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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam
Autoren: Nelly Arnold
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noch mal mit mir – ähm – mit dir sprechen und so. Tschüs.« Da tat ich so betont leger und konnte vor Nervosität nicht mal zwei Sätze fehlerfrei aufsagen. Meine Befürchtung war, dass ich es damit wirklich nur verschlimmert hatte und er sich wahrscheinlich dachte, wie gut, dass er mich los war.
    Den ganzen Sonntag hindurch wartete ich auf seinen Anruf. Nichts.
    Irgendwann, so gegen acht Uhr abends, schleppte ich mich ins Wohnzimmer. Niemand war da. Ich hatte das Haus für mich. Alle waren verliebt, nur ich würde für den Rest meiner Tage einsam bleiben.
    Verspürte ich nicht eine unheimliche Lust auf Pizza? Ja, ich hatte regelrecht Heißhunger darauf. Mein Herz fing wie wild an zu klopfen, als ich daran dachte, Sascha heute noch zu sehen. Es war vielleicht meine letzte Chance. Und es war mir egal, dass manche Leute behaupteten, man solle einem Kerl nicht hinterhertelefonieren. Wer machte solche Regeln? Ich hatte einen Fehler gemacht, und es konnte nichts Falsches daran sein, diesen Fehler einzusehen und sich zu entschuldigen.
    Zuerst ging ich ins Bad, wusch mir die Haare und legte Make-up auf. Ich betrachtete mich im Spiegel und dachte: Warum habe ich mich zeitlebens für durchschnittlich gehalten? Das ist doch gar nicht wahr. Ich bin hübsch, und wenn die anderen das sagen, dann nicht, weil sie nur nett sein wollen, sondern weil es so ist.
    Ich zog meine seidene schwarze Bluse an und weiße Jeans, dazu einen schwarzen Gürtel. Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber er sollte ruhig merken, dass mir etwas an ihm lag.
    Mit zitternden Fingern wählte ich die Nummer von Best and fast Pizza.
    »Best and fast Pizza. Pronto«, meldete sich Saschas Chef mit italienischem Akzent. Letztes Mal hatte er noch reines Münchnerisch gesprochen, und von Sascha wusste ich, dass er Werner Ostermeier hieß.
    »Ich möchte gern eine Pizza bestellen.« Jetzt war ich schon wie unsere Kunden, die in unserer Buchhandlung ein Buch wollten.
    »Ja?«
    »Einmal Pizza Regina und einmal Siziliana. Beide groß.«
    »Alles?«
    »Können Sie mir sagen, ob Sascha heute arbeitet? Bringt er die Pizza?«
    »Ach, Sie san’s wieder.«
    Zum Glück sah er nicht, wie rot ich wurde.
    »Der Sascha müsst gleich z’ruckkemma, des war dann sei letzte Tour für heid.«
    Ich war verzweifelt. »Können Sie ihn nicht noch mal los schicken, bitte?«
    »Ähm …« Er war ratlos – und wahrscheinlich war er der Überzeugung, dass ich nicht zurechnungsfähig war. Vielleicht hielt er mich für eine Stalkerin.
    »Hören Sie«, fing ich an, »wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mich auch fragen, ob ich es mit einer Verrückten zu tun habe. Aber glauben Sie mir bitte, ich habe keinen Knall oder so etwas.«
    »Na ja, wissen ’S, seit der Sascha hier arbeit’, rufen dauernd irgendwelche Madln an und wollen nur von ihm beliefert werd’n.«
    »Ach echt?«
    »Ja, ja. Oanerseits g’freit mi des, dass am Wochenende mein Umsatz besser g’word’n is, aber auf Dauer nervt’s a a bisserl.«
    »Ich verstehe Sie ja. Und glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir bescheuert vorkomme, aber es ist sehr wichtig. Ich bezahle Ihnen fünfzig Euro mehr für die Lieferung.«
    »Naaa, des is doch koa Kupplerservice, den i do hob.« Pause. »Also guad, aber des ist fei jetz a totale Ausnahme, geh?« Ich atmete erleichtert aus. »Danke.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich das Auto hörte. Ich stand in der Küche am Fenster und spähte durch die Rollos. Im Dunkeln, damit er es nicht sah, wenn er sich dem Haus näherte. Dann stieg er aus, mit den zwei großen Pizza schachteln in der Hand. Als ich ihn so sah, wie er auf das Haus zukam, fingen meine Hände an zu zittern, und ich bekam keine Luft mehr.
    Es klingelte. O Gott. Was hatte sein Chef ihm wohl gesagt? Plötzlich war mir das Ganze unerträglich peinlich. Ich lief in den Flur, knipste das Licht an und öffnete mit zittriger Hand die Tür.
    »Hallo«, sagte ich und hoffte, es würde einigermaßen unbefangen klingen.
    Er nickte in Zeitlupentempo. »Hey.« Sascha lächelte nicht. Er hielt mir die zwei Pizzaschachteln entgegen und meinte: »Das macht achtzehn Euro.«
    Ich nahm die Schachteln und stellte sie auf die Kommode neben der Tür. »Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich weiß.« Sascha stand mit dem linken Fuß auf der Stufe und stützte sich mit dem linken Arm auf seinem Bein ab.
    »Warum hast du nicht zurückgerufen?«
    Er sah mich lange an. »Was hätte denn
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