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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis
Autoren: Dean R. Koontz
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dir, junger Mann?«
    »So jung fühle ich mich nicht mehr.«
    »Das ist das miese Wetter.«
    »Heute Nacht war es wirklich mies.«
    »Möchtest du die Stadt allein verlassen?«
    »Nein. Wir gehen zusammen weg.«
    Das Kerzenlicht spielte über ihr Gesicht.
    »Die Entscheidung liegt immer bei dir«, erinnerte sie mich.
    »Mit mir zusammen bist du am wenigsten in Gefahr. Wir sollten jetzt los.«
    »Ach, jetzt habe ich’s ganz vergessen!«, rief Blossom. »Ich war gerade dabei, euch für die Reise einen Picknickkorb zu packen.« Sie eilte zur anderen Seite der Küche.
    »In wenigen Stunden geht die Sonne auf«, sagte Annamaria.
    »Irgendwo«, stimmte ich ihr zu.
    Sie stand vom Tisch auf. »Ich helfe Blossom«, sagte sie.

    Mr. Sinatra kam herbei. Ich ließ Raphael liegen, stand auf und sagte: »Danke, Sir. Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie so auf die Palme bringen musste.«
    Er gab mir zu verstehen, dass alles vergeben und vergessen war. Dann hob er die Faust und täuschte einen liebevollen Schlag auf mein Kinn an.
    »Ich dachte, Sie wären inzwischen vielleicht nicht mehr da«, sagte ich. »Sie hätten nicht auf mich warten sollen. Es ist zu wichtig … weiterzuziehen.«
    Er machte eine Geste, mit der Magier im Varieté ihren Auftritt einleiteten, indem er beide Hände umdrehte, so dass die offenen, leeren Handflächen nach oben wiesen.
    Nun war er in den Kleidern erschienen, die er getragen hatte, als er plötzlich auf einer einsamen Landstraße neben mir hergegangen war. Den Hut hatte er schief auf den Kopf gesetzt, wie man es von ihm kannte, und seinen Sportsakko lässig über die Schulter geworfen. So ging er quer durch die Küche, an einem Einbauschrank hoch und verschwand durch die Decke, ein echter Entertainer bis zum Schluss.
    »Wie ist der Retriever hierhergekommen?«, fragte ich.
    »Ist einfach an der Tür aufgetaucht«, sagte Blossom, »und hat ganz höflich gebellt. Ein ganz Lieber ist das. Sieht so aus, als würden seine Leute sich nicht gut um ihm kümmern. Er müsste besser gefüttert und mehr gebürstet werden.«
    Beim Hereinkommen hatte ich gesehen, dass Boo von Raphael wahrgenommen wurde. Zweifellos hatte der Geisterhund seinen lebenden Kollegen zu Blossoms Häuschen geführt.
    »Wir sollten ihn mitnehmen«, sagte Annamaria.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.«
    »In schweren Zeiten ist ein Hund immer ein guter Freund.«

    »Hört sich ja ganz so an, als würdest du dir mit uns allerhand Zoff aufhalsen«, sagte ich warnend zu Raphael.
    Der verzog das Maul zu einem breiten, trotteligen Grinsen, als würde ihm nichts mehr gefallen als Zoff, und zwar eine Menge davon.
    »Diese Stadt ist jetzt nicht mehr der richtige Ort für uns«, sagte ich zu Annamaria. »Wir müssen wirklich los.«
    Blossom hatte einen Picknickkorb für eine ganze Kompanie hergerichtet. Auch Rind und Huhn für unseren vierbeinigen Gefährten war dabei.
    Sie begleitete uns zu unserem Wagen hinaus, und nachdem ich den Korb verstaut hatte, drückte ich sie an mich. »Pass gut auf dich auf, Blossom Rosedale. Ich werde es vermissen, dich im Rommé zu schlagen.«
    »Ts, ts. Sobald ich euch nachgereist bin, mache ich dich wie üblich zur Schnecke.«
    Ich richtete mich auf und sah in ihrem Gesicht nicht nur das Vergnügen, das ich schon bemerkte hatte, als ich ins Haus getreten war, sondern auch eine tiefere Freude, die mir anfangs nicht aufgefallen war.
    »Bald habe ich hier alles erledigt«, fuhr sie fort, »und dann komme ich, um dir den Mercedes da abzuluchsen.«
    »Der ist geliehen.«
    »Dann musst du mir einen anderen kaufen.«
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und einen auf die Wange. »Willst du das alles denn verlassen?«, fragte ich und deutete auf ihr wunderhübsches Häuschen, hinter dessen Fenstern ein warmes Licht brannte.
    »Das alles ist nur ein Haus«, sagte sie. »Und manchmal ist es darin ganz schön einsam.«
    Annamaria trat zu uns. Sie legte einen Arm um Blossoms Schultern und einen um meine.

    »Was haben wir eigentlich vor?«, sagte ich zu Blossom. »Weißt du das?«
    Blossom schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es überhaupt nicht. Aber in meinem ganzen Leben habe ich mir nie etwas so sehr gewünscht, wie mit euch wegzugehen.«
    Wie immer luden Annamarias Augen dazu ein, sie zu erforschen, während sie dennoch undurchdringlich blieben.
    »Wo wollen wir hin?«, fragte ich. »Und wo wird Blossom uns finden?«
    »Wir bleiben telefonisch in Kontakt«, erwiderte Annamaria. »Und wo wir hinwollen … du sagst doch
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