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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett
Autoren: Crusie Jennifer
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einfach zu viel, lädst dir zu viel auf die Schultern und versuchst jetzt auch noch, die ganze Kanzlei allein zu führen, solange Mutter fort ist …«
    »Meinen Schultern geht’s gut. Hör mal, ich bin gerade mitten in …«
    »Nein, nein, es ist höchste Zeit, dass ich ein bisschen mithelfe.« Sullivan lächelte ihn an. »Ich habe darüber nachgedacht, was ich tun könnte, aber ich glaube, du würdest dir lieber einen Schreibroboter besorgen als mich hier auch nur einen Strich tun lassen.«
    North blickte auf sein dickes schwarzes Gekritzel, das aus »Andiana« solch einen Schandfleck gemacht hatte. Ein Schreibroboter wäre eine gute Idee, da er anfing, beim Schreiben Fehler zu machen.
    »Deswegen habe ich über etwas nachgedacht, was wohl mehr auf meinem Gebiet als auf deinem liegt«, fuhr Sullivan fort. »Menschen. Du kannst nicht mit Menschen umgehen, North, aber ich.«
    »Mit Menschen umgehen.« North blätterte das zuoberst liegende Blatt um, damit er den Schandfleck nicht länger ansehen musste. Andiana. Wieso, zum Teufel?
    »Du erinnerst dich doch an die zwei Kleinen, die dir dieser Cousin zweiten Grades vor einer Weile hinterlassen hat?«
    »Ja«, antwortete North und war sich ziemlich sicher, dass das eine rhetorische Frage war, obwohl man bei Sullivan nie sicher sein konnte.
    »Ich dachte mir, ich könnte da mal für dich runterfahren und vorbeischauen, nachsehen, ob alles in Ordnung ist, wie es ihnen geht und so.«
    Bei diesen Worten blickte North auf. »Du willst mitten in der Wildnis von Süd-Ohio ›mal vorbeischauen‹ und zwei Kinder besuchen, die du gar nicht kennst?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Sullivan grinste ihn an. »Ich will das Haus mal sehen.«
    »Das Haus ist wertlos. Es steht mitten in einer gottverlassenen Gegend.«
    »Da spukt es.«
    »Sullivan, es gibt keine Geister«, entgegnete North, und für einen Augenblick war er wieder zwölf Jahre alt und Sullivan war sechs und starrte mit aufgerissenen Augen in das Zimmer, wo ihr Vater in seinem Sarg aufgebahrt lag. »Keine Angst, er setzt sich garantiert nicht plötzlich auf, Southie«, hatte North ihn damals beruhigt. »Er ist tot. Es gibt keine Geister.«
    »Das weiß ich doch«, erwiderte Sullivan. »Aber ich will ein Haus sehen, das alle für ein Spukhaus halten.«
    »Alle, das ist ein Kindermädchen, das sich langweilte und von dort wegwollte.«
    »Andere Leute glauben das auch, es gibt einen Haufen Gerüchte. Deswegen dachte ich, ich fahre runter und spreche mit ein paar Leuten. Mal sehen, was da vor sich geht.«
    »Und woher weißt du etwas von diesen Gerüchten?«
    »Ich habe für eine Freundin ein bisschen nachgeforscht. Sie interessiert sich für Spukgeschichten, und sie hat mich bei einer Party angesprochen und mit mir über das Haus gesprochen. Und weißt du, das ist wirklich interessant.«
    »Eine Freundin«, meinte North, und Sullivans Beweggründe wurden ihm klar. Die Kombination eines brandneuen Hobbys und einer brandneuen Freundin musste für ihn unwiderstehlich sein.
    »Kelly O’Keefe. Diese Geistergeschichte ist einfach faszinierend. Ich habe mit …«
    »Kelly O’Keefe?« North dachte an die kleine Fernsehmoderatorin mit den scharfen Gesichtszügen und der spitzen Zunge, deren Sendung er sich nach einem einzigen Mal nie mehr angesehen hatte. »Die kleine Blondine mit dem Raubtiergebiss auf Kanal Zwölf?«
    »Ihre Zähne sind super«, erwiderte Sullivan gespielt beleidigt, aber es misslang ihm.
    »Sehen aus, als wären sie teuer gewesen«, meinte North und erinnerte sich an Andie, als er sie zum ersten Mal erblickt hatte, ihre großen, lachenden Augen, ihre wild gelockte Haarmähne, ihr breites Lächeln, das Schneidezähne mit Überbiss enthüllte. Sie hatte sich ihre Zähne nie korrigieren lassen.
    »Na ja, fürs Fernsehen braucht man eben gute Zähne.«
    »Stimmt.« Das war die erste Bemerkung seiner Mutter über Andie gewesen. Um Himmels willen, North, lass ihre Zähne in Ordnung bringen .
    »Die Großaufnahmen sind gemein«, meinte Sullivan.
    Und er hatte ihr geantwortet: Ich mag ihre Zähne. Ich mag alles an ihr. Und du musst das von jetzt an auch, Mutter .
    Sullivan blickte ihn forschend an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut«, erwiderte North.
    »Na gut. Also dann, ich würde gern mit Kelly da runterfahren und diesen Geistergeschichten nachgehen. Dabei kann ich für dich auch nach den Kindern sehen …«
    »Mir wäre es lieber, wenn du das nicht tust«, wehrte North geradeheraus ab. »Ich glaube
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