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Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Titel: Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)
Autoren: Axel Hacke
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Getränken«, Herr B. aus Freiberg war dort.
    Zweitens ein »Feng Shui vom Schwein«, wie es Leserin L. auf dem asiatischen Büfett einer Clubanlage auf Fuerteventura aufstöberte.
    Drittens das »Suppegemüse Qu-Shi-Liao«, das man zur Verfertigung einer gleichnamigen Suppe benutzen kann. Leser entdeckten die Abbildung der Verpackung im Internet. T., der Sinologe meines Vertrauens, zog nach meiner Anfrage umfangreiche Erkundigungen ein, wälzte Nachschlagewerke und übersetzte die Worte
Qu-Shi-Liao
schließlich ungefähr mit »Anti-Rheumatismus-Materialien«; jedenfalls sei der Suppe wohl eine anti-rheumatische Wirkung zuzutrauen. Auf jeden Fall findet man in der Inhaltsangabe auf der Verpackung so schöne Zutaten wie »Lebt der reife Samen der Risse des Jobs«, »Der ölerfilz wirdgefärbt« und »Grosse orientalische Waserbanene«.
    Meiden würde man vielleicht besser das auf einer chinesischen Karte sehr offen zwischen »Süß-sauer Hühnerfleisch« und »Knuspriges Hühnerfleisch« angebotene »Hühnerfleisch mit ›Komischen Ge-schmack‹«. Ich weiß allerdings auch nicht, um welches Lokal es sich handelt, fand die Karte nur auf der Internet-Seite des Übersetzer-Netzwerks
ProZ.com
.
    Wofür auch immer Sie sich entscheiden, folgen Sie der Aufforderung des Heimservice
Shiwei Wok
in Rheda-Wiedenbrück (Leser K. aus Jena sandte mir diesen Fund): »Genießen Sie unsere Chinesische Cousine«.
    Und falls Sie jemals nach Mainz kommen, besuchen Sie einmal die Mensa der Johannes-Gutenberg-Universität und sehen Sie nach, ob es dort noch »Gerüchte aus dem Wok« gibt, Herr H. aus Wiesbaden hat das 2007 mit einem Foto dokumentiert.
    Eine echte Gerüchteküche!



Zitronatzi, Schweineschaum, Fruchtausfugmasse – oder:
Mögen Sie ein Dessert?
    D ies ist nun das Kapitel für die, wie man in einem beliebten Ausflugslokal im brandenburgischen Wendisch Rietz sagen würde, »Süss-Mäuler unter uns« oder, wie es ebenfalls auf der Karte dort heißt, »for the sweet mouth under us«. Dies nur als Beweis dafür, dass nicht nur das Deutsche im Ausland großartig sein kann, sondern auch das Englische. Denn Süss-Maul oder Süß-Maul oder Süßmaul oder Naschkatze sein heißt ja im Englischen nun mal
to have a sweet tooth
. Und
for the sweet mouth under us
ist allerliebstes Heinrich-Lübke- oder Lothar-Matthäus-Englisch.
    Dort in Wendisch Rietz, so schrieb mir Frau W. aus Berlin, gebe es übrigens (allerdings nicht als Dessert) »2 hausgemachte Buletten – gebraten – mit gebuttertem Landbrot und ›Oma Christa’s Schnellgurken‹«, was im Englischen dann
2 flat meatballs with bread and grand-ma’s quick bilinguals
heißt – eines der größten Rätsel, denen ich jebegegnete. Denn wieso übersetzt man »Schnellgurke« mit
bilingual?
Warum kommen hier mit den Buletten »Oma’s schnelle Zweisprachige« auf den Tisch? Wo waren die Zweisprachigen, als diese Karte übersetzt wurde?
    Aber dies nur nebenbei, wir wollten uns hier den Nachspeisen widmen. Das Schöne am Speisedeutschen ist, dass man einerseits sehr komplizierte Überlegungen anstellen kann, dass andererseits auch alles wieder ganz einfach ist. Herr H. aus München zum Beispiel sah auf einer Karte im römischen Stadtteil Trastevere die Nachspeise »Sahne Chorhemd mit Fruchten im Wald«, auf Italienisch
Panna cotta con frutti di bosco,
was der Wirt einfach dem Lexikon folgend übersetzt hat.
Panna
heißt »Sahne«,
cotta
ist das »Chorhemd« und so weiter und so weiter, bloß dass hier eben
cotta
natürlich kein Substantiv ist, sondern ein Partizip und »gekocht« heißt. Aber Partizipien stehen so selten im Lexikon wie die Ich-Formen von Verben.
    Leser R. aus München schickte mir – wir sind immer noch bei den Süßspeisen – das Bild einer sizilianischen Keksschachtel, auf deren Außenseite die Inhaltsstoffe der
biscotti
verzeichnet waren. Die Liste begann: »ich zuckere, mandeln, mandeln von aprikose, eiweiss, honig…«
    Ich zuckere? Das Phänomen kennen wir Jünger des Obersten von Huhn natürlich längst: Der Übersetzer (oder sein Freund, der Computer?) hat nicht einfach das italienische
zucchero
genommen und im Lexikon nachgesehen – was ja einfach »Zucker« ergeben hätte. Er hat
zucchero
für die Ich-Form des Verbums
zuccherare
gehalten, und dann heißt
zucchero
tatsächlich »ich zuckere«.
    Erstmals tritt uns nun aber bei den sizilianischen Keksen nun auch die
zweite
Person Singular in einer Rezeptur entgegen. Denn wenig später tauchen unter den
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