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Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Titel: Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)
Autoren: Axel Hacke
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Zutaten
fiocchi di patate
auf, das sind Kartoffelflocken, sie heißen aber hier »du fällst von kartoffeln«. Zu diesem schönen Resultat kommt man nur, wenn man
fiocchi
nicht als Pluralform von
fiocco
(die Flocke) nimmt, sondern als Du-Form von
fioccare,
das heißt »schneien« oder meinetwegen »als Flocken fallen« oder auch nur »fallen«. Dann be
deut
et
fiocchi
»du fällst« oder »du schneist«. Und
patate
sind die Kartoffeln.
    Das ist kein Einzelfall. Leser B. aus Sulzbach notierte vor Jahren in einem Restaurant in den Nordvogesen, in Lothringen also, es habe dort als Nachspeise »Schneide von seinem Alkohol besprengtes Lothringen« gegeben. Wie das? Es handelte sich um einen
Coupe lorraine arrosé d’alcool,
eine klassische Nachspeise aus Eis oder Sorbet und Früchten (in der Regel Mirabellen), von einem Obstbrand übergossen, das Ganze in einem Pokal, dem
Coupe.
    Aber
couper
ist eben auch ein Verb, es bedeutet »trennen« oder »abschneiden«, und
coupe
könnte die Befehlsform davon sein, das gibt es also auch, wie schön! Jetzt muss man sich nur noch vorstellen, wie eine Nachspeise in der Form Lothringens von Schnaps besprengt wird oderwie Alkoholhubschrauber nach dem Essen regelmäßig ganz Lothringen überfliegen, um es mit Schnaps zu beregnen.
    Moral: Es kann sehr schwer sein, etwas richtig falsch zu machen.
    Nicht vergessen wollen wir, dies als letzter Satz zu den Keksen, die Zutat »Zitronatzitronenbaum«, einfach weil es ein wunderbares Wort ist. Was gemeint ist? Vermutlich eben die Zitronatzi vom Tronenbaum.
    Sehr häufig übrigens schließen Menü-Karten mit dem Wort »Wüsten«. Dem Kenner ist natürlich sofort klar, dass der Wirt hier einfach zunächst mal aus seiner Landessprache ins Englische übersetzt hatte und bei
desserts
gelandet war. Dann musste er nur noch ein s weglassen, um zu
deserts
zu kommen, was eben »Wüsten« bedeutet.
    Welche Wüsten haben wir im Angebot? Nehmen wir die drei schönsten.
    – »Nougat erstarrt auyf fruchtausfugmasse«, Leser J. aus Essen entdeckte das in Epernay/Frankreich.
    – »Arrollado von feutchem BisKuitKuchen des Sirups, Geländeauffüllung der SuBe der Milch und Wahnsinniger (Nüsse), gesetzt mit Schaum und SchoKolade«. Das brachte Frau F., in Riemerling lebend, aus Cádiz in Südspanien mit, dazu noch eine Speise namens
Natila
, die so erklärt wird: »es verbrennt geringfügig gemacht mit Eiern, Milch und Zucker«.

    – Die Eisschokolade »mit Drehknopf der Eiscreme«, die das Ehepaar B. im Café-Restaurant auf dem Wawel in Krakau sah.
    Sehr gut gefällt mir aber auch »erfahrene Frucht« aus Catania in Sizilien, Frau T. aus München las es dort. Und noch besser, aus einem deutschen Imbiss, am Ende einer lange Liste von »Bratwurst« bis »Nussecken« zuerst »Donat« – und dann, als letzte süße Speise, nicht Éclair, sondern »Erklär«.
    Erklär! Das ist genau der Gedanke, den viele von uns am Ende der Speisekartenlektüre haben. Bitte, bitte, Mama, darf ich noch ein Erklär!?
    Leser S. aus Freising schließlich schrieb, die Familie sei, als der jüngste Sohn das Lesen lernte, einmal in einem Hotel gewesen. Der Sohn habe die Speisekarte studiert und dann gerufen: »Zur Nachspeise gibt es Schweineschaum! Was ist denn Schweineschaum?«
    Es gab Weinschaumcreme.
    PS.: In
Fiete’s Bistro
auf Sylt wurden mal, dies zu guter Letzt (Familie S. aus Frankfurt schickte mir ein Foto der mit Kreide beschriebenen Tafel), nicht nur »ital. Kaffee« und »hausgebackener Kuchen« angeboten, sondern auch »frische Waffen«. Was mich wiederum an den Brief einer anderen Frau S. erinnert, die auf einem Pappschild an einer Kneipe in Berlin Wedding neben einer kleinen, mit schwarzem Filzstift gemalten Zielscheibe las: »Lernen Sie schießen und treffen Sie neue Freunde.«
    Die Kneipe sei immer offen gewesen, schreibt sie, und immer leer…

 
Guten Morgen Latte – oder:
Das Beste von der Getränkekarte
    D ie Getränke-Auswahl beschränkt sich auf »in Flaschen getütete Weine« (Leser M. aus Würzburg brachte sie von einer Ungarn-Reise mit), »Wasser glühend antik«, von Ehepaar G. aus Porto importiert, sowie »Blechgetränke« und »Kaltes Tee in Blech«, entdeckt von Leserin V. aus Nürnberg auf Korfu. Außerdem hätten wir »Schorle mit Restkartoffel«, jedenfalls habe es das, schreibt Leserin J., vor vielen Jahren mal in der Münchner Gaststätte
Stadt Mainz
gegeben, damals betrieben von einer jugoslawischen Familie.
    Bei der Wahl zwischen Tee und Kaffee
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