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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fahren konnte, weiß glänzende Aufbauten, die an eine Pyramide erinnerten, mit einer breiten, gläsernen Kommandobrücke, auf Deck ein Gewirr von dünnen und dicken Rohren, Ventilrädern und Krängestangen, ein hochragender, gewaltiger Schornstein, in den Reederfarben der ISC aus Liberia, eine riesige Radaranlage … Es waren Fotos, die jeden Betrachter beeindruckten und bei einem Laien die Frage aufwarfen: Wie kann so etwas schwimmen?!
    Heßbach schob die blaue Mappe zurück und lehnte sich in den Sessel zurück. Der Anblick dieses Giganten zeigte Wirkung. »Sie trauen mir zu, die Maringo zu steuern?« fragte er stockend.
    »Nur Ihnen, Mr. Heßbach.« Dussek atmete innerlich auf. Die Fotos hatten offensichtlich ihren Zweck erfüllt.
    »Und wer fährt die Maringo heute?«
    »Kapitän Teo Fransakiris. Ein Grieche.«
    »Und warum soll er das Schiff abgeben?«
    »Auf eigenen Wunsch. Er will zurück nach Griechenland und übernimmt ein Kreuzfahrtschiff. Piräus – Rhodos und zurück. Sanderos-Reederei. Fährt unter Charter von neun amerikanischen Reisebüros. Das ist ein Job, den Fransakiris sich immer gewünscht hat. Sie sehen, Mr. Heßbach, wir brauchen Sie.«
    Nach zwei Stunden hatte Jack Dussek unter Einsatz aller Überredungskünste Heßbach überzeugt. Sie beendeten ihr Gespräch im Börsenrestaurant bei einem guten Lunch mit vorzüglichem kalifornischen Weißwein, und dann unterschrieb Heßbach den Vertrag als Kapitän der International Shipping Corporation.
    »Die Maringo läuft in drei Tagen in Monrovia ein«, sagte Dussek und nahm den Vertrag an sich. »Sie bunkert dann sofort 200.000 Tonnen leichtes Rohöl und läuft zwei Tage später nach Rotterdam aus.«
    »In Monrovia Öl? Das ist neu.«
    »Es ist ein Sondertransport.« Dussek hatte die Gabe, auch bei einer Lüge süßlich zu lächeln. »Der Eigner ist eine afrikanische Ölgesellschaft, die mit einem Dumpingpreis in Rotterdam Fuß fassen will. Nach dieser Fahrt werden Sie kolumbianisches Öl nach Europa bringen, vor allem nach Spanien und Frankreich.«
    Am nächsten Tag flog Heßbach nach Santo Domingo zurück, packte seinen Koffer, flog wieder nach New York und weiter nach Monrovia.
    Nun stand er vor dem protzigen Hochhaus, das so gar nicht zu seinem Bild von Afrika paßte, sah an der spiegelnden Glasfassade hinauf und auf das Leuchtschild International Shipping Corporation. Da bist du also gelandet, dachte er. Bei einer Billigflagge. Du wirst zwar einen Riesentanker fahren, eine große, verantwortungsvolle Aufgabe, aber du wirst hundert Augen haben müssen. Der Ruf der Billigflaggen-Schiffe ist verheerend, aber ein Koloß wie die Maringo wird eine Ausnahme sein.
    Der Reeder Jesus Malinga Bouto empfing Heßbach unverzüglich. Er war gebürtiger Liberianer, freundlich und stolz, und trug trotz der Hitze einen hellen Anzug, weißes Hemd und eine rotgemusterte, korrekt gebundene Krawatte. Er bot Heßbach keinen Alkohol an, sondern eisgekühlten Orangensaft und erwähnte im Gespräch beiläufig, daß er der Religionsgemeinschaft der Baptisten angehöre.
    »Mein Großvater war 1909 kaiserlicher Brückenwärter«, sagte er stolz. »Und meinen Vater ließ er aus Verehrung für Kaiser Wilhelm auch Wilhelm taufen. Wir waren immer Freunde der Deutschen, sie waren gute Kolonialherren. Wir haben viel von ihnen gelernt. Auch jetzt, als freier Staat, sind uns die Deutschen die liebsten Partner. Da freut es mich umso mehr, daß wir einem Deutschen unsere wunderbare Maringo anvertrauen.«
    »Liegt sie schon im Hafen?« fragte Heßbach.
    »Sie ankert morgen früh auf Reede. Sehen Sie sich bis dahin unsere Stadt an. Es ist zwar nicht Miami, aber sie bietet doch einige Überraschungen.« Jesus Malinga Bouto erhob sich und gab Heßbach die Hand. »Auf eine gute Zusammenarbeit, Käpt'n. Melden Sie sich morgen gegen neun Uhr in der Fahrtenleitung. Der ganze Papierkram … Na, Sie kennen das ja.«
    Danach stand Heßbach wieder in der glühenden Hitze auf der Straße, und eine Mischung aus Ärger oder Enttäuschung kam in ihm auf. Ein freundlicher, aber distanzierter Empfang war das gewesen.
    Heßbach kehrte in sein Hotel zurück, immerhin das beste, das es in Monrovia gab – die ISC bezahlte es –, er zog sich um, weiße Hose, Hemd mit tropischen Blumenmotiven, weiße Turnschuhe und einen Stoffhut mit breiter Krempe.
    Monrovia war eine Großstadt mit breiten modernen Boulevards, Straßencafés, einer Unzahl Bars, erstaunlich guten Geschäften und sauberen Neubauhäusern,
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