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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu
Autoren: Barbara McCauley
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durfte es Lucian nicht verübeln, dass er ihr nicht mehr anbot. Sie war es gewesen, die ihn in ihre Wohnung eingeladen hatte, in ihr Bett. Von mehr hatte sie nicht gesprochen. Denn das hätte Mut erfordert.
    Doch Tatsache war, dass sie mehr wollte. Sie brauchte einfach mehr.
    Sie hatte jede Minute ihres Beisammenseins genossen, aber sie würde das nicht noch einmal machen. Den Schmerz, wenn er sie dann wieder verließ, könnte sie nicht jedes Mal ertragen.
    Sie würden Freunde bleiben, das mussten sie auch um Emmas willen. Doch ihr war inzwischen klar, dass sie sich nicht mit weniger als einer richtigen Ehe zufrieden geben würde. Es reichte nicht, dass sie ihn liebte. Sie brauchte es, dass er ihre Liebe erwiderte.
    Raina seufzte und schloss kurz die Augen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, vielleicht in einigen Monaten oder in einem Jahr, würde sie die Scheidung einreichen.
    Tief Luft holend, öffnete sie leise die Wohnungstür und sah, dass Lucian im Wohnzimmer zusammen mit Emma auf dem Teppich lag und mit ihr spielte.
    „Hier riecht es ja gut.” Raina kam herein und atmete den Duft ein. Teresas Spaghettisauce, vermutete sie. Sie schloss die Tür hinter sich. „Hallo, Schatz.”
    Lucian sah bei Rainas Begrüßung hoch. Das Kosewort war natürlich nicht für ihn bestimmt, sondern für Emma. Trotzdem verursachte dieses eine Wort, das mit solcher Zärtlichkeit und Freude ausgesprochen wurde, ein merkwürdiges Gefühl in seiner Brust. Er lächelte Raina an, hob Emma hoch und stand auf.
    „Gib Mommy ein Begrüßungsküsschen.”
    Raina küsste Emmas Wange und rieb dann mit der Nase über ihren Hals, was die Kleine vor Vergnügen krähen ließ. Als Lucian sich herabbeugte, um Rainas Hals zu küssen, merkte er, dass sie sich versteifte und zurückzog.
    „Hast du schon gegessen?” fragte sie.
    Sie sieht müde aus, dachte er. Und angespannt. Ihm fielen zahlreiche Möglichkeiten ein, wie er diese Spannungen lösen könnte.
    „Emma hat ihren Brei schon bekommen. Sie wollte ihn zwar mit mir teilen, doch ich habe ihr gesagt, dass ich auf dich warte.”
    Raina schlüpfte aus ihrem Mantel und hängte ihn an die Garderobe. Dann hielt sie einen Moment inne, bevor sie sich umdrehte.
    „Ist etwas nicht in Ordnung?” fragte Lucian vorsichtig.
    „Zeit zum Baden!”
    Teresa kam aus dem Badezimmer, wo Lucian das Wasser laufen hörte. Während der letzten Tage hatte er das griechische Kindermädchen ins Herz geschlossen. Teresa war eine ernste, ruhige Frau, doch ihre Zuneigung nicht nur Emma, sondern auch Raina gegenüber zeigte sich in der Art, wie sie sich ständig um die beiden sorgte. Es hatte ein, zwei Tage gedauert, bis er sie für sich eingenommen hatte, aber es war ihm schließlich gelungen, als er ihr aus Nicks griechischer Bäckerei ein Stück Baklava mitgebracht hatte. Seitdem stand morgens stets frisch aufgebrühter Kaffee für ihn auf dem Tisch, wenn er aus dem Badezimmer kam. Und immer wenn er mittags von einem Spaziergang mit Emma zurückkehrte, hatte Teresa Mittagessen für ihn vorbereitet. Gestern hatte sie sogar Schokoladenkekse gebacken, nachdem sie gehört hatte, dass es seine Lieblingskekse waren.
    Eine wunderbare Frau, dachte er lächelnd, als er ihr jetzt Emma reichte.
    „Ich helfe euch”, bot Raina an.
    Doch Teresa winkte ab, kitzelte Emma am Bauch mit einer kleinen Ente aus Frottee und ging mit ihr ins Badezimmer.
    „Die Ente kenne ich ja noch gar nicht.” Raina hob eine Augenbraue und schaute Lucian an. „Warst du schon wieder einkaufen für sie?”
    „Ich habe doch nichts anderes zu tun, wenn sie schläft. Und für dich habe ich auch etwas mitgebracht.” Grinsend zog er zwei Karten aus seiner Hemdtasche. „,Dark Water’. Freitagabend.
    Zwanzig Uhr. Du und ich.”
    Er hatte sich schon darauf gefreut, Rainas Gesicht zu sehen, wenn er ihr die Karten zeigte. Es war das neueste Stück auf dem Broadway, und er hatte fast seine Seele verkaufen müssen, um so kurzfristig noch Plätze zu bekommen.
    „Danke.” Sie lächelte schwach. „Das war eine wunderbare Idee.”
    Es klang etwas gezwungen und war nicht gerade die Reaktion, die er sich erhofft hatte. Er zog die Brauen zusammen und beobachtete, wie sie in die Küche ging und den Deckel vom Kochtopf hob. Es dampfte, und der köstliche Duft von Tomaten und Krautern verstärkte sich noch. Sie seufzte.
    Sie ist wirklich sehr müde, dachte er, völlig erschöpft.
    Diese Woche nach der Modenschau war ja auch anstrengend für sie gewesen. Und
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