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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett
Autoren: Crusie Jennifer
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dafür zu hoch ist. Wir haben doch unsere Ehe nicht in Feindschaft beendet, deswegen verstehe ich nicht, warum du jetzt so feindselig bist.«
    »Ich bin nicht feindselig«, widersprach Andie und gab dann ehrlich zu: »Na ja, stimmt, ich bin feindselig. Weil du vor zehn Jahren nichts getan hast, um unsere Ehe zu retten, mir aber jeden Monat einen Scheck schickst, damit ich immer wieder an dich denke. Das nenne ich passiv aggressiv. Oder so. Weißt du, welche Erinnerung an dich bei mir überwiegt? Wie du genau da hinter diesem Schreibtisch sitzt. Man sollte doch meinen, ich erinnere mich an dich nackt im Bett, bei all den Matratzenrunden in unserem gemeinsamen Jahr, aber nein, ich sehe dich immer vor mir, wie du mich über dieses Walnussungetüm hinweg anstarrst, als wärest du dir nicht ganz sicher, wer ich bin. Du weißt nicht, wie oft ich am liebsten mit der Axt auf diesen verdammten Schreibtisch losgegangen wäre, nur um zu sehen, ob du mich dann bemerkst .«
    North blickte verwirrt auf seinen Schreibtisch hinab.
    »Du versteckst dich dahinter«, fuhr Andie fort und lehnte sich zurück, nun, da sie sich nicht länger beherrschte. »Du benützt ihn als Schutz davor, dich emotional zu engagieren.«
    »Ich benütze ihn, um darauf zu schreiben.«
    »Du weißt schon, was ich meine. Er verschafft dir eine gewisse Distanz.«
    »Er verschafft mir viel Stauraum. Hast du den Verstand verloren?«
    Andie sah ihn einen Augenblick lang nur an, wie er dasaß, steif, höflich und vollkommen unzugänglich. »Ja, anscheinend. Es war dumm von mir, noch mal hierherzukommen. Ich gehe lieber.« Sie erhob sich.
    »Sie behauptete, dass es in dem Haus spukt«, sagte North.
    »Wie bitte?«
    »Das letzte Kindermädchen. Sie behauptete, es gäbe Geister in dem Haus. Ich bat die Polizei vor Ort, nachzusehen und herauszufinden, ob sich jemand einen Scherz erlaubt, aber sie haben nichts gefunden. Ich glaube ja, dass es die Kinder waren, aber wenn ich wieder ein normales Kindermädchen dort hinschicke, dann kündigt die garantiert auch. Ich brauche jemand anderen, jemanden, der hartnäckig ist und mit unerwarteten Ereignissen umgehen kann. Jemanden wie dich. Und du bist die Einzige, die ich kenne, die so ist wie du.« Plötzlich war er wieder der North von früher, warmherzig und lebendig, mit diesem Schimmer in den Augen, als er sie anblickte. »Es sind kleine Kinder, Andie. Ich kann sie dort nicht wegholen, und ich kann sie nicht dort lassen, und solange Mutter in Frankreich ist, kann ich die Kanzlei hier auch nicht allein lassen, um selbst herauszufinden, was da vor sich geht, und sogar wenn ich könnte, verstehe ich nichts von Kindern. Ich brauche dich.«
    Autsch . »Ich glaube nicht …«
    »Alle, mit denen sie vertraut waren, sind tot«, fuhr North ruhig fort. »Alle, die sie geliebt haben, haben sie verlassen.«
    Du Bastard , dachte Andie. »Ich kann nicht mehrere Monate weggehen. Das ist absurd.«
    North nickte ruhig, aber Andie war nicht umsonst ein Jahr lang mit ihm verheiratet gewesen. Sie wusste, dass er um jeden Meter kämpfen würde. »Dann gib ihnen wenigstens einen Monat. Zieh einen Strich unter die Vergangenheit, was uns betrifft. Wir müssen nicht miteinander sprechen. Du kannst Kristin Berichte schicken, ach, zum Teufel, nimm von mir aus deinen Verlobten mit runter.«
    »Ich bin nicht im Geringsten mütterlich veranlagt«, wandte Andie ein und dachte dabei: zehntausend Dollar . Und dazu zwei hilflose Kinder, die alle Menschen, die sie liebten, verloren hatten und jetzt mitten im Nichts langsam durchdrehten.
    »Ich glaube nicht, dass sie einen mütterlichen Typ brauchen«, erwiderte er. »Ich glaube, sie brauchen dich.«
    »Ein kleines, neurotisches Mädchen und ein Junge, der zu einem Serienmörder heranwächst. Er hat nicht zufällig seine Tante vom Turm gestoßen, oder?«
    »Sie wachsen ganz allein heran, Andie«, erwiderte North, und Andie dachte: Ach, verdammt .
    Das Problem war, dass es ihm ernst damit zu sein schien. Nun ja, darin war er schon immer gut gewesen, aber nun, als sie ihn näher betrachtete, entdeckte sie doch Veränderungen an ihm. Sie sah die Anspannung in seinem Gesicht, die Furchen, die vor zehn Jahren noch nicht da gewesen waren, die gestraffte Haut über seinen Knochen, das Alter in den Vertiefungen unter seinen Augen. Sein Bruder Southie sah wahrscheinlich immer noch glatt wie ein Kinderpopo aus, North aber saß hinter diesem verdammten Schreibtisch in der Falle und sorgte sich um jeden in der Familie.
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