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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel
Autoren: Janne Teller
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entschloss er sich, das Thema und somit den Fischer bis auf weiteres besser zu übersehen.
Einen Augenblick kaute der Schmied auf dem Mundstück seiner Pfeife, dann wandte er sich wieder Odin zu.
    »Hm, hm. Ich will nicht unliebenswürdig sein, denn wie Sie wissen, sind die Einwohner von Smedieby und natürlich die von Posthusby, nicht zu vergessen, sehr freundliche Leute, aber wir haben einen ganz kurzen Augenblick geglaubt, dass Sie nie wieder zurückkommen«, sagte er. »Ja, erst heute Morgen fragte die alte Rikke-Marie nach dem Ergehen des guten Herrn Odin, und ich musste ihr beklagenswerterweise sagen, dass ich nichts darüber wüsste.« Plötzlich wurde dem Schmied klar, dass seine Worte wie ein versteckter Vorwurf geklungen haben könnten – was in keinster Weise seine Absicht war –, und er beeilte sich hinzuzufügen: »Aber jetzt, jetzt bin ich außerordentlich glücklich, der alten Rikke-Marie sofort die Nachricht von Herrn Odins glücklicher Wiederkehr mit dem lange erwartenden und dringend benötigten Veterinär schicken zu können.« Die Brust des Schmieds schwoll an vor Stolz über die elegante Weise, wie er die Situation gerettet hatte, und mit großer Ruhe wandte er sich an die Kinder, die einen neugierigen Kreis um die Beine der Erwachsenen bildeten. »Klein Ingolf, lauf nach Hause und sag der alten Rikke-Marie, dass Herr Odin zurückgekommen ist.«
    Der Schmied warf wieder einen verstohlenen Blick auf den Fischer Ambrosius, aber da er noch immer nicht wusste, wie er, ohne unliebenswürdig zu erscheinen, die Frage nach dem dritten Mann stellen sollte, entschloss er sich erneut, nichts zu sagen. Er nahm Odin unter den Arm und machte sich auf den Rückweg nach Smedieby, während er mit einer kleinen Handbewegung andeutete, dass alle ihm folgen sollten, und das hieß nicht nur alle Dorfbewohner, die Kinder und der lange erwartete und dringend benötigte Veterinär, sondern auch der dritte noch unbekannte Mann.
    Als sie zum Entendamm mitten in Smedieby kamen, blieb der Schmied abrupt stehen und wandte sich an Odin.
    »Hm, hm«, räusperte er sich nervös. »Hm, hm. Ich will nicht unliebenswürdig sein, aber von einem Pferdemann zum anderen … ehm … Ja, Herr Odin, Sie wollen doch bestimmt zuerst Ihre Pferde sehen?« Der Schmied zögerte und kaute beklommen
auf dem Mundstück seiner Pfeife. Da war etwas, das sein Herz bedrückte, aber es war schwer, es auszusprechen. »Hm, hm, Herr Odin, ich will nicht unliebenswürdig sein, nein, in keinster Weise, aber da ist etwas, das ich Ihnen besser erzählen sollte, bevor Sie in Mutter Maries Stall gehen.«
    Wieder räusperte sich der Schmied, aber er konnte nicht mehr länger warten. »Ich befürchte, Herr Odin, dass ich Ihnen als ein Pferdemann zum anderen erzählen muss, dass Ihr Pferd, ja, das unglückselige mit dem gebrochenen Bein und all dem, dass gerade dieses Pferd einen kleineren Unfall hatte.«
    Odin zog bekümmert an seinem Bart, griff dann jedoch fest um das Hufeisen, das wieder sicher in seiner Brusttasche ruhte.
    »Glücklicherweise gibt es kein Unglück, dem ein wenig Glück nicht abhelfen kann«, sagte er ruhig.
    Der Schmied lächelte dankbar.
    »Richtig, Herr Odin, das ist so wahr, wie es gesagt ist.«
    Der Schmied und Odin und der lange erwartete und dringend benötigte Veterinär sowie alle Einwohner Smediebys und der dritte noch unbekannte Mann traten nun in Mutter Maries Stall. Rigmarole und Baltazar begrüßten Odin – wie Pferde es gewöhnlich tun –, als hätten sie ihn erst gestern gesehen. Außer dem Verband an Rigmaroles unglückseligem Bein schien ihr nichts zu fehlen, und Odin atmete erleichtert auf. Aber dann sah er den Unfall, den der Schmied angedeutet hatte. Halb versteckt hinter Rigmarole stand ein junges Fohlen, das Odin noch nie zuvor begrüßt hatte. Das Fohlen war nicht gelb wie seine Mutter, sondern milchig orange, so wie die Farbe, die sich früh am Morgen kurz vor Sonnenaufgang am Himmel zeigt.
    »Es heißt Gry«, sagte Ida-Anna bestimmt, denn da der Weihnachtsmann nicht selbst zur Stelle gewesen war, hatte sie es als ihr gutes Recht angesehen, dem Fohlen einen Namen zu geben. Und der Weihnachtsmann nickte dann auch und hatte keine Einwände, sodass Ida-Anna gerade ihren Mut zusammennehmen und ihm den Wunsch ins Ohr flüstern wollte, den sie im Vorjahr nicht hatte äußern können.
    Aber es war offensichtlich nicht der richtige Augenblick, denn jetzt räusperte sich der Schmied wieder und sagte, dass er
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