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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Öltanker, der bis zu 250.000 Tonnen Öl laden kann, ein Monstrum. Du bist in dem Riesenkasten ein Floh, der hin und her hüpft.«
    »Habt ihr Probleme mit dem Schiff gehabt?«
    »Probleme gibt's auf jedem Kahn. Mal Radar, mal was an den Pumpen, mal verstopfte Leitungen – das Übliche.« Der Kellner brachte das Bier, McCracker setzte ein Glas an, holte tief Atem und kippte in einem Zug den halben Liter in sich hinein. Als er das Glas absetzte, rülpste er laut, lächelte breit und lehnte sich zurück. »Der erste Schluck – ist das ein Genuß! Da kommt keine nackte Frau mit! Zuerst das Bier und dann die Löckchen. Mann, ist das Leben schön, wenn du wieder an Land bist!«
    Heßbach nickte. Er begann Gefallen an diesem Klotz zu finden; er war der Typ, der, einmal Freund geworden, für den anderen durch dick und dünn ging. Das erste Steak kam, ein ordentliches Stück Fleisch. Aber McCracker hielt sofort den Kellner am Rockschoß fest. »Was ist das?« brüllte er und wurde rot.
    »Ihr Steak, Monsieur!« Der Kellner befreite sich mit einem Ruck aus Crackers Griff.
    »Das soll ein Steak sein? Jeder Rattenschiß an Bord ist größer als dieses arme Fleischklümpchen! So hat ein Steak zu sein, so groß!« Er legte seine Hände auf den Tisch. Noch nie hatte Heßbach solche Pranken gesehen.
    Der Kellner nickte und entfernte sich schnell. Gegen solche Hände kam man nicht mit Worten an, sie haben die besseren Argumente.
    Heßbach wartete, bis McCracker im wahrsten Sinne des Wortes das Stückchen Fleisch verschlungen hatte, einem Krokodil gleich, dem ein Fisch zwischen die Zähne geraten war. Das zweite Glas kam hinterher, was wieder einen kräftigen Rülpser wert war.
    »Und sonst?« fragte Heßbach.
    »Was sonst?«
    »Der Allgemeinzustand des Schiffes.«
    »Darüber hält man am besten das Maul.« McCracker starrte Heßbach neugierig an. »He, was geht dich das alles an?! Biste ein Spion der Klassifikationsgesellschaft? Sag's gleich, ehe du neben deiner Hose stehst!«
    »Ich bin genau das Gegenteil, James.«
    »Was heißt das? Einer von der Konkurrenz?«
    »Es heißt, ihr fahrt übermorgen wieder raus?«
    »Ja. Aber ohne mich. Ich fahre keinen solchen Tanker mehr. Ich bin zweiundvierzig und will noch vierzig Jahre leben! Ich habe genug Öldampf gesoffen.«
    »Und wenn ich dich bitte, die nächste Fahrt doch mitzumachen?«
    »Du … mich bitten?« McCracker legte wieder seine Riesenhände auf den Tisch. In seinem Gesicht lag Ratlosigkeit. »Was hast du denn davon?«
    »Viel, James.« Heßbach blickte in McCrackers hellblaue Augen. »Ich bin der Kapitän der Maringo.«
    »Du … Verzeihung, Sir … Sie sind der neue Käpt'n? O Scheiße!« McCracker schlug sich klatschend auf die Schenkel. »Ich hab's sofort gefühlt, Sie sind was Feineres. Verdammt, man soll auf Fragen nicht antworten, sondern gleich in die Schnauze hauen! Natürlich, Käpt'n, ist es ein schönes Schiff, ein gutes Schiff, ein sicheres Schiff, so wie ein Tanker sein soll, sauber und gepflegt …«
    »James, halt die Luft an! Ich weiß genug. Kommst du noch mal an Bord? Es geht nach Rotterdam. Von dort ist's nur noch ein Katzensprung nach Irland.«
    »Ich war neun Jahre nicht mehr in der Heimat, Käpt'n.« McCracker erinnerte sich an seinen letzten Besuch in Gorey, seiner Geburtsstadt am St. Georgs-Kanal und an den Krach, den es in Pinn's Pub gegeben hatte. Natürlich ging es um ein Mädchen, und McCracker hatte zunächst den Begleiter der Schönen über den Tresen geschlagen, dann die Spiegelwand zersplittert, Pinn, ein schmächtiges Männchen, wie einen Dreschflegel gegen die anderen Angreifer mißbraucht, aber bis die Polizei eintraf, war es ihm gelungen, das völlig verwüstete Lokal zu verlassen. Am nächsten Morgen hatte er nach Caernavon übergesetzt, hatte den Zug nach Liverpool genommen und wieder nach Panama angeheuert. Vor neun Jahren …
    »Gorey«, sagte McCracker nachdenklich, »ich möchte es wirklich mal wiedersehen, Käpt'n. Ich überleg es mir.«
    »Und wo finde ich dich hier in Monrovia?«
    »Bei Sambula.«
    »Wer oder was ist Sambula?«
    »Meine Stammhure in Liberia. Wohnt oberhalb von Fatty's Corner. Wollen Sie mich besuchen, Sir?«
    »Vielleicht, James. So einen Kerl wie dich brauche ich. Was hast du an Bord der Maringo getan? Maschine?«
    »Alles, Käpt'n. Kapitän Fransakiris hat mich überall gebraucht.« Das zweite Steak kam, etwas größer als das erste, aber verkohlt. McCrackers Hals schwoll an wie bei einem Pfau. »Was ist denn
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