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Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Titel: Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)
Autoren: Axel Hacke
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sich daraus ergebende lange Leben. Aber natürlich können wir das Wort »Griechenland« auch nicht mehr denken, ohne die große Krise der vergangenen Jahre im Hinterkopf zu haben, von der das liebenswürdige und stolze Volk der Griechen geplagt wird. Und wie seltsam, dass mir ausgerechnet in den schlimmsten Zeiten jenes Desasters Leserin W. aus Köln einen Reiseführer der Halbinsel Kassandra schickte, in dem es hieß: »… werden Sie einheimische Leckereien genießen, die mit dem griechischen Kummer gekocht werden.«
    Von dieser Zutat haben sie ja wirklich gerade reichlich dort unten.
    Was aber sind nun die griechischen Leckereien? (Von der wunderbaren Speise »Zwiebel ruft an« erfuhren wir ja schon im Vorwort.)
    Wir beginnen mit einer sehr schönen und schon etwas älterenKarte aus der Altstadt von Rhodos, die ein Griechenlandkenner namens
theo48
auf seiner Internetseite
Theopedia
veröffentlichte. Sie beginnt mit »Lieblos Appetizer« beziehungsweise »Hitzig Appetizer« und führt uns schließlich über »Angsthase Suppe« zu einem Gericht namens »Angsthase in Backofen«, eine wunderbar bildliche Beschreibung, denn man sieht ja den Hasen vor sich, wie er sich entweder vor dem Koch in der hintersten Ecke des Ofens zu verstecken sucht oder – sehr berechtigt vor Angst zitternd – mit allerhand Beilagen in den vorgeheizten Ofen geschoben wird.
    Nur so richtig Appetit bekommt man nicht.
    Vor dem Angsthasen steht »Lamm Erdöpfeln in Backofen« auf der Liste, und irgendwie ist man versucht, »Erdöpfeln« nicht für die falsche Schreibweise von »Erdäpfeln«, sondern für ein Verb zu halten: Ich erdöpfele, du erdöpfelst, er, sie, es erdöpfelt. Was aber geschieht, wenn Lämmer erdöpfeln? Oder erdöpfelt werden?
    Ein wenig später auf der Karte: »Sand Smelt fangen fische Brat«. Was das ist? Es war mir unerdöpflich.
    Weiter zu einem griechischen Lokal im Münchner Westend. Leser N. sandte mir ein Foto des dortigen Angebots für einen Mittagstisch, auf dem zu lesen war: »Rindleder in Zwiebel-Weinsauce mit Reis«. Er fügte hinzu: »Diese Demonstration existenziellen Sparzwangs der griechischen Bevölkerung kann mich nicht kaltlassen.« Es sind offenbar wirklich die sprichwörtlichen Schuhsohlen, die hier auf den Teller kommen, in Kummer gesotten.
    Es kommt aber noch schlimmer. Aus Delphi sandte mir Frau R. eine Karte, auf der unter der letztlich rätselhaften Überschrift »Kpisel Kompasse« allerhand angeboten wurde, darunter auch »mit Personal versorette Tomaten«. Was immer »versorette« bedeutet (gewürzt? gefüllt? überbacken? erdöpfeln?), es macht einem kein gutes Gefühl, zumindest Teile der Hausangestellten serviert zu bekommen. Weit übler wird es in der
Hermion Taverna
in Athen. Frau T. aus Frankfurt konnte mit einem Foto beweisen, dass dort »Kopffüße in der Weinsoße« auf der Karte standen. Leserin M. aus Augsburg orderte auf Kreta eine Vorspeise namens »gefaulte Webmaster«. Es waren dann »gefüllte Weinblätter«.
    Und aus der
Rhodos Taverna
in Westerland auf Sylt meldet Herr L., er habe dort einen »Senioren-Teller mit Bratkartoffeln und Tzatziki« entdeckt, was zunächst nichts Überraschendes ist. Aber man wird doch, wenn auf derselben Karte »Fisch-Teller mit Salzkartoffeln und Tzatziki« angeboten wird, fragen müssen: Wenn auf einem Fisch-Teller Fisch liegt, was finden wir dann auf dem »Senioren-Teller« vor? Und was geschah in jenem griechischen Hotel, das Frau B. (die sonst am Starnberger See lebt) besuchte? Sie fand dort nicht nur »Lampe mit Kartoffeln«, sondern auch, als Spezialität des Hauses, »Chef-Hundchen«.
    Bleibt noch die Mail von Frau R., die auf der Insel Skopelos auf einer Tavernenkarte von einem »Snitchel Giegar« las und dieses nach einigem Überlegen lautsprachlich (gi-egar = Jäger) als Jäger-Schnitzel identifizierte. Mit dem »Snitchel Tsigoiner« war es dann einfacher.
    Wer beschreibt aber die Größe des Rätsels, vor dem sich Frau B. aus Rom sah, als sie eines Tages beim Griechen in Grevenbroich auf der Tageskarte das Gericht »Marienhirte Hänschen« entdeckte?! Man fühlt sich an die Sphinx erinnert, die einst Theben belagerte und mit jedem vorbeikommenden Thebaner ein Rätselspiel trieb; wer falsch antwortete, wurde gefressen. Frau B. schreibt: »Während ich als dort Ortsfremde überlegte, ob dies wohl eine besondere regionale Spezialität sei, grübelte mein Mann weiter: ›… hirte‹ – das hat sicher etwas mit Schafskäse zu tun – aber
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