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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis
Autoren: Dean R. Koontz
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zu wundern, dass ich nicht schon für immer unter dem Rasen liege.«
    Hutch deutete auf den Schriftzug MYSTERY TRAIN, der auf meinem Sweatshirt prangte. »Was soll das eigentlich bedeuten?«
    »Keine Ahnung. Das Shirt habe ich in einem Secondhandladen gefunden.«
    »Ich war noch nie in einem Secondhandladen.«
    »Da haben Sie nicht viel versäumt.«

    »Kaufen eigentlich nur sehr arme Leute dort ein, oder geht es in erster Linie um Sparsamkeit?«
    »Da trifft man alle gesellschaftlichen Schichten, Sir.«
    »Dann sollte ich auch bald mal so einen Laden aufsuchen. Als eine Art Abenteuer.«
    »Einen Flaschengeist werden Sie da aber nicht finden«, sagte ich. Das war eine Anspielung auf seinen Film Der Antiquitätenladen.
    »Zweifellos bist du zu modern, um an Flaschengeister und Ähnliches zu glauben. Wie kommt man eigentlich durchs Leben, wenn man nichts hat, woran man glaubt?«
    »Ach, da gibt es schon ein paar Sachen, an die ich glaube.«
    Daran war Lawrence Hutchison allerdings weniger interessiert als am Klang seiner gut geschulten Stimme. »Ich beispielsweise bin sehr aufgeschlossen für alles Übernatürliche.«
    Seine Selbstbezogenheit fand ich einfach liebenswert. Außerdem war sie praktisch, denn wenn er zu neugierig gewesen wäre, was mich anging, dann wäre es mir schwerer gefallen, meine vielen Geheimnisse für mich zu behalten.
    »Mein Freund Adrian White«, fuhr er fort, »war mit einer Wahrsagerin verheiratet, die sich Portentia nannte.«
    Solche Anekdoten hatte ich auch zu bieten. »Ich kannte ein Mädchen namens Stormy Llewellyn. Als ich mit ihr einmal beim Rummel war, haben wir an einem Wahrsageautomaten, der sich Zigeunermumie nannte, eine Karte gezogen.«
    »Portentia hat zwar eine Kristallkugel verwendet und eine Menge Hokuspokus von sich gegeben, aber sie war echt. Adrian hat sie regelrecht verehrt.«
    »Auf der Karte stand, Stormy und ich würden für immer zusammen sein. So ist es allerdings nicht gekommen.«

    »Portentia konnte den Tod eines Menschen auf die Stunde genau vorhersagen.«
    »Hat sie denn Ihren Tod vorhergesagt, Sir?«
    »Meinen nicht, aber den von Adrian. Und zwei Tage später hat sie ihn genau zu der Stunde, die sie genannt hatte, erschossen.«
    »Unglaublich!«
    »Aber wahr, das kann ich dir versichern.« Er warf einen Blick auf eines der Fenster, das nicht zum Meer hinausging und deshalb auch nicht von Vorhängen verhüllt war. »Hast du das Gefühl, heute ist Tsunamiwetter, Junge?«
    »Ich glaube nicht, dass Tsunamis etwas mit dem Wetter zu tun haben.«
    »Ich spüre etwas. Behalt den Ozean im Auge, während du spazieren gehst.«
    Wie ein Reiher stelzte er aus dem Wohnzimmer in den Flur, der zum rückwärtigen Teil des Hauses mit der Küche führte.
    Ich ging durch die Haustür, durch die Boo bereits geglitten war. In dem umzäunten Vorgarten wartete der Hund auf mich.
    Ein Spalierbogen rahmte das Tor. Durch das weiße Holzgitter wanden sich purpurrote Bougainvilleen, die selbst im Winter einige Blüten hervorbrachten.
    Als ich hinter mir das Tor zugezogen hatte, glitt Boo hindurch, während ich einen Augenblick stehen blieb, um tief die frische, salzige Luft einzuatmen.
    Nachdem ich einige Monate als Gast eines Klosters hoch oben in den Bergen zugebracht hatte, um mich mit meinem merkwürdigen Leben und allem, was ich verloren hatte, auseinanderzusetzen, wollte ich an Weihnachten eigentlich daheim in Pico Mundo sein. Stattdessen war ich hierhergerufen
worden, zu einem Zweck, den ich damals noch nicht kannte und auch jetzt noch nicht erraten hatte.
    Meine Gabe - oder mein Fluch - umfasst mehr als einen gelegentlichen prophetischen Traum. Zum Beispiel führt mich eine unwiderstehliche Intuition manchmal an Orte, die ich freiwillig nie im Leben aufsuchen würde. Und dann warte ich geduldig ab, bis ich herausgefunden habe, warum ich dort gelandet bin.
    Boo und ich hielten uns Richtung Norden. Die über drei Meilen lange Strandpromenade von Magic Beach war nicht aus Holz gezimmert, sondern betoniert. Als Strandpromenade wurde sie von der Stadtverwaltung trotzdem bezeichnet.
    Wörter sind heutzutage äußerst dehnbar. Kleinkredite, die man verzweifelten Leuten zu horrenden Zinsen anbietet, nennt man Gehaltsvorschuss. Ein mieses Hotel, zu dem ein schäbiges Spielcasino gehört, gilt als Resort. Jedes beliebige Sammelsurium aus hektischen Bildern, schlechter Musik und einer disparaten Handlung wird als große Filmkunst gerühmt.
    Wir folgten der Strandpromenade aus Beton. Boo war
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