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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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nicht in ihre Pläne einschlössen. Was in aller Welt hätte wohl Großmutter gesagt?
    Sie selbst sagte nur: »Was ist denn nur geschehen, daß es so weit gekommen ist?«
    Einen Augenblick zögerte Christine, dann sagte sie: »Eines hab ich dir noch nicht erzählt. Das hat mir den Rest gegeben. Guy liebt eine andere Frau.«
    »Unsinn! Das ist unmöglich.«
    »Es hat keinen Zweck, so zu reden. Ich weiß es genau.«
    Sie sagte das tief bekümmert.
    »Was weißt du denn? Ich glaube es einfach nicht.«
    »Dann sieh dir das an.« Christine zog ein Foto hervor. Es war das Bild eines sehr schönen Mädchens. Chris schwenkte es traurig hin und her.
    Ihre Kusine schnappte nach Luft. »Herrjeh, was ist das denn?« Im stillen dachte sie: Man kann es ihm nicht verdenken. Dieses Mädchen ist nicht nur schön; es hat auch Charakter und Verstand.
    »Er hat es gehütet wie einen Schatz. Ich habe es gestern entdeckt, und das gab mir den Rest.«
    »Wo hast du es entdeckt?«
    »In seiner Jackentasche, als ich seinen Anzug in die Reinigung geben wollte.«
    »Dann hat er es doch nicht wie einen Schatz gehütet. Jeder hätte es finden können.«
    »Laura, es steckte in seiner Brusttasche!« Christines Stimme klang so tragisch, daß Laura plötzlich in ein höchst unpassendes Lachen ausbrach.
    »Sei doch keine Gans! Dafür gibt’s sicher eine ganz normale Erklärung. Guy ist nicht so, obwohl du ihn oft genug provoziert hast. Aber das ist nicht seine Art. Was sagte er, als du es ihm zeigtest?«
    »Was er sagte? Ich habe ihn nicht gefragt! Ich habe viel zuviel Stolz, um ihm zu zeigen, was ich weiß.«
    Jetzt lachte Laura hell auf. Dieser Ton und das unglückselige Wort »Stolz« waren zuviel des Guten. Christine war tief beleidigt.
    »Ich hätte mir denken können, daß du dich so verhältst. Das ist so lästig an dir, Laura, daß du so wenig Verständnis aufbringst. Du bist so herzlos.«
    »Das nehme ich an«, erwiderte Laura freundlich. »Aber darüber wollen wir uns jetzt nicht unterhalten. Fahre du jetzt geradewegs heim und frage Guy nach dem Foto. Sei doch kein Idiot.«
    »Lieber will ich sterben.«
    Und dabei blieb Christine zu Lauras Überraschung. Nach einem langen, vergeblichen Hin und Her kamen sie nochmals auf die Tiere zurück. Fest entschlossen erklärte Laura ihrer Kusine, da Derek nun einmal diesen Standpunkt vertrete, denke sie nicht im entferntesten daran, ihm zu widersprechen.
    »Du könntest ihn doch vielleicht überreden!«
    »Das ist aussichtslos. Er ist nicht wie Guy. Es würde auf ihn nicht den mindesten Eindruck machen, und ich will es auch gar nicht erst versuchen. Du mußt dich mit der Tatsache abfinden, daß, wenn du deinen Mann verläßt, du auch deine Tiere im Stich lassen mußt.«
    »Würdest du denn mit einem Mann weiterleben wollen, der das Foto einer anderen Frau heimlich bei sich trägt? Sie mag ja ganz hübsch sein, aber sie sieht schrecklich aus. Es ist ein widerliches Gesicht.«
    »Sie hat ein wunderschönes Gesicht, und Guy hat das Bild nicht heimlich bei sich getragen. Ich weiß nicht, wo er es her hat; aber das wäre der letzte Platz, wo ein vernünftiger Mann etwas verstecken würde.«
    Aber das alles war zwecklos, und so kamen sie erneut auf die Tiere zu sprechen. Laura blieb fest: der Zoo kam ihr nicht ins Haus.
    »Ich verstehe nicht, wie du so grausam sein kannst. Es ist alles, was ich habe... Das bedeutet also, daß ich ein anderes Zuhause für sie finden muß.«
    Laura war nicht sehr optimistisch. »Janet Grant würde vielleicht die Siamkatze nehmen; sie sucht eine. Für den Papagei könntest du auch jemanden finden, weil manche Leute diese ekelhaften Biester mögen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wer die Ziege oder die kleinen Kätzchen haben möchte. Du kannst es natürlich versuchen, aber es hat doch keinen Sinn, alle Leute zu fragen, ob sie die ganze Sippschaft haben wollen. Du wirst sie trennen müssen.«
    »Das könnte ich nicht. Sie würden sich zu sehr grämen.«
    »Daran hättest du vorher denken müssen.«
    »Du bist so hart! Derek ist doch nicht so roh, als daß ihn eine oder zwei Katzen in diesem großen Haus stören könnten!«
    »Doch. Und wenn nicht ihn, so doch meine alte Katze. Die bringt jede fremde Katze um.«
    »Wie grausam ihr alle seid — du und Derek und deine Katze. Ich war überzeugt, ich könnte mich auf dich verlassen. Schließlich hat Großmutter gesagt, hier sei unser Zuhause.«
    »Aber nicht das deiner Tiere.«
    Laura staunte über ihre eigene Standfestigkeit;
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