Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
rührte Lesters Herz, und er fragte beinahe gefühlvoll: »Bist du auch sicher, daß du nicht zu kurz kommst?«
    »Ganz sicher. Wozu sollte ich denn Geld brauchen?«
    Ruhig sagte Derek: »Ich muß alledem zustimmen. Laura möchte euch dieses letzte Geschenk machen, und sie soll es tun. Aber du darfst dir jetzt auch ein Vergnügen leisten, mein Schatz. Eine Reise zum Beispiel; und du nimmst eine Menge Geld mit, das du in den Häfen ausgeben kannst. Und für später legst du Geld für einen Anbau an unser eigenes Haus zurück, wenn wir den einmal brauchen.«
    Alle starrten ihn an, als ob er wahnsinnig geworden sei.
    »Eine Reise?«
    »Was für eine Reise?«
    »Derek, wovon redest du eigentlich?«
    Derek legte den Arm um seine Frau.
    »Unsere Reise! Wir werden jetzt unsere Hochzeitsreise nachholen, wie ich es Großmutter versprochen habe. Als wir damals nicht fahren konnten, gab sie mir das Geld dafür und sagte: >Derek, das ist unser Geheimnis. Du darfst nicht einmal Laura etwas davon erzählen. Aber wenn dieses mühsame Geschäft des Sterbens vorüber ist, sollst du mit ihr eine schöne Reise machen. Laß Laura nicht zu einem Aschenbrödel in diesem alten Haus werden. Sie soll glücklich sein!< Und nun wirst du glücklich sein, Laura!«
    »Du hast nie davon erzählt!« erwiderte Laura vorwurfsvoll.
    »Die ganze Zeit hast du dieses Geld versteckt!« stellte Eva neidisch fest.
    »Du bist ein stilles Wasser!« bemerkte Lester. »Alle Pläne sind schon fertig, wie?«
    »Genau. Alles steht fest. Heute habe ich die Tickets bestellt, da ich nun über den Abbruch Bescheid weiß. In der Nachsaison eine Reise zu buchen macht keine Schwierigkeiten, und es ist die beste Zeit, um die Farm allein zu lassen. Es kommt ein vertrauenswürdiger Mann hierher. Leider werden wir deine Hochzeit nicht mitfeiern können, Eva. Und für Lester wird Laura hier leider keinen Zufluchtsort bereithalten, wo er sein Buch schreiben kann.«
    Plötzlich sah er so ernst und streng aus wie vorher, als der Streit entbrannte.
    »Na, ich meine doch, du hättest uns davon erzählen können!«
    »Einfach hingehen und Tickets kaufen, ohne etwas zu sagen!«
    Er antwortete ihnen beiden, dieses Mal ohne die strickte Zurückhaltung, die er sich um Lauras willen auferlegt hatte und die ihm so schwer gefallen war.
    »Ja, ich habe es in aller Stille und Heimlichkeit getan; aber das war nötig, um Laura zu befreien.«
    »Zu befreien wovon?«
    »Von euern Forderungen, von eurer selbstverständlichen Inanspruchnahme. Wann habt ihr jemals an sie gedacht? Wann habt ihr auch nur gefragt, was sie dachte, wenn ihr dieses Haus und sie selbst mit Beschlag belegt habt? Nicht ein einziges Mal, soviel ich weiß. Nun, das ist vorbei. Dank Lauras empfindlichem Gewissen und Großmutters Bemerkung in ihrem Testament habt ihr einen schönen Batzen Geld bekommen. Jetzt hat das ein Ende, für immer. Wir machen jetzt unsere Hochzeitsreise, und dann kehren wir in unser eigenes Haus und zu einem normalen Eheleben zurück. Der eine oder andere von euch kann uns dort gelegentlich besuchen, und wir werden uns freuen, euch zu sehen. Aber euer Zuhause wird dort sein, wo ihr euch einrichtet. Das hier wird es nicht mehr geben.«
    Tiefe Stille folgte seinen Worten. Dann nahm Owen das Wort: »Ihr wart sehr fair. Allerdings muß den Menschen gelegentlich etwas genommen werden. Eva wird das nichts ausmachen, wenn sie Freude an ihrem eigenen Haus und ihrem eigenen Garten hat.«
    Lester aber war plötzlich ein großes Licht aufgegangen. Langsam sagte er: »Du hast recht, Derek. Bei Gott, du hast recht! Seit unserer Kindheit haben wir Brookside als etwas Selbstverständliches hingenommen, und dabei blieb es auch, als Brookside Laura gehörte. Ja, es war schön, aber jetzt sind wir erwachsen. Die Kindheit ist vorüber. Wir werden unser eigenes Heim gründen wie andere Leute auch. Dann und wann werden wir Laura besuchen, und alles wird gut sein.«
    So ging alles freundlich und ohne Böswilligkeit aus. Laura dachte: Männer sind doch wirklich ein Segen! Owen und Lester hatten sich so patent und anständig verhalten, daß Eva gezwungen war, ihnen zuzustimmen. Aber Laura war noch ein wenig außer Atem und konnte sich nicht so schnell erholen. Derek ist mir doch immer noch ein Rätsel, überlegte sie. Sie hatte ihn für so anpassungsfähig gehalten; sie hatte gemeint, daß die »Waisenkinder« ihn zwar irritierten, daß er sie aber als ein unvermeidliches Übel akzeptierte. Und die ganze Zeit hatte er über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher