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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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Ich habe dir nichts davon erzählt und bin auch nicht hierhergekommen; ich weiß, daß das kindisch ist und ich selber mit meinen Angelegenheiten fertigwerden muß. Außerdem brachte Guy das immer in Wut. Ich habe ja auch nur selten hier angerufen. Du hast das doch bemerkt? Ich habe mich von meinem eigenen Zuhause ferngehalten.«
    »Ich dachte, dir wäre klar, daß du nun dort dein Zuhause hast.«
    Sie machte eine Pause, und Christine brach wie ein Wirbelsturm los.
    »Wir passen nicht zueinander. Ich war zu jung, um das zu erkennen. Es ist doch wirklich seltsam, daß Großmutter mich nicht zurückhielt. Sie hätte uns niemals heiraten lassen sollen. Sie hätte verlangen müssen, daß wir noch warteten, bis ich älter war und verständiger.«
    Laura erinnerte sich der wilden Szenen, als Großmutter zu einer längeren Verlobungszeit geraten und gemeint hatte, sie sollten warten, bis Christine einundzwanzig sei. Mit lauter Stimme hatte das Mädchen erklärt, ein Aufschub sei Wahnsinn, und Großmutter sei einfach albern. Sie wüßten schon, was sie täten. Schließlich hatte Mrs. Stapleton geseufzt und zu Laura gesagt: »Christine ist eine Närrin. Das wird sie immer bleiben. Natürlich habe ich sie sehr lieb. Bei all ihrer Verrücktheit ist sie doch sehr anziehend. Augenscheinlich findet Guy das auch. Er ist älter, und er hat Verstand. Er muß selber wissen, was er tut. Ich bin nicht verpflichtet, ihn zu beschützen. Ich bin alt und müde, Laura; ich kann nur noch versuchen, sie ein wenig zu bremsen.«
    Das war ihr aber nicht gelungen. Schließlich hatte sie es aufgegeben, und die jungen Leute hatten geheiratet. Später erinnerte sich Laura ihrer Worte: »Ich bin alt und müde.« Sie dachte, das sei wohl das erste Zeichen gewesen, daß ihre Kraft nachließ. Die Auseinandersetzungen mit den »Waisen«, die sie früher so genossen hatte, begannen sie zu erschöpfen. Sie hatte müde die Schultern gehoben und zu Guy gesagt: »Ich habe mein möglichstes getan. Ich nehme an, Sie wissen, was Ihnen blüht.«
    Er hatte ruhig geantwortet: »Ich weiß es. Aber das ist es mir wert.«
    Großmutter hatte sich beruhigt. »Ja, wenn Sie es richtig anfangen. Aber lassen Sie sich nicht unterkriegen. Das zahlt sich nicht aus mit dem Mädchen. Nehmen Sie ruhig ein paar Kräche in Kauf, aber bleiben Sie fest und setzen Sie Ihren Kopf durch. Dann wird alles gut gehen. Ich kann dann wenigstens das Gefühl haben, daß einer für sie sorgt, wenn ich nicht mehr da bin.«
    Zum erstenmal hatte Laura von ihr eine Andeutung gehört, daß sie damit rechnete, nicht wieder auf die Beine zu kommen, und eine unbestimmte Angst war in ihr aufgestiegen.
    Später hatte Mrs. Stapleton zu ihr gesagt: »Zum Glück wohnen sie nicht so weit. Das Kind könnte Hilfe brauchen. Aber dann bist du ja da, Laura.«
    Jetzt schien der Augenblick gekommen, wo Laura einspringen mußte. Plötzlich stellte sie fest, daß sie absolut kein Verlangen danach hatte und die ganze Sache eigentlich gründlich leid war. Obwohl doch Großmutter gesagt hatte: »Wenn wir’s nicht tun, wer macht es dann?«
    Warum mußte sie nur immer an diese Worte denken?
     
     

12
     
    »Aber, Derek, sei doch vernünftig! Es hat keinen Zweck, so zu fluchen. Natürlich können wir sie nicht nach Hause schicken. Sie ist kein Kind mehr.«
    »Aber sie benimmt sich so — wie ein Kind von zehn Jahren.«
    »Nein. Dieses Mal ist sie älter und ernster. Sie ist ganz anders als sonst. Und sie scheint überzeugt, daß sie und Guy das Ende ihres gemeinsamen Weges erreicht haben.«
    »Quatsch! Christine hat immer alles dramatisiert. Wahrscheinlich gab es einen Krach, weil Guy gegen eines ihrer lieben Tierchen protestiert hat.«
    »Das war es nicht. Seltsam genug, Guy stört sich nicht an den Tieren; er scheint sie sogar gern zu haben. Anscheinend ist alles verquer. Allerdings habe ich das Gefühl, daß es etwas gibt, was sie mir nicht erzählt hat. Irgend etwas Ernstes.«
    »Das glaub ich nicht. Aber wie auch immer: was will diese dumme kleine Gans denn machen? Etwa hier wohnen und uns ihre Szenen vorspielen?«
    »Nein, sie denkt anscheinend, daß Eva ihr einen Job verschaffen könnte, wenn sie nicht mehr verheiratet ist. Aber ich habe nicht den Eindruck. Eva hat eine richtige Ausbildung genossen. Christine ist zwar sehr attraktiv, aber sie hat nicht das Gesicht und die Figur, die ein Fotomodell braucht.«
    »An deiner Stelle würde ich ihr das austreiben.«
    »Du vielleicht, aber ich nicht; und wenn ich’s
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