es ist nicht gerade angenehm, wenn einem die Extremitäten so eingepfercht werden!«, zischte die große Pflanze erbost. Der Speichel, den sie dabei absonderte, wurde sogleich von einem geschickten Rasando in einem winzigen Schälchen eingefangen.
    »Und du? Wolltest du dich nicht für das Rennen morgen vorbereiten?«, fragte einer der Köche das Geschöpf mit den langen gestreiften Beinen.
    »Ich habe heute schon achthundertzweiunddreißig Liegestütze gemacht, da werde ich mich ja wohl mal ein wenig entspannen dürfen!«, erwiderte der Rasando und vollführte eine Pirouette.
    Oksa musste unwillkürlich lächeln. Zoé wurde ganz warm ums Herz, als sie es sah.
    »Ich muss dir noch was viel Lustigeres zeigen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher