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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam
Autoren: Nelly Arnold
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flüsterte mir ins Ohr: »Ist deine Freundin auch andersherum?«
    »Wie meinen?«
    »Du weißt schon.« Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    Ich nickte.
    »Zwischen Olivia und ihr hat es gefunkt.«
    Ich sah sie überrascht an. »So schnell? Bist du sicher?«
    »Man hört es förmlich knistern.« Annett kicherte. »Gute Güte, die beiden haben sich gesehen, und der Funke ist sofort übergesprungen. So etwas habe ich noch nie erlebt, wirklich.«
    »Wow. Glaubst du, ich sollte die beiden eine Weile alleine lassen? Andererseits ist es doch unhöflich, wenn ich mich nicht blicken lasse. Schließlich habe ich Sieglinde eingeladen.«
    Annett überlegte. »Ja, das wäre wohl etwas respektlos. Geh mal eine Viertelstunde rein, und dann hole ich dich unter irgendeinem blöden Vorwand wieder heraus.«
    »Der Vorwand sollte aber nicht blöd sein, sonst fällt es doch auf.«
    »Ich rufe von meinem Handy aus die Festnetznummer an, lasse es klingeln und sage dann, es sei für dich.«
    »Perfekt.« Ich ging mit meiner Kaffeetasse ins Wohnzimmer. Annett hatte völlig recht. Die zwei schienen sich gesucht und gefunden zu haben. Sie nahmen mich gar nicht wahr. Ich meldete mich nur ein Mal zu Wort, als sie über Friseure sprachen. »Ich kann euch meinen empfehlen, der ist super.«
    Sie sahen mich kurz an, nickten und redeten weiter. Ich hätte mir ebenso gut eine Zeitschrift nehmen können oder den Fernseher einschalten. Den beiden wäre es nicht aufgefallen. Das Telefon klingelte. Endlich. Annett meldete sich. »Ja, sie ist hier, kurzen Augenblick«, hörte ich sie sagen. »Lyn, kommst du mal?« Ich erhob mich und ging Richtung Flur, als sie noch hinzufügte: »Bertram ist am Telefon.«
    Das fand ich nun ausgesprochen geschmacklos von ihr. Hatte sie sich nicht einen anderen Namen aussuchen können? Sie reichte mir lächelnd den Hörer, ich riss ihn ihr wütend aus der Hand und strafte sie mit einem verärgerten Blick. Annett sah mich verwundert an und entfernte sich. Ich schloss die Wohnzimmertür und wollte ein paar Worte sprechen, damit sie mich hörten, bevor ich die zwei Turteltauben alleine ließ. »Ja? Hallo?«, sprach ich gelangweilt in den Hörer.
    »Hallo«, kam es unerwartet vom anderen Ende. Ich hielt inne, brachte erst einmal kein Wort heraus.
    »Ich weiß, dass ich mich letztes Mal blöd benommen habe. Das wollte ich nicht. Du warst sehr nett, und ich war einfach nur etwas übermüdet. Vielleicht kann ich den miesen Eindruck wiedergutmachen, Lyn. Würdest du mal mit mir essen gehen?«
    »Äh … Was … Essen … äh … Essen gehen …?« Das Pro blem bestand bei mir schon immer und würde sich wohl niemals ändern. Wenn ich aufgeregt war, brabbelte ich unzusammenhängenden Unsinn vor mich hin.
    »Ich bin so froh«, sagte Bertram. »Ich dachte schon, du legst einfach auf.«
    »Das würde ich nicht tun.«
    »Hab ich auch nicht ernsthaft angenommen.«
    »Nett von dir, dass du anrufst und dich entschuldigst, aber …«
    »Aber?«
    »Es ist zu spät, Bertram. Das mit uns ist alles viel zu lange her.« Dass mir seine Art außerdem Schwierigkeiten bereitete, behielt ich für mich.
    »Ja. Wahrscheinlich ist das so.«
    »Ich finde es wirklich nett, dass du dich noch mal gemeldet hast.«
    Pause.
    »Alles Gute, Lyn.«
    »Mach’s gut, Socke.«
    Langsam legte ich den Hörer auf. Stimmte es womöglich, wenn man sagte, dass einem das andere Geschlecht regelrecht zugeflogen kam, wenn man es am wenigsten erwartete?
    Zwei Wochen lang überlegte ich hin und her, ob ich ihn anrufen sollte. Am Samstag versuchte ich es mehrmals auf seinem Handy, aber er meldete sich nicht. Wahrscheinlich musste er arbeiten. Aber warum rief er nicht zurück? Vielleicht war sein Handy kaputt? Vielleicht hatte er eine neue Nummer? Oder hatte er einen Unfall gehabt? Vielleicht war sein Handy kaputtgegangen, und jetzt dauerte es, bis er sich ein neues … Ich konnte es schönreden, wie ich wollte, aber er sah meine Nummer und wollte sich nicht melden. Natürlich verstand ich das einerseits und fand es sogar faszinierend, dass er so cool war und nicht abnahm. Mich hätte alleine schon die Neugier dazu getrieben, mich zu melden.
    Um elf Uhr abends entschloss ich mich, ihm diesmal eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen. Damit machte ich alles nur noch schlimmer, denn ich stammelte zwei Sätze, die alles andere als souverän klangen: »Hallo, Sascha, vielleicht könntest du mich ja mal eventuell zurückrufen, wenn du so Zeit und Lust hast. Ich würde gerne
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