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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache
Autoren: John Saul
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DAS KIND DER RACHE
Ein unheimlicher Roman
     
Deutsche Erstausgabe
     
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
     
    HEYNE ALLGEMEINE REIHE
Nr. 01/6963
Titel der amerikanischen Originalausgabe
BRAINCHILD
Deutsche Übersetzung von Rolf Jurkeit
Scanned by Doc Gonzo
    Diese digitale
Version ist
FREEWARE
und nicht für den
Verkauf bestimmt
    Copyright © 1985 by John Saul
Copyright © 1987 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany 1987
Umschlagfoto: Vega/Luserke/Tito Salomoni
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin
Druck und Bindung: Elsnerdruck, Berlin
ISBN 3453-00718-2
Für Shirley Osborn
Prolog
    Die späte Augustsonne brannte auf die ausgedörrten Hügel mit
einer Kraft, wie man sie eigentlich nur tiefer im Süden kannte,
und dorthin, in den Süden, so dachte der l6jährige Junge, der
sich mit behutsamen Bewegungen durch das Dornengestrüpp
am Rande des großen Rancho seines Vaters schob, hätten er
und die ganze Familie schon vor Jahren fliehen sollen.
    Aber sein Vater hatte darauf bestanden, daß sie blieben.
Ein ganzes Jahr lang, nachdem das Vertragswerk, das den
Namen ‚Guadalupe Hidalgo’ trug, unterzeichnet worden war,
hatten seine Eltern zäh miteinander gestritten, was zu tun sei.
»Man wird uns von hier wegjagen«, hatte seine Mutter
wieder und wieder gewarnt. So auch heute morgen, als sie
aufrecht und stolz in ihrem Sprossenstuhl im Schatten der
südlichen Mauer, welche die Hazienda umgab, saß. Wie immer
war sie schwarz gekleidet, ungeachtet der Hitze des Tages. Die
langen, schlanken Finger, die mit einer Stickerei beschäftigt
waren, verrieten nichts über ihre Gefühle. Der Vater des
Jungen hatte, wie immer, wenn er mit der Mutter über dieses
Thema sprach, den Kopf geschüttelt.
»Ich weiß aus Los Angeles, daß sie dort die spanischen
Verträge respektieren. Sie werden hier das gleiche tun.«
In Dona Marias Augen spiegelte sich ihre innere Unruhe.
Ihre Züge verhärteten sich. »In Los Angeles haben sie kein
Gold gefunden. Das Land dort ist wertlos, darum blieb ihnen
nichts anderes übrig, als die Verträge einzuhalten. Bei uns ist
es anders. Obwohl es hier kein Gold gibt, werden sie uns das
Land wegnehmen. Jeden Tag laufen neue Schiffe in den Hafen
von San Francisco ein. Die Stadt wimmelt von Abenteurern.
Wo werden diese Männer hingehen?«
»Zu den Goldminen«, sagte Don Robert de Melendez y Ruiz
beharrlich. Aber Dona Maria widersprach ihm.
»Die meisten werden zu den Goldminen gehen, sicher. Aber
nicht alle, Roberto! Einige dieser Männer werden Pläne auf
lange Sicht machen. Sie sind begierig auf unsere Ländereien.
Sie werden kommen, um uns alles wegzunehmen. Wer wird
uns schützen?«
»Das Presidio in Monterey...«
»Das Presidio ist bereits in ihrer Hand! Der Krieg ist zu
Ende, wir haben verloren. Unsere Truppen sind nach Mexiko
zurückgekehrt. Das Beste, was wir tun können, ist, ihnen zu
folgen.«
»Nein!« hatte Don Roberto geantwortet. »Wir sind keine
Mexikaner. Wir sind Kalifornier, dies ist unsere Heimat. Wir
haben diese Hazienda aufgebaut, deshalb haben wir ein Recht
hierzubleiben!«
»Wir machen, was du sagst«, war Dona Marias Antwort.
Ihre Stimme klang plötzlich ganz ruhig. »Aber sie werden
uns nicht auf unserer Hazienda wohnen lassen. Man wird uns
den Rancho wegnehmen. Es gibt nichts, Roberto, was wir
gegen diese Männer ausrichten könnten.«
Sie kamen am Nachmittag.
Der Junge stand auf einem Hügel, zweihundert Schritt von
der Hazienda entfernt, und beobachtete die Schwadron der
Kavallerie der Vereinigten Staaten, die langsam den Saumpfad
zum Anwesen seines Vaters hinaufritt. Die Männer sahen
eigentlich nicht bedrohlich aus, aber trotzdem konnte der Junge
spüren, daß Gefahr in der Luft lag. Statt auf sein Pferd zu
springen und nach Hause zu reiten, band er das Tier mit dem
Zügel an einen Baum, der auf der anderen Seite des Hügels
stand, und verbarg sich im Gebüsch.
Er sah seinen Vater am geöffneten Tor des Gutshofes stehen
und glaubte zu hören, wie dieser den Reitern seine
Gastfreundschaft anbot. Aber die Amerikaner blieben vor dem
Anwesen stehen. Sie warteten, bis einer der Stalljungen Don
Robertos Pferd brachte. Dieser schwang sich in den Sattel, und
dann ritt die Schwadron, Don Roberto in ihrer Mitte, den Pfad
hinunter, der zu der Missionsstation, die vielleicht tausend
Meter entfernt war, führte.
Der Junge folgte den Reitern in
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