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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu
Autoren: Barbara McCauley
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hatte sich den Schnee von der Jacke geklopft und die letzten Geschenke hereingebracht…
    „Möchtest du einen Kaffee?”
    „Sicher.”
    Er und Raina hatten sich wie gebannt und nur Zentimeter voneinander entfernt angeblickt, und dann hatte sie in seinen Armen gelegen. Er hatte sie geküsst und sich wie berauscht gefühlt, aber nicht vom Champagner, sondern von ihr.
    Oh, Himmel! Er erinnerte sich! Nicht an alles, doch an vieles  …
    Wie sie die Treppen hinauf gestolpert waren, sich von den Sachen befreit hatten, an seinen verzweifelten Wunsch, sie zu lieben.
    An den Morgen danach …
    „Bin gleich wieder da. Bitte geh nicht.”
    Er hatte nicht gewollt, dass sie ging. Er hatte gewollt, dass sie blieb. Bei ihm.
    So wie jetzt.
    Panik ergriff ihn. Wie konnte es angehen, dass sich das wiederholte?
    „Ich fliege morgen nach Florenz. Für sechs Monate …”
    „Warum sollte ich zu solch einer Gelegenheit Nein sagen?”
    hatte sie ihn gefragt, und er hatte keine Antwort darauf gehabt.
    „Die Unterschrift unter eine Urkunde und das Tragen eines Ringes machen noch keine Ehe. Soweit ich sehe, hat sich nichts geändert …”
    Ihm platzte fast der Kopf, als plötzlich ein schrilles Klingeln ertönte. Das Telefon, erkannte er und verzog das Gesicht bei dem lauten Geräusch.
    Das Telefon! Das war bestimmt Raina. Sie musste es sein!
    Er stolperte über seine Füße, schwankte zum Telefon in der Küche und riss den Hörer hoch.
    „Raina!” rief er. „Raina, bist du’s?”
    „Ich fürchte, nein”, sagte Melanie am anderen Ende der Leitung. „Du wirst dich wohl mit mir begnügen müssen.”
    Der Aufruf für ihren Flug riss Raina aus ihrem Spiel mit Emma. Teresa stand auf und streckte die Arme nach der Kleinen aus, die freudig strahlte und aufgeregt mit den Armen wedelte.
    „Jetzt geht es los, Schätzchen”, sagte Raina, küsste ihre Tochter und reichte sie dann Teresa.
    Seufzend nahm Raina die Wickeltasche und ihre Umhängetasche und folgte Teresa und Emma zusammen mit den anderen Fluggästen zum Ausgang. Draußen, hinter der großen Glasfront, sah sie ihr Flugzeug, hörte das laute Dröhnen der Maschinen.
    Es hatte etwas Endgültiges, das ihr Herz schwer machte.
    Mit den Tränen kämpfend, griff sie in die Tasche und zog die Bordkarten heraus. Sie wollte sie gerade einer jungen Stewardess geben …
    „Raina! Warte!”
    Erschrocken blickte sie auf.
    „Bitte, warte. Warte einfach!”
    Ihr blieb fast das Herz stehen.
    Lucian bahnte sich einen Weg durch die Menge, während er sie rief.
    Ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Fassungslos stand sie da, als er wie ein Footballspieler zu ihr vorstürmte.
    Außer Atem blieb er vor ihr stehen. Sein Gesicht war gerötet und unrasiert, seine Haare standen zu Berge, und er trug noch immer dasselbe blaue, verknitterte Hemd und die Jeans, die er heute Morgen angehabt hatte. Er roch nach starkem Kaffee und Pfefferminz.
    „Raina”, brachte er schwer atmend heraus. „Du darfst nicht gehen.”
    „Lucian, was machst du hier?” Sie fürchtete, die Knie würden unter ihr nachgeben, so sehr zitterten sie. „Woher wusstest du überhaupt, wo du mich findest?”
    „Melanie”, erklärte er und rang nach Atem. „Sie rief vorhin an und hat es mir gesagt. Du kannst nicht wegfahren, Raina. Du darfst es nicht.”
    Raina schaute sich um und sah die neugierigen Blicke. Sogar Teresa betrachtete sie beide aufmerksam, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. „Lucian, das haben wir doch schon besprochen.
    Nichts hat sich geändert.”
    „Entschuldigen Sie”, meinte die Stewardess etwas ungeduldig. „Kommen Sie jetzt?”
    „Ja.” Raina hielt ihr die Bordkarten hin.
    „Nein.” Lucian schnappte sich die Bordkarten.
    „Hey!” Raina sah ihn böse an. „Gib sie mir wieder.”
    Er schaute zu Teresa. „Teresa, bitte warte hier”, sagte er und zog dann Raina zur Seite, damit die anderen Passagiere vorbeigehen konnten. „Raina, bitte, du musst mir wenigstens zuhören.”
    „Du hast dreißig Sekunden.” Wenn sie ihm mehr Zeit ließ, würde sie schwach werden und zu allem Ja sagen, nur um bei ihm zu sein.
    „Du hast Unrecht.”
    „Du bist nur hierher gekommen, um mir zu sagen, dass ich Unrecht habe? Auf Wiedersehen, Lucian.”
    Sie versuchte sich von ihm loszumachen, doch er verstärkte nur seinen Griff.
    „Wirst du mir wohl zuhören? Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass du Unrecht hast, wenn du behauptest, nichts habe sich geändert. Es hat sich etwas verändert, verdammt nach
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