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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aber gleich hinter diesem modernen Stadtkern begann das andere Afrika mit Elendsquartieren, überquellenden Slums, eine Anhäufung von Armut und Dreck.
    Heßbach setzte sich in ein Café, bestellte ein Bier und ein Sandwich mit Käse und hatte plötzlich die Idee, Luise anzurufen. Es war ein spontaner Entschluß. Zeig es dem alten Bertram, dachte er. Ich stehe nicht mehr auf dem Abstellgleis. Ich bin immer noch Kapitän!
    Luise war zu Hause. Als sie den Hörer abnahm und Heßbachs Stimme hörte, war es, als greife ihr jemand an den Hals und drücke ihn zu.
    »Lothar … mein Gott, Lothar, wo bist du?« fragte sie und lehnte sich an die Wand. Sie spürte eine plötzliche Schwäche und gleichzeitig ein Herzklopfen, als wolle das Herz zerspringen. »Lothar …«
    »Ich war in Santo Domingo und New York. Jetzt rufe ich aus Liberia an.«
    »Liberia … Himmel, was tust du in Liberia?«
    »Ich übernehme hier ein Schiff. Einen Tanker. Ein Riesending … die Maringo.«
    »Du fährst einen Tanker?« stotterte sie. »Unter einer Billigflagge?«
    Die Tochter ihres Vaters. Die erste Reaktion: ein Vorwurf.
    »Freust du dich nicht?« fragte Heßbach. »Ich habe wieder ein Kommando. Ich bin kein Kapitän mehr, der auf einer Taurolle sitzt und auf Heuer wartet. Man vertraut mir einen riesigen Tanker an.«
    »Du hast noch nie solch ein Schiff gefahren, Lothar.«
    »Ich muß dir da mit einem Spruch meines Reeders antworten: Ob du einen Fiat oder einen Rolls Royce fährst, Auto ist Auto … und ein Schiff ist ein Schiff. Ich freue mich jedenfalls auf diese Fahrt. Monrovia-Rotterdam. Ich habe dann Urlaub und komme von Rotterdam zu dir.«
    »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?«
    »Ich glaube sechs Monate …«
    »Es werden Ende dieses Monats genau sieben Monate sein.« Ihre Stimme bekam einen traurigen Klang. »Was soll aus uns werden, Lothar? Soll das immer so weitergehen? Immer diese Einsamkeit, dieses schreckliche Alleinsein, dieses Warten?! Ich will nicht so werden wie meine Mutter, die nur wirklich lebt, wenn Vater von großer Fahrt nach Hause gekommen ist. Ich will mehr vom Leben haben.«
    »Laß uns Geduld haben, Luise. Wenn der Geruch des Unglückskapitäns verflogen ist, wird sich eine Reederei finden, die mir ein Schiff gibt. Hamburg-Helgoland, Hamburg-Cherbourg, Hamburg-Marseille … Du wirst mich öfter zu Hause haben, als dir lieb ist. An Land bin ich ein Ekel.«
    »Ich liebe dich …« Ihre Stimme zitterte. »Ich werde beten, daß alles so wird, wie wir es uns wünschen.«
    »Das wäre zu schön. Ich rufe dich aus Rotterdam an, mein Liebling«, sagte er.
    »Weißt du nicht, wann du ankommst in Rotterdam?«
    »Noch nicht.«
    »Ich will dabei sein, wenn dieses Riesenschiff in den Hafen einläuft.«
    »Ich werde dich über Funk verständigen, Schatz.« Er spitzte die Lippen und schmatzte einen Kuß in den Hörer. »Grüß alle, auch deinen Vater.«
    »Vater wird sich aufregen wegen der Billigflagge.«
    »Dein Vater kann mich mal …« Zorn stieg plötzlich in ihm auf, und er konnte ihn nicht unterdrücken. »Ich liebe dich und nicht deinen Vater. Tschüß, mein Liebling!«
    Er legte auf und starrte wütend auf ein Ölbild, das an der Zimmerwand hing. Es zeigte eine Szene aus dem Hinterland Liberias. Bauern mit schweißglänzenden, schwarzen Körpern bei der harten Feldarbeit.
    Man kann da denken und reden, was man will, dachte er: Ich habe eine große Chance bekommen und werde sie nützen.
    Am nächsten Tag, dem Ankunftstag der Maringo, mietete sich Heßbach ein Boot mit ratterndem Außenbordmotor und fuhr hinüber zu dem auf Reede ankernden Tankergiganten. Während oben an Deck Kapitän Fransakiris die Mannschaft zum Abschied einen Haufen Gauner nannte und der Erste Offizier Aperl von einem Sprecher der Crew einen mit Glasperlen bestickten Lappen, der die Form eines Hinterns hatte, anspielend auf seinen Spitznamen ›Perlarsch‹ geschenkt bekam, umkreiste Heßbach mehrmals den Riesenrumpf der Maringo.
    Was ihm als erstes auffiel, waren die großen Rostflecken im Anstrich. Dann sah er, daß auch die Aufbauten neue Farbe dringend nötig hatten … Die Bilder, die ihm Dussek in New York vorgelegt hatte, um ihn nach Liberia zu locken, waren sicherlich bei der Indienststellung des Schiffes aufgenommen worden. Jetzt sah man dem Giganten an, daß er ein ruheloses Lasttier war, das zwar sein Treibstoffressen bekommen hatte, sonst aber in seinem Dreck schlafen mußte.
    Fransakiris blickte ärgerlich über die Reeling, als
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