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Nur Mut, liebe Ruth

Nur Mut, liebe Ruth

Titel: Nur Mut, liebe Ruth
Autoren: Marie Louise Fischer
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Riesendummheit
gemacht!“ Die Perückendame eilte im Laufschritt voran, und die drei Mädchen ließen
jetzt alle Vorsicht außer acht und rannten hinter ihr her. Aber sie erwischten
sie nicht. Die Perückendame erreichte einen Taxistand, stieg in eines der
Autos, und weg war sie. Die vier Mädchen hatten das Nachsehen.
    „Verflixt!“ rief Katrin. „Wenn
Olga nur die Nerven behalten hätte, hätten wir sie auf frischer Tat erwischt!“
    Olga war inzwischen auch aus
dem Haus gestürzt und ihnen nachgelaufen. Sie hatte die letzten Worte gerade
noch gehört. „Du hast gut reden!“ rief sie. „Hätte ich denn zusehen sollen, wie
sie meiner Tante das Geld klaute? Na, schön, wir hätten sie dabei erwischt,
aber sie wäre uns genauso durch die Lappen gegangen wie jetzt! Und das Geld
meiner Tante hätte sie auch noch gehabt!“
    „Freunde, es nutzt doch nichts,
wenn ihr euch jetzt streitet“, sagte Leonore, „laßt uns lieber überlegen, was
wir jetzt noch tun können!“
    Silvy war es, die den rettenden
Einfall hatte. „Wir müssen den Kriminalinspektor anrufen, was anderes gibt es
jetzt nicht mehr. Los, laßt uns zusehen, daß wir ein Telefonhäuschen finden!
Oder besser noch, fahren wir selber zu ihm hin. Am Telefon lassen sich so
komplizierte Sachen nur sehr schwer erklären!“
     
     
     

Das
dreizehnte Kapitel
     
    Ruth war nicht nach Hause
gegangen, als sie sich von ihren Freundinnen getrennt hatte; tatsächlich hatte
sie das auch keine Sekunde vorgehabt, sondern nur so dahergesagt für den Fall,
daß die Perückendame eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihr und dem Mädchen
entdeckt haben sollte, das sie damals von der Türe der alten Frau Mühlberger
vertrieben hatte.
    Sie schlug einen großen Bogen
und kehrte zur Schillerallee und zur „Pension Erika“ zurück. Wieder ließ sie
sich auf der Bank unter der Platane nieder und machte sich darauf gefaßt, recht
lange Zeit warten zu müssen, bis die Perückendame und die Freundinnen wieder
eintrudelten. Sie sagte sich Gedichte vor und versuchte, mathematische Aufgaben
im Kopf zu lösen. Aber es war doch sehr, sehr langweilig für sie, so ganz
allein da auf der Bank zu sitzen, ohne sich auch nur vorstellen zu können, wann
sie erlöst werden würde.
    So stand sie auf und
schlenderte auf den Vorgarten zu, sie sah den großen Hortensienstrauch gleich
neben der kleinen Tür, und plötzlich hatte sie wieder einmal eine Idee. Sie
kroch hinein und zog die Zweige mit den großen grünen Blättern sorgfältig
hinter sich zusammen. So war sie ganz verborgen und konnte doch von ihrem Platz
den gepflasterten Weg, das Vorgartenpförtchen und ein Stück der Straße übersehen.
Angestrengt spähte sie hinaus.
    Aber ungemütlich war es hier
drinnen im Hortensienstrauch, feucht und unbequem. Ruth war schon nahe daran,
wieder herauszukrabbeln, als ein Taxi vor dem Haus hielt.
    Die Perückendame kletterte
heraus. Sie gab dem Fahrer einen Schein, sah sich vorsichtig nach links und
rechts um. Sie wartete auf das Wechselgeld — wie gut, daß Ruth nicht mehr auf
der Bank saß! — , steckte das Geld ein, eilte durch den Vorgarten auf die Villa
zu und verschwand durch den Nebeneingang.
    Ruth befreite sich aus dem
Hortensienstrauch und lief auf die Straße. Sie erwartete, die Freundinnen zu
sehen, begriff erst im zweiten Augenblick, daß das ja Unsinn war, denn bestimmt
hatten sie nicht mit einem Auto die Verfolgung weiterführen können. Die Perückendame
war ihnen entwischt.
    Irgend etwas war
schiefgegangen, denn die Trickdiebin hatte ausgesprochen unsicher und nervös
gewirkt. Es mußte ihr aufgefallen sein, daß sie verfolgt worden war.
    Was nun? Wie würde es
weitergehen? Was sollte sie, Ruth, jetzt tun? Und was würde die Perückendame
unternehmen?
    Es dauerte nicht lange, dann
erhielt Ruth zumindest eine vorläufige Antwort auf diese Fragen. Ein anderes
Taxi fuhr vor. Der Fahrer stieg aus, ging auf die Haustüre zu und klingelte bei
der „Pension Erika“. Ruth ging hinter dem Taxi in Deckung.
    Wenig später sah sie die
Perückendame die Villa verlassen, diesmal ohne Perücke und durch den
Vordereingang. Sie trug in der rechten Hand einen Koffer und in der anderen
eine Perückenschachtel und eine Handtasche. Den Koffer nahm ihr der Taxifahrer
ab und führte sie zu seinem Auto. Er hielt ihr die Türe auf.
    Sie stellte die
Perückenschachtel in das Auto, öffnete ihre Handtasche, warf einen Blick hinein
und erschrak; sie hatte offensichtlich etwas Wichtiges
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