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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht...
Autoren: Robert Tibber
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Anschauungen ging ich bei Gelegenheit ins Kino. Auch ich war auf dem laufendem mit den volkstümlichen neuen Ausdrücken. Der Ausdruck, den er benützt hatte, bezog sich wohl eher auf ein Junggesellen-Apartment, das mit gummiartigen aufblasbaren Möbeln, mit Op und Pop an den Wänden, zwei Fernsehapparaten - einem Farbfernseher und einem Schwarzweißgerät —, mit Hifi und Stereo eingerichtet war, welche man direkt vom Kopf des französischen Bettes aus anstellen konnte, ebenso wie man sich von dort aus die unergründliche Bar heranziehen konnte — und nicht auf unser gemütliches Wohnzimmer mit seinen chintzüberzogenen Möbeln, den Vasen voller Blumen, die Sylvia um sich liebte, den vielen Büchern und medizinischen Zeitschriften, die überall herumlagen.
    »Dies ist weder St. James«, sagte ich, um ganz klarzumachen, daß er sich nur keinen falschen Hoffnungen hingeben sollte, »noch Chelsea.«
    Er nickte verständnisinnig.
    »Von Earls Court bis hierher habe ich eine geschlagene Stunde gebraucht, Mann.«
    Ich wünschte, er würde endlich aufhören, mich »Mann« zu nennen, und überlegte, ob es am vernünftigsten wäre, ihn nach seinen Papieren zu fragen, ihm dann seinen Betrug nachzuweisen und ihn so schnell wie möglich loszuwerden.
    Er war vielleicht gar nicht so dumm, wie er aussah. Ein großer Umschlag erschien in seiner Hand, augenscheinlich wie durch Zauberei.
    »Sie werden das sehen wollen, Mann.«
    Ich nahm den Umschlag entgegen. »Warum setzen Sie sich nicht?« Er machte mich ganz elend.
    »Ziehe vor zu stehen«, sagte er, ohne sich zu bewegen, »oder zu liegen.«
    Ich beschloß daraufhin, ihn stehen zu lassen.
    Sylvia erschien und brachte auf einem Tablett Kaffee und Gebäck herein.
    Er sagte nur: »Nosch!«, und ich kümmerte mich nicht um die beiden, da ich einen Blick auf den Inhalt des Umschlags werfen wollte, den er mir gegeben hatte.
    Ich war damit fertig geworden, an weiche Landungen auf dem Mond zu glauben, an Nieren- und Herzverpflanzungen, an das Wiedererwecken von Kranken, die bereits ein Dutzend Mal gestorben waren. Daß die Zeugnisse, die ich jetzt las, jedoch diesem Blumenkind gehören sollten, erschien mir völlig unmöglich. Den Papieren zufolge war er ein außergewöhnlich fähiger Student gewesen, ein unermüdlicher und zupackender Stationsarzt und ein Gewinn für jedes Krankenhaus als Anstaltsarzt der medizinischen Abteilung. Dieses letzte Zeugnis war von meinem ehemaligen Vorgesetzten unterzeichnet und konnte infolgedessen sehr leicht nachgeprüft werden. Die Zeugnisse waren bestimmt nicht gefälscht. Mir kam plötzlich ein Gedanke. Woher wußte ich, daß sie ihm wirklich gehörten? Er zog einen Führerschein hervor, sauber, soweit ich sehen konnte, und zu meiner nächsten Überraschung eine Mitgliedskarte der Diners-Club. Alles war auf »Fred Perfect« ausgestellt. Handelte es sich um eine vollkommene Verschwörung? Ich konnte mir einen Innenarchitekten, einen Briefträger, einen Traktorfahrer vorstellen, der auf den Namen Fred hörte, aber keinen ärztlichen Kollegen.
    »Dr. Perfect«, sagte ich und gab ihm seine Zeugnisse zurück.
    »Fred! Mann.«
    Ich schluckte. »Fred!«
     

2
     
    Als er gegangen war, sagte Penny:
    »So ein süßer Arzt!«
    »Woher weißt du denn, daß er Arzt ist?«
    »Er hatte eine Arzttasche im Taxi und ein grünes Blinklicht am Dach«, seufzte sie. »Wird er bei uns arbeiten?«
    »Das bleibt noch abzuwarten.«
    »Ich hoffe es sehr«, sagte sie mit verträumten Augen. »Wirklich!«
    Mit dem Gefühl, so alt wie Methusalem zu sein, ging ich ins Haus, um mich ins Wohnzimmer zu setzen, da mir im Moment nicht der Sinn nach Arbeit stand.
    »Was hast du denn?« fragte mich Sylvia, während sie die Kaffeetassen abräumte.
    »Ich habe eine akute Attacke, rückständige Person< genannt.«
    »Was meinst du denn damit?«
    Ich kratzte mich am Kopf. »Fred... das Lorbeerbaum-Haus...«
    »Was für ein hübscher Name!«
    Ich sah sie an. »...du...«
    »Was habe ich getan?«
    »Du bist mit der Zeit gegangen.«
    Sie stellte das Tablett nieder und setzte sich neben mich. »Ich hatte doch kürzlich auch denselben Kummer«, sagte sie. »Erinnerst du dich? Alte Röcke und Pullover, an die Küche gefesselt und dazu diese scheußliche Brille. Es geht vorüber, man muß es nur wollen. Es geht wirklich vorüber.«
    »Aber ich will mir gar keine Mühe geben. Ich bin völlig glücklich, wie es jetzt ist.«
    »Aber warum beklagst du dich dann, hätte Robin gefragt.«
    Diese
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