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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige
Autoren: A Plichota
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Jemand will mit Euch sprechen.«
    Zögernd ging Oksa zwischen den beiden Corpusleox hindurch und betrat die berühmte Grotte, von der Abakum ihr erzählt hatte. Dort herrschte eine angenehme Feuchtigkeit, erzeugt von der Singenden Quelle, deren zartrosafarbenes Wasser sich an den Wänden aus Lapislazuli spiegelte. Es war wirklich ein feenhafter Ort. Abakum hatte recht gehabt, als er sagte, man käme sich vor wie im Inneren eines enormen Edelsteins. Eingehüllt von der Ruhe und Schönheit dieses Ortes, fühlte sich Oksa sogleich besser. Sie setzte sich im Schneidersitz neben die Quelle. Gern hätte sie von dem sprudelnden Wasser getrunken, traute sich aber nicht. So wartete sie. Jemand wollte sie sprechen. Wer wohl?
    »Ist da jemand?«, fragte sie schließlich.
    Ihre Stimme hallte von den blauen Steinen wider. Plötzlich schwebte eine opalfarben schimmernde Silhouette über das Wasser hinweg auf sie zu. Als sie näher kam, bestätigte sich, was Oksa instinktiv geahnt hatte: die zu Schnecken um den Kopf gelegten Zöpfe, die königliche Haltung, das Lächeln, das sie durch den milchigen Lichtschein hindurch erahnen konnte …
    »Meine Duschka.«
    Außer sich vor Glück sprang Oksa ins Wasser und auf ihre Großmutter zu.
    »Baba!«

Wachgerüttelt
    B
is zur Hüfte im Wasser, watete Oksa auf die lichtumflutete Gestalt ihrer Großmutter zu.
    »Baba! Du bist es wirklich!«
    Sie stürzte sich auf sie, um sie in die Arme zu schließen, doch da war kein Körper. Schockiert wich sie zurück.
    »Bist du … ein Geist?«
    »Nein, meine Duschka, etwas viel Besseres. Ich bin jetzt eine Alterslose Fee.«
    »Oh! Baba …«
    Widersprüchliche Gefühle kämpften in Oksas Brust: eine maßlose Freude darüber, dass Dragomira nicht tot war, jedoch auch ein tiefer Schmerz, weil ihre Großmutter trotzdem nicht mehr bei ihnen sein konnte.
    »Geht es dir gut?«, fragte das Mädchen mit einem unterdrückten Schluchzer.
    Dragomira beugte sich zu ihr, als wolle sie sie umarmen. Oksa spürte einen leichten Hauch, dann eine zarte, flüchtige Berührung auf ihrer Stirn: ein Kuss aus einer anderen Welt.
    »Steig aus dem Wasser, meine Kleine, und setz dich neben mich. Ich habe dir einiges zu sagen, oder, besser gesagt, zu zeigen.«
    Oksa setzte sich neben Dragomira an den Rand der Quelle. Ihre Kleider trockneten sofort wieder, es war wirklich eine magische Grotte! Oksa hätte sich so gern an ihre Großmutter geschmiegt, aber das ging ja leider nicht. Trotzdem, das Wichtigste war, sie wiedergefunden zu haben. Dragomira streckte sich der Länge nach auf dem funkelnden Sand aus, und Oksa folgte ihrem Beispiel, ohne sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Sie spürte, wie ihre Großmutter ihr zärtlich übers Haar strich. Es fühlte sich an wie ein Lufthauch.
    »Du wusstest es, Baba, nicht wahr?«
    »Was wusste ich?«
    »Was mit dir passieren würde, wenn wir durch das Tor gehen.«
    Die Baba seufzte traurig.
    »Ja, ich wusste es. Die Feen haben es mir gesagt, als sie uns auf der Insel der Treubrüchigen erschienen sind.«
    »Deshalb warst du damals so düsterer Stimmung.«
    »Es ist eine große Ehre für mich, dass ich euch nach Edefia zurückbringen durfte. Der Preis dafür war sehr hoch. Ich durfte künftig das Leben meiner Liebsten nicht mehr teilen. Doch es war die Mühe wert. Ich bin ja da, auf meine Art. Und ich habe meine Mutter wiedergefunden.«
    »Wirklich? Malorane ist bei dir?«
    »Ja, und nicht nur sie. Auch Yuliana ist da, meine Großmutter, und alle ehemaligen Huldvollen. Und stell dir vor, ich habe auch noch einen Beflissenen, der mir dient.«
    »Oh. Diese Wesen, die halb Mensch, halb Hirsch sind? Ich hoffe, er kümmert sich gut um dich!«
    »Er ist perfekt. So perfekt wie früher mein Plemplem.«
    Dragomiras Silhouette sackte ein wenig in sich zusammen, als sie das sagte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie mit bewegter Stimme.
    »Auch nicht besser als uns allen, Baba. Es ist sehr hart, weißt du.«
    »Ja, ich weiß«, murmelte Dragomira. »Ich war schon mehrfach bei euch und habe gesehen, was vor sich ging.«
    »Aber warum hast du dich nicht gezeigt? Es hätte uns so gutgetan zu wissen, dass du nicht tot bist.«
    »Aber ich bin tot, meine Duschka. Was meinen Körper betrifft, so bin ich tot. Was du siehst, ist nur meine Seele.«
    Oksa seufzte.
    »Aber ich sehe doch deinen Körper. Nur eben ein wenig verschwommen.«
    »Dass du mich im Augenblick sehen kannst, ist nur den Alterslosen Feen zu verdanken. Seit wir nach Edefia
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