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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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Carmen 
     
    „Okay“, murmelte Nora nur gedehnt, „wenn sie meint, dass ihr das hilft“.  
    „Aber Nora!“, rief Carolin entrüstet. „So was macht man doch nicht! Das ist einfach nicht Carmens Art, so einfach zu verschwinden, ohne vorher mit mir darüber gesprochen zu haben. Es stimmt schon, dass sie in letzter Zeit schlecht geschlafen und manchmal auch etwas komisch und launisch war, aber gleich abhauen? Nein, das würde sie nicht machen.“ 
    „Aber es steht doch hier schwarz auf weiß … oder ist das nicht ihre Unterschrift?“, fragte Nora und hielt das Papier dicht vor Carolins Nase. Diese drückte es aber weiter weg und murmelte: 
    „Nicht so nah, bitte. Ich hab doch meine Lesebrille nicht auf.“  
    Nora, die dieses Phänomen von ihrer Mutter Delfina, die bereits mit vierzig Jahren alles mindestens eine Armlänge weit weg halten musste, um es lesen zu können, kannte, hielt nun den Brief einen Meter von Carolin weg und diese musste nun doch lächeln.  
    „Ich hab mir die Unterschrift bereits genau angeschaut, Nora“, sagte sie und nahm Nora den Brief wieder aus der Hand. „Das ist die Unterschrift von meiner Schwester, daran besteht für mich kein Zweifel, aber dennoch kommt mir die Sache komisch vor. Vor allem jetzt, wo wir doch so viel Arbeit mit dem Einräumen der Bücher haben und sie sich doch schon so darauf gefreut hat, hier alles neu einzurichten, würde sie uns doch niemals im Stich lassen! Das passt einfach nicht zu ihr“. 
    „Sicher, das ist schon alles richtig und trotzdem ist sie nicht da. Wo lag denn der Brief? Bei euch zu Hause?“, wollte Nora wissen, die sich bereits schon wieder wie ein Detektiv fühlte und zu ermitteln anfing.  
    „Nein, das ist ja auch komisch. Der Brief lag hier im Bücherstuben-Briefkasten“, erklärte Carolin und Nora schüttelte nur den Kopf. Das war wirklich seltsam.  
    „Ist dir am Verhalten deiner Schwester in letzter Zeit etwas aufgefallen?“, wollte Nora wissen und zückte doch tatsächlich ihr kleines Notizbüchlein, das sie immer bei sich trug. Carolin musste grinsen, denn Nora gebärdete sich wie ihr Freund Joska Kiss, der das aber von Berufswegen tun musste, denn er war seit ein paar Monaten ausgelernter Kriminalbeamter bei der Kripo Göppingen.  
    „Wenn Sie es genau wissen wollen, Frau Kommissarin – ich bin in den letzten Monaten sehr oft auf einen der Höfe, die weit außerhalb vom Dorf liegen, gegangen. Dort lebt ein altes Ehepaar und ich habe mich mit den beiden angefreundet. Er ist siebzig und seine Frau schon achtzig und sie leben von einer kleinen Milchwirtschaft, vom Eierverkauf und einer Ziegenzucht. Carmen fand meinen Wunsch, selbst eine Landwirtschaft haben zu wollen, irrsinnig und hat sich ziemlich darüber aufgeregt und sie hat immer wieder davon angefangen.“ 
    „Ich werde mich mal umhören, vielleicht wissen die Bauersleute was von Carmen, was sie dir oder uns nicht erzählt haben. Vielleicht war sie mal dort und hat versucht, die Bauern zu überzeugen, dass sie dir diesen Wunsch ausreden sollen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kam mir Carmen in der letzten Zeit doch irgendwie verändert vor. Aber eigentlich nicht negativ, sondern eher, als wäre sie richtig glücklich. Fast schon so, als ob sie frisch verliebt wäre. Doch dann war sie wieder irgendwie traurig. Ob das wohl sein könnte? Wie lange sollen wir warten, bis wir Joska was über das Verschwinden von Carmen erzählen?“, fragte Nora in ihrer üblichen Art, immer gleich mehrere Fragen auf einmal zu stellen. Sie erinnerte sich dabei an das Verschwinden ihres geliebten Opas vor zwei Jahren, der zwar am nächsten Tag wieder aufgetaucht, nach ein paar Tagen aber wieder verschwunden war und dann tot aufgefunden wurde. Bei diesen Gedanken wurde der jungen Dame richtig schlecht, denn was war wohl mit Carmen geschehen? War sie wirklich nur ein paar Tage weg oder war ihr doch etwas zugestoßen? 
    „Vielleicht ist sie ja wirklich frisch verliebt? Möglicherweise sogar in diesen Kamil?“, grübelte Carolin und Nora nahm den Faden sofort auf. 
    „Ja, vielleicht ist sie alleine weg, weil sie es selbst nicht so toll findet, sich mit diesem Typen einzulassen. Immerhin ist sie im Kirchen-Gemeinderat und da wäre so eine Affäre sicher schlecht für ihren guten Ruf, oder nicht?“, fragte Nora und fand diesen Gedanken allemal besser, als sich vorzustellen, dass Carmen etwas zugestoßen sein könnte.  
    „Würde natürlich auf jeden Fall Gerede im Dorf
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