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Nur Mut, liebe Ruth

Nur Mut, liebe Ruth

Titel: Nur Mut, liebe Ruth
Autoren: Marie Louise Fischer
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Gelegenheit, sich umzusehen.“
    „Aber was sollen wir denn sonst
tun?“
    „Tante Adelheid wohnt im
Erdgeschoß, vielleicht können wir vom Garten aus in ihre Wohnung linsen!“
    „Du, das wäre wirklich adrett“,
sagte Katrin, ganz erschüttert darüber, daß Olga einen so guten Einfall gehabt
hatte, „die Idee könnte fast von mir sein!“
    Silvy und Leonore waren
inzwischen herangekommen.
    „In diesem Haus ist sie
verschwunden“, erklärte Katrin, „bleibt hier stehen, und wenn sie herauskommt,
heftet euch wieder an ihre Fersen. Wir versuchen es hinten herum.“
    Ehe Silvy und Leonore noch
Einspruch erheben konnten, waren Katrin und Olga schon im Vorgarten des Hauses
verschwunden. Sie liefen unter den Fenstern her und kamen an den Mülleimern
vorbei.
    „Die müssen wir mitnehmen“,
bestimmte Olga, „wenn wir auf die klettern, können wir vielleicht...“
    Sie brauchte nicht
auszusprechen, Katrin verstand sie auch so. „Wird gemacht!“
    Sie rollten die beiden
Mülleimer um die Ecke und brachten sie unter einem großen Fenster zum Stehen.
    Olga deutete mit dem Daumen
nach oben. „Hier ist Tante Adelheids Wohnzimmer!“
    „Also los!“ Katrin machte aus
beiden Händen ein Körbchen und ließ Olga auf einen der Eimer steigen, dann
kletterte sie selber auf den anderen.
    Die beiden Mädchen hatten
Glück. Sie konnten von hier aus mit Leichtigkeit in das Zimmer hineinsehen und,
da das Fenster offenstand, auch hören, was drinnen gesprochen wurde.
    Die Perückendame saß Tante
Adelheid in einem ziemlich altmodischen, aber bequem wirkenden Sessel gegenüber
und sagte ihr Sprüchlein auf, daß sie vom Rentenamt käme, weil Tante Adelheids
Rente erhöht werden sollte, und daß sie deshalb ein paar Angaben brauchte, um
für sie auszurechnen, wie sich die Rentenerhöhung für die alte Dame auswirken
würde.
    Tante Adelheid schöpfte
offensichtlich keinen Verdacht, sondern hing aufmerksam an den Lippen der
Betrügerin. „Ach, das ist ja wunderbar“, sagte sie wieder und wieder, „meine
Rente wird erhöht? Das ist aber mal eine gute Nachricht, die Sie mir da
bringen! Was wollen Sie denn dazu noch von mir wissen?“
    „Nur ein paar Kleinigkeiten“,
sagte die Perückendame lächelnd, „das werden wir gleich haben! Aber wenn ich
vorher um ein Glas Wasser bitten dürfte!“
    Tante Adelheid sprang auf. „Ein
Glas Wasser? Aber gerne...“
    „Und recht kalt, wenn ich
bitten darf!“
    In diesem Augenblick hielt es
Olga nicht mehr aus. Sie stieß das Fenster auf, schwang sich auf das Brett und
plumpste in das Wohnzimmer. Katrin, die sah, daß sie sie nicht mehr
zurückhalten konnte, sprang ihr nach.
    „Tante Adelheid!“ rief Olga.
„Hallo, ich bin’s! Ist das nicht eine Überraschung!?“
    Tante Adelheid war so
erschrocken, daß sie sich die Hand aufs Herz preßte. „Das kann man wohl sagen!
Olga, lieber Himmel, wenn du mich schon mal besuchst, mußt du dann ausgerechnet
durchs Fenster kommen?!“
    „Das war nur ein Spaß, Tante Adelheid!
Das hier ist übrigens meine Freundin Katrin, die mit der großen Klappe, du
weißt schon!“
    Katrin machte einen höflichen
Knicks und setzte ihr bravstes Gesicht auf.
    „Das ist wirklich nett, daß ihr
mal zu mir kommt“, sagte Tante Adelheid, „nur gerade jetzt, seht ihr, ich habe
Besuch...“
    „Das macht gar nichts“, sagte
Olga fröhlich und strich sich mit allen fünf Fingern durch ihren feuerroten
Schopf, „wir setzen uns ganz still ins Eckchen und warten ab, bis du Zeit für
uns hast!“
    „Ja, so wird’s gehen“, sagte
die Tante erleichtert und wandte sich an die Perückendame. „Ach ja, ich wollte
Ihnen gerade ein Glas Wasser holen
    „Da kannst du uns auch gleich
eines mitbringen!“ rief Olga. Die Perückendame stand auf. „Nein, danke, für
mich bitte nicht mehr. Ich glaube nicht, daß wir uns in Anwesenheit der Kinder
vernünftig miteinander unterhalten können; es ist besser, ich gehe.“

    „Aber Sie hatten doch nur ein
paar ganz einfache Fragen!“
    „Ich komme ein andermal
wieder“, sagte die Perückendame, warf Katrin und Olga einen sonderbaren Blick
zu — erst war er einfach nur giftig, und dann plötzlich sah sie aus, als wenn
ihr ein Licht aufgegangen wäre.
    Ohne mit einem Wort auf Tante
Adelheids Bitten und Fragen einzugehen, stürmte sie hinaus.
    „Erkläre du es deiner Tante“,
rief Katrin und rannte hinter ihr her. Vor dem Haus stieß sie auf Silvy und
Olga. „Los, wir müssen hinter P. her!“ rief sie. „Olga hat eine
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