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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie
Autoren: Nikki Benjamin
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hatte. Er hatte gesagt, dass es ihm egal war, dass sie keine Kinder bekommen konnten – Kinder, nach denen sie sich so lange gesehnt hatte.
    Denn sie war immer fest davon überzeugt gewesen, dass es ihr bestimmt war, Mutter zu werden, und ihre verstorbene Mutter und Großmutter hatten sie in dieser Auffassung bestärkt. Doch bisher hatte sie das Erbe, das die beiden starken Frauen ihr hinterlassen hatten, nicht antreten können. Ihr war immer alles zugeflogen, was sie sich gewünscht hatte, nur eins nicht: schwanger zu werden. Und jetzt bekam sie plötzlich doch noch eine Chance, Mutter zu werden. Die durfte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
    „Nein, das ist es nicht“, antwortete sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Wenn ich allerdings nicht bald aus diesen nassen Klamotten herauskomme, kriege ich bestimmt eine ordentliche Erkältung“, fügte sie hinzu und strich sich das tropfnasse Haar aus dem Gesicht. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als ihr das eiskalte Wasser in den Kragen ihres Rollkragenpullovers rann. „Du kannst mir nicht zufällig einen Jogginganzug und ein paar dicke Socken leihen?“
    Mit knapp eins achtzig war Charlotte nur wenige Zentimeter kleiner als Sean und hatte daher schon öfter Sachen von ihm angezogen.
    „Natürlich.“ Sean erwiderte ihr Lächeln nicht direkt, doch der harte Zug um seinen Mund verschwand. „Ich würde vorschlagen, dass wir beide erst einmal duschen und uns dann in der Küche treffen, um etwas zu essen und Kaffee zu trinken. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe seit heute Mittag nichts gegessen.“
    „Gute Idee“, stimmte Charlotte zu. „Ich auch nicht.“
    Sie wandte den Blick von ihm ab und kletterte so anmutig wie möglich von seinem Schoß. Dabei versuchte sie möglichst nicht daran zu denken, wie gern sie früher immer zusammen geduscht hatten.
    Sean stand ebenfalls auf und schob verlegen die Hände in die Hosentaschen. Er wich ihrem Blick aus. Offensichtlich war ihm die Situation genauso unangenehm wie ihr. „Im Gästebad liegen frische Handtücher, Seife und Shampoo. Ich hole einen Jogginganzug und ein Paar Socken und lege dir beides ins Gästezimmer“, sagte er betont neutral, drehte sich um und wandte sich zur Treppe.
    „Danke, Sean“, murmelte Charlotte und folgte ihm. Früher wäre sie mit ihm zusammen in den zweiten Stock gegangen. In dem ans Schlafzimmer angrenzenden Bad hätten sie sich gemeinsam unter die Dusche gestellt oder wären in die altmodische Badewanne mit den Löwenklauenfüßen geklettert.
    Heute jedoch begab sie sich in das nüchterne und ordentliche Gästezimmer mit seinem praktischen kleinen Duschbad, während ihr Mann weiterging, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen.
    Hatte er sich so an ihre Abwesenheit gewöhnt, dass er sie gar nicht mehr vermisste? Oder war er so erleichtert darüber gewesen, ihren Eheproblemen entkommen zu können, dass er sie gar nicht erst vermisst hatte?
    Als Charlotte die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, fiel ihr Blick auf ihr blasses Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken. Wie immer in den letzten Wochen lagen dunkle Schatten unter ihren großen goldbraunen Augen, und ihr normalerweise lockiges braunes Haar klebte ihr nass am Kopf. Sie sah absolut jämmerlich aus.
    Es geht mir gut, versuchte sie sich einzureden. Sie war eine starke unabhängige und intelligente Frau, die nur zufällig gerade vom Regen durchnässt worden war! Auf keinen Fall durfte sie Sean gegenüber mitleiderregend wirken. Sie musste sich unbedingt zusammenreißen und ein glückliches Gesicht machen.
    Zitternd vor Kälte ließ Charlotte das Wasser schon warmlaufen, zog sich aus und legte ihre nassen Kleidungsstücke auf den Wäschekorb. Sie würde sie zum Trocknen aufhängen, sobald sie selbst wieder warm und trocken war.
    Die heiße Dusche war eine wahre Wohltat. Der vertraute Duft des Lavendel-Duschbads, das sie vor einiger Zeit gekauft hatte, entspannte sie und gab ihr das Gefühl wieder, eine Frau zu sein. Als sie nach ein paar Minuten aus der Duschkabine trat, fühlte sie sich schon erheblich besser.
    Sie wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und trocknete sich mit einem anderen ab. Danach hängte sie ihre nassen Sachen auf Kleiderbügel und streifte sich den dunkelgrauen Jogginganzug und die Wollsocken über, die Sean ihr wie versprochen aufs Bett gelegt hatte. Nachdem sie sich das Haar frottiert hatte, ordnete sie es notdürftig mit den Fingern.
    Dann öffnete sie den
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