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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis
Autoren: Dean R. Koontz
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bewegt?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich hab gedacht, ich hätte was gesehen.«
    »Nein, Sir.«
    »Wenn er sich bewegt …«
    »Bin ich mausetot. Ja, Sir.«
    »Du hast also einen einäugigen Bruder, der im Rollstuhl sitzt.«
    »Genau, Sir. Mit einer Lernbehinderung.«
    »Hat er auch eine Hasenscharte?«
    »Nein, Sir.«
    »Was du zuerst gesagt hast, das hat gestimmt.«
    Erstaunt fragte ich: »Tatsächlich?«
    »Stell dich nicht dumm.«
    »Und was habe ich zuerst gesagt, Sir?«
    »Dass man durch die Droge zwölf Stunden lang hellsehen kann.«
    »Zwölf bis achtzehn Stunden. Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Na also. So was entgeht mir nicht.«

    »Deshalb sind Sie ja auch Polizeichef.«
    »Versuch bloß nicht, hier den Arschkriecher zu machen, Harry.«
    »Nein, Sir. Das würde bei Ihnen doch gar nicht funktionieren.«
    »Ich würde dich jetzt liebend gerne abknallen.«
    »Das kommt gut rüber, Sir.«
    »Du nimmst also eine Pille pro Tag«, sagte er.
    »Stimmt, Sir, ein Multivitaminpräparat.«
    »Eine andere. Die für dieses Teledingsbums.«
    »Telekinese, Sir.«
    »Du nimmst eine pro Tag.«
    »Das muss ich jetzt wohl zugeben, Sir.«
    »Hat das Tintenfass da sich gerade bewegt?«
    »Nein, Sir.«
    »Wo ist meine Pistole?«
    »Direkt vor meiner Nase, Sir.«
    »Wenn sich dieses Tintenfass bewegt …«
    »Bin ich mausetot. Ja, Sir.«
    Wir hatten schon ein richtiges Ritual entwickelt.
    Da hätte man denken können, wir befänden uns nicht in einem protestantischen, sondern in einem katholischen Pfarrhaus.
    »Das musst du also zugeben, was?«
    »Ja, Sir, das muss ich zugeben.«
    »Also besitzt du einen Pillenvorrat.«
    »Ja, Sir. Einen anständigen sogar.«
    »Den will ich haben.«
    »Ich möchte Sie warnen, Sir.«
    »Wovor?«
    »Telekinese ist nicht so toll, wie allgemein behauptet wird.«

    »Sieh mir ins Gesicht, Harry!«
    »Das mit Ihrem Gesicht tut mir echt leid, Sir.«
    »Klappe, du Schwachkopf!«
    »Ja, Sir.«
    »Ich glaube, sie ist genauso toll, wie allgemein behauptet wird.«
    Im Türrahmen hinter Hoss Shackett tauchte einer der beiden rothaarigen Schlägertypen auf.
    »Ach du lieber Himmel«, sagte ich.
    Shackett grinste. Einige seiner Zähne waren abgebrochen.
    Gut gemacht, Mr. Sinatra.
    Den wünschte ich mir jetzt herbei, damit er sich mit dem Rotschopf hätte beschäftigen können.
    Leider war er inzwischen wahrscheinlich ins Paradies weitergezogen. Genau im falschen Augenblick.
    »Jetzt steckst du in der Klemme, was, Harry?«
    »Ich kann kaum mehr atmen.«
    Der Neuankömmling war der Bruder mit dem verrotteten Gebiss.
    »Den Trick kannst du dir sparen, Harry!«
    »Welchen Trick, Sir?«
    »So zu tun, als würde da jemand hinter mir stehen.«
    »Es steht aber tatsächlich jemand hinter Ihnen.«
    »Sobald ich mich umdrehe, willst du dich auf mich stürzen.«
    »Nein, Sir. Er ist ein Freund von Ihnen und kein Freund von mir.«
    »Wo ist meine Pistole, Harry?«
    »Vor meiner Nase, Sir.«
    »Gib mir deine Pillen.«
    »Die habe ich nicht dabei, Sir.«
    »Wo sind sie?«

    »In meiner Pillenschachtel.«
    »Und wo ist deine Pillenschachtel?«
    »In Chicago.«
    »Ich knalle dich ab, Harry.«
    »Nicht ohne diese Pillen, Sir.«
    »Ich werde dich foltern, bis du sie rausrückst. Glaub nicht, dass ich dazu nicht fähig bin!«
    »Das würde ich nie behaupten, Sir.«
    »Hör auf, mich ständig mit diesem Blick über meine Schulter zu verscheißern!«
    »Kein Grund, Sie zu verscheißern, Sir. Er ist wirklich Ihr Freund.«
    Diese Behauptung widerlegte der Rotschopf, indem er Hoss Shackett in den Kopf schoss.
    Ich stieß einen Fluch aus, der weniger zu mir als zu den Leuten passte, mit denen ich in letzter Zeit zu tun hatte, und taumelte von dem toten, in sich zusammensackenden Chief weg. Dabei stolperte ich und stürzte auf die tote Frau des Pfarrers.
    Ich hörte mich entsetzte Laute ausstoßen, während ich versuchte, von der Leiche herunterzukommen, aber es kam mir vor, als würde die mich packen und festhalten; und als ich endlich auf Händen und Knien von ihr wegkrabbelte, plapperte ich wirr vor mich hin wie jemand, der mit knapper Not dem Hause Usher oder einer anderen Schöpfung von Edgar Allan Poe entkommen war.
    »Steh auf«, sagte der Rotschopf.
    »Das versuche ich ja.«
    »Was ist denn los mit dir?«, fragte er.
    »Was mit mir los ist?«
    »Bist du bekifft?«
    »Bist du blind ?«

    »Werd’ bloß nicht frech!«, sagte er.
    »Siehst du denn diese ganzen toten Leute nicht?«
    »Macht dir das etwa was aus - tote Leute?«
    »Du
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