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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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versuchte, würde sie mir nicht glauben.«
    »Aber irgend etwas muß geschehen.«
    »Und dafür soll ich sorgen. Du könntest mir auch einmal helfen. Ich habe das alles so satt. Du bist so unvernünftig wie alle anderen. Was soll ich bloß noch machen? Ich kann Chris nicht wegschicken. Denk doch an Großmutter.«
    Derek brummte etwas wenig Nettes über die alte Dame, der er sehr zugetan gewesen war. Jetzt aber war er richtig aufgebracht. Gerade als alles ins Lot zu kommen schien, tauchten diese neuen Schwierigkeiten auf. Das Haus würde vermutlich bald geräumt werden müssen. Das hatte er ihr erzählt, als er kürzlich seine Freunde beim Straßenbauamt besucht hatte. Er hatte gedacht, sie würden nun endlich von den »Waisenkindern« befreit werden, die unmöglich alle in sein kleines Haus ziehen konnten. Wenn aber Christine jetzt wirklich ihren Mann verließ, wollte sie sich wahrscheinlich in dem einzigen Gästezimmer niederlassen — und für wie lange? Damit würde sie seine heimlichen Pläne durchkreuzen. Bei dieser Vorstellung holte er tief Luft und sagte: »Also, mich geht das nichts an. Dieses verdammte Testament deiner Großmutter...«
    »Es hat dir zu Grund und Boden verholfen. So verdammt war es für dich nicht!«
    Jetzt war es heraus. Niemals hatte sie das sagen wollen. Sie hatte es nicht einmal gedacht. Dieser Situation waren sie beide nicht gewachsen. Binnen einer Minute war ein richtig gemeiner Streit zwischen ihnen entbrannt, und sie warfen sich gegenseitig Ausdrücke an den Kopf, deren sie sich später bitterlich schämen sollten. Zum Schluß verlor Laura die Nerven; sie wollte mit einer bitterbösen Bemerkung das Zimmer verlassen. »Denke nur nicht, daß ich mich danach sehne! Das Haus wird voll sein von Christines Viehzeug, die Ziege wird in meinem Garten sein, die Katzen werden durch das ganze Haus streunen und auf jeden Schrank springen, und der gräßliche Hund wird mit Massa raufen. Von dem widerlichen Papagei gar nicht zu reden.«
    Zu ihrer Überraschung machte er zwei große Schritte zur Tür und hielt sie so fest, daß es weh tat. »Dieses Viehzeug kommt mir nicht hierher. Ich will das nicht haben. Das ist mein letztes Wort, hörst du?«
    »Ja, man kann es im ganzen Haus hören«, erwiderte sie heftig. Er konnte es ihr ansehen, daß sie beinah »mein Haus« gesagt hätte, und erbittert sprach er es an ihrer Stelle aus.
    »Natürlich habe ich nichts zu sagen. Rede nur weiter und stell das klar!« Und ehe sie etwas einwenden konnte, sagte er ruhig: »Du hast recht. Was hier in diesem Hause vorgeht, geht mich nichts an. Aber ich habe noch mein eigenes Haus, und wenn deine Kusine ihre verfluchten Biester hierherbringt, werde ich mich dorthin zurückziehen, wohin ich wirklich gehöre.«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und verließ das Haus.
    Laura sah ihm nach, als er über die Koppel schritt, um sein Pferd zu holen. So weit war es also gekommen! Ein ganz ordinärer Streit, der ihre Ehe bedrohte. Früher hatte Derek immer lachen können, auch wenn er gereizt war. Jetzt hatte er ihr klargemacht, daß sie wählen mußte zwischen dem Egoismus der »Waisenkinder« und ihrem eigenen Glück. Sie blickte aus dem Fenster, aber er war schon verschwunden. Es war zu spät, um ihm nachzulaufen; zu spät, um ihm zu versichern, daß er für sie doch immer der erste sei; zu spät, um seine Hilfe zu erbitten und diesen ersten ernsthaften Streit zu beenden.
    Aber es war nicht zu spät, um sich mit Christine zu befassen. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Christine malerisch auf dem Sofa lag, und sagte: »Ich weiß nicht, was du alles gehört hast. Ich fürchte, ziemlich viel. Derek ist wütend, da kann ich nichts machen. Du kannst deine Tiere nicht hierherbringen.«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Laß sie, wo sie sind. Guy hat sie gern, und er ist gut zu allen Tieren. Er wird sie nicht vernachlässigen.«
    »Aber er bleibt nicht dort. Er nimmt sich eine Wohnung in der Stadt.«
    »Woher weißt du das? Ihr seid doch nicht so weit gegangen, daß ihr euch darüber unterhalten habt?«
    »Freilich haben wir das — immer, wenn wir gestritten haben. Guy hat einmal gesagt: >Wenn du unser Haus verläßt, kannst du nicht wieder zurück. Ich verkaufe das Haus und ziehe näher zu meinem Büro und meiner Arbeit.<«
    Laura war zutiefst erschrocken. Die Dinge waren schon weit gediehen, und Guy begann zum Schluß noch Charakter zu zeigen. Gerade wie Derek. Mit einem kläglichen Lächeln dachte sie, daß die Männer ihre Frauen
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