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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis
Autoren: Dean R. Koontz
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hast ja keine Ahnung«, sagte ich.
    »Es sind bloß Leute, außer dass sie tot sind.«
    »Was - bin ich dann etwa bloß eine Leiche, außer dass ich lebendig bin?«
    Sein Lächeln war schaurig. »Ja, genau.«
    Bisher hatte ich gemeint, eine saubere Rangordnung dieser Typen aufgestellt zu haben. Die Rotschöpfe waren Fußsoldaten, Utgard befand sich im mittleren Management, Shackett ganz oder fast ganz an der Spitze. Bei einer Dinnerparty hätte ich genau gewusst, wo man die vier platzieren musste.
    Nun wies das Auftreten des Rotschopfs darauf hin, dass er nicht nur die Stirn hatte, den Chief umzulegen, sondern auch die entsprechende Autorität. Offenbar war sein verdorbenes Gebiss kein Beweis für seinen niedrigen Rang, sondern ein modisches Accessoire.
    »Musst du mit der Pistole eigentlich auf meinen Kopf zielen?«
    »Wäre es dir lieber, ich richte sie auf deine Brust?«
    »Ja. Ehrlich gesagt, ja.«
    »Tot bist du bald so oder so.«
    »Aber ich sehe dann hübscher aus.«
    »Die ist mit Hochgeschwindigkeitsgeschossen geladen.«
    »Wenn du mich ohnehin umbringen wirst, tu es einfach.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich dich umbringen werde.«
    »Wirst du das etwa nicht tun?«
    »Wahrscheinlich schon. Aber man weiß nie.«
    »Was willst du von mir?«, fragte ich.
    »Zuerst will ich einfach mit dir reden.«

    »In letzter Zeit führt so was immer zu irgendeiner Katastrophe.«
    »Setz dich.«
    »Was - hier? «
    »Aufs Sofa.«
    »Ich kann mich nicht unterhalten, wenn tote Leute im Zimmer sind.«
    »Die werden dich schon nicht unterbrechen.«
    »Das meine ich ernst. Ich bin völlig erledigt.«
    »Hör mit dem Blödsinn auf«, sagte er.
    »Aber du hörst mir einfach nicht zu!«
    »Das ist unfair. Ich höre dir wohl zu. Ich bin ein guter Zuhörer.«
    » Mir hast du bisher aber nicht zugehört.«
    »Du redest ganz wie meine Frau.«
    Das war interessant.
    »Du hast eine Frau?«
    »Ich liebe sie heiß und innig.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Lach nicht, wenn ich’s dir sage!«
    »Ich bin sowieso nicht in der Stimmung.«
    Er beäugte mich genau, ob ich wohl irgendwelche Anzeichen von Belustigung zeigte.
    Die Pistole hatte ein imposantes Kaliber. Wahrscheinlich konnte man damit einen Kampfpanzer lahmlegen.
    »Ihr Name ist Freddie.«
    »Das klingt doch hübsch!«
    »Hübsch komisch?«
    »Nein, einfach nur hübsch.«
    »Sie ist keine maskuline Frau.«
    »Das hätte ich bei dem Namen auch nicht gedacht«, versicherte ich.

    »Sie ist sogar sehr weiblich.«
    »Freddie ist eine Kurzform von Frederica.«
    Er starrte mich an. Offenbar dachte er über diese Information gründlich nach.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte er schließlich.
    »Natürlich. Frederica wird zu Freddie.«
    »Frederica ist ein hübscher, weiblicher Name.«
    »Das habe ich ja gemeint«, sagte ich.
    »Aber ihre Eltern haben sie nur Freddie genannt.«
    Ich zuckte die Achseln. »Eltern. Was soll man da sagen?«
    Wieder starrte er mich eine Weile an.
    Ich versuchte, nicht auf seine Zähne zu blicken.
    Endlich sagte er: »Wir könnten uns ja in der Küche unterhalten.«
    »Liegen da keine toten Leute?«
    »Da habe ich niemanden gefunden, den ich umbringen konnte.«
    »Dann bin ich mit der Küche einverstanden«, sagte ich.

47
    Der Rotschopf und ich saßen uns am Küchentisch gegenüber. Er hatte noch immer die Waffe auf mich gerichtet, aber auf weniger aggressive Weise.
    Er deutete auf die Magnetschildchen an der Kühlschranktür: »Was soll das denn bedeuten: Ich habe mich beklagt, weil ich keine Schuhe hatte. Da traf ich einen Mann, der hatte keine Füße .«
    »Das kapiere ich auch nicht. Bestimmt hat Reverend Moran so viele Schuhe besessen, wie er haben wollte.«
    »Wieso sollte jemand denn keine Füße haben?«
    »Wahrscheinlich hat sie ihm jemand abgesägt.«
    »So was kommt vor«, sagte er. »Moran ist mir immer auf den Wecker gegangen. Ich war dagegen, dass er bei uns mitmacht.«
    »Wie konnte er das denn überhaupt tun?«, fragte ich. »Ein Pfarrer. Mit einer Kirche. Jesus. Atomterrorismus. Es ist mir einfach schleierhaft.«
    »Er war bei der IÖVO«, sagte der Rotschopf.
    »Was soll das denn sein?«
    »Die Internationale Ökumenische Versöhnungsorganisation. Er hat sie gegründet.«
    »Nie gehört.«
    »Er ist auf der ganzen Welt herumgereist, um den Frieden zu propagieren.«

    »Na, da hat er ja ein wahres Paradies für uns geschaffen.«
    »Du bist ganz schön komisch, weißt du das?«
    »Das sagt man mir immer wieder. Normalerweise hält man mir
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