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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heßbach wieder längs der Bordwand fuhr. Das Knattern des Außenbordmotors machte Fransakiris nervös.
    »Welcher Idiot fährt da dauernd um uns rum?!« brüllte er. »Was ist denn an uns so interessant?« Er verfolgte mit dem Fernglas das kleine, durch das kaum bewegte Wasser hüpfende Boot und winkte Aperl heran. »Ein Weißer! Wenn's einer dieser Kaffern wäre, der noch nie so einen Riesenkahn gesehen hat, aber ein Weißer? Hier draußen?!«
    Aperl zuckte mit den Schultern, griff nach einem Megaphon und dröhnte die Bordwand hinunter. Er sprach Englisch, in der Hoffnung, daß ein Weißer diese Sprache verstand.
    »He!« rief er. »Was tun Sie da?! Gehen Sie weg! Wir drehen uns im Anker! Es ist gefährlich!«
    Heßbach fuhr einen Halbkreis und kehrte zum Hafen zurück.
    Wie kann man nur solchen Blödsinn sagen, dachte er. Drehe mich im Anker! Das also ist die Maringo! Ein Fossil mit einem Maserngesicht: Flecken über Flecken. Man darf gespannt sein, wie es im Inneren aussieht. Mein lieber Jesus Malinga Bouto, ich übernehme das Schiff nur mit einem einwandfreien Zertifikat der Klassifikationsgesellschaft. Erst, wenn sie das Schiff gründlich überprüft hat, gehe ich an Bord.
    Drei Stunden später fuhr mit einem kleinen Tender die Mannschaft der Maringo in den Hafen von Monrovia und ging an Land. Heßbach saß unter einem großen gelben Sonnenschirm vor einem der Hafencafés und trank einen Pastis. Selbst in dem Gewimmel von Menschen aller Rassen erkannte er sofort den kleinen Trupp, der lachend, lärmend und gestikulierend von den Piers kam. Die Männer trugen ihre Seesäcke oder Koffer auf den Schultern und freuten sich auf die nächste Kneipe. Ein Bier vom Faß, das durch die Kehle zischte, ein Schnaps, der den ewigen Ölgeschmack im Gaumen wegätzte, wieder einmal so richtig besoffen sein … Amigos, heute gehört uns die Welt. Und die Weiber gehören uns … Sie warten ja auf uns, auf unsere Dollars, auf ein anständiges Essen, auf Wein und höllische Mixgetränke, denn so ein Seemann an Land hat die Taschen offen und zahlt schon einen Dollar, wenn man nur den Rock hochhebt.
    Singend zog der Trupp an Heßbach vorbei. Philippiner, Ceylonesen, Koreaner, zwei Farbige von den Antillen, ein weißer Hüne mit rotem Haar – eine verwegene Truppe, vierundzwanzig hungrige Wölfe, bereit zur Hatz auf Alkohol und Fleisch.
    Der Rothaarige blieb plötzlich vor Heßbach stehen und starrte ihn an.
    »Dich kenne ich doch!« sagte er mit einer dröhnenden Stimme.
    »Wohl kaum«, antwortete Heßbach. Er lächelte und wies auf einen weißen Sessel neben sich. »Nimm Platz.«
    »Ich bleibe bei der Mannschaft. Wollen irgendwo ein bißchen Kleinholz machen.« Der Riese legte den Kopf schief, um Heßbach genauer zu mustern. »Ich laß mich fressen … aber dein Gesicht habe ich schon mal gesehen. Nur wo?«
    »Das muß ein Irrtum sein.«
    »Bist du Seemann?«
    »So ähnlich.«
    »Was heißt so ähnlich?« Der Rothaarige fixierte Heßbach noch einmal. Sein Urteil schien jetzt festzustehen. »Bist ziemlich rausgeputzt. Container, tippe ich. Nicht so ein Stinklappen wie wir vom Öl. Maschinenmaat, was? Oder vielleicht sogar ein Ingenieur? Na, was bist du?«
    »Such's dir aus.«
    »So nicht, feiner Pinkel, so nicht.« Der Hüne beugte sich zu Heßbach herunter. »Ich bin James McCracker, der Hammer. Wenn du frech wirst, brauchst du 'ne Gesichtsoperation. Also …« Er stemmte die dicken Fäuste auf den Tisch. »Woher kenne ich dich?«
    »Ihr kommt von der Maringo?« fragte Heßbach. Es war besser, auf das Gehabe von McCracker nicht einzugehen.
    »Du kennst den Pott?«
    »Nein. Ich habe nur gehört, daß der Tanker angekommen ist. Und du hast von Öldreck gesprochen, also mußtest du von der Besatzung sein. Was ist das für ein Schiff, die Maringo?«
    »Ein Kahn, bei dem du das Gefühl hast: Gleich rutschst du auf dem Arsch über den Ozean.«
    »So schlimm?« Heßbach zeigte wieder auf den Sessel. »Sag den anderen, du kommst nach. Setz dich. Erzähl mir von der Maringo! Du kannst trinken und essen, was du willst, geht auf meine Rechnung.«
    McCracker zögerte, brüllte dann über die Straße: »Ich komme nach!«, ließ seinen Seesack aufs Pflaster fallen und setzte sich vorsichtig in den Sessel. Er hatte schon erlebt, daß Stühle unter ihm zusammenkrachten. Er bestellte zwei große Bier und zwei Steaks und stützte sich dann mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.
    »Was ist an der Maringo für dich so interessant?« fragte er. »Ein
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