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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache
Autoren: John Saul
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Schulgefährtinnen ihres Sohnes das Telefon strapaziert, um ihn
Lisa Cochron abspenstig zu machen.
»Du mußt nicht enttäuscht sein, wenn ihr beide nicht offiziell
zum Traumpaar erklärt werdet«, sagte sie und lachte. »Du
weißt ja, bei den Wahlen wird immer gemogelt.«
»Was du immer denkst, Mutter.« Alex schämte sich, weil er
zu wissen glaubte, daß er das Lob nicht verdiente. Nervös
suchte er nach dem Autoschlüssel und fand ihn in seiner
Jackentasche. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß auch
seine Brieftasche an ihrem vorbestimmten Platz war, ging er
zur Tür.
»Vergiß nicht, daß du nach der Feier in der Schule gleich
heimkommen sollst«, rief Ellen ihm nach.
»Du willst sagen, ich soll keinen Alkohol trinken. Ich
verspreche dir, Mutter, ich werde nichts trinken. Wirklich
nicht.«
»Also gut«, sagte Marsh. Er stand vom Küchentisch auf und
steckte seinem Sohn eine Zwanzigdollarnote zu.
»Hier hast du etwas Geld, damit du deine Freunde nach der
Schulfeier auf eine Cola einladen kannst.«
»Danke, Paps.« Und dann war Alex draußen. Sein Eltern
hörten, wie er den Wagen startete.
»Findest du es nicht übertrieben, daß er für die hundert
Meter bis zu Lisa den Wagen nimmt?« fragte Marsh seine
Frau.
»Er nimmt den Wagen, weil er sie damit bis zur Schule
bringen will«, antwortete Ellen.
»Die beiden hätten die kurze Strecke auch zu Fuß gehen
können.«
»Nicht unser Alex«, konterte Ellen. Als ihr Sohn die Küche
betreten hatte, hatten sie darüber gestritten, ob Alex das Auto
seines Vaters benutzen durfte, und jetzt ging der Streit von
neuem los. Plötzlich war Ellen unheimlich müde. »Er braucht
einen Wagen, Marsh«, sagte sie leise. »Sobald wir umgezogen
sind, kaufen wir ihm ein eigenes Auto. Schließlich ist er ein
sehr verantwortungsvoller Junge.«
»Ich habe nicht behauptet, er wäre leichtsinnig. Ich meine
nur, er müßte sich den Wagen verdienen.«
»Wie kann er soviel Geld verdienen?«
»Ich habe nichts von Geld gesagt. Ich finde nur, wir sollten
ihm den Wagen als Belohnung für bessere Noten in Aussicht
stellen.«
Ellen begann, den Tisch abzuräumen. »Was mich angeht, ich
finde seine Noten ganz in Ordnung.«
»Ich nicht.«
»Ich schlage dir einen Kompromiß vor, Marsh. Wenn seine
Noten nicht besser werden, kriegt er keinen eigenen Wagen.
Okay?«
»Einverstanden«, sagte Marsh. »Und jetzt erlebst du den
liebenswürdigsten Ehemann in ganz Kalifornien. Ich werde dir
beim Abwasch helfen. Wenn wir fertig sind, fahre ich los und
hole Lisas Eltern rüber auf einen Drink. Wie findest du das?«
Die Spannung, die wie eine Gewitterwolke zwischen ihnen
gehangen hatte, war verflogen. Ellen freute sich, als ihr Mann
beim gemeinsamen Abtrocknen der Teller ihren Arm berührte.
Sie freute sich besonders, weil diese Berührung kein Zufall
war.
    Es war wirklich nur ein Steinwurf bis zu Lisa. Alex parkte den
roten Mustang in der Auffahrt des Anwesens. Er betrat das
Haus, ohne anzuklopfen. »Irgend jemand zu Hause?« rief er
wohlgelaunt. Lisas Schwester, die sechsjährige Kim, kam die
Treppe heruntergepoltert und warf sich ihm in die Arme.
    Sie grapschte nach dem Ansteckbukett, das sich in einer
Zellophanschachtel befand. »Ist das für mich?«
»Was nicht ist, kann noch werden. Wenn Lisa nicht fertig
angezogen ist, nehme ich dich mit auf die Feier.« Er gab die
Kleine frei, als Lisas Vater im Türrahmen des Wohnzimmers
erschien. »Guten Abend, Mr. Cochran.«
Jim Cochran maß den Freund seiner Tochter mit einem
prüfenden Blick. »Der Prinz hat sein Märchenschloß verlassen,
um Aschenputtel zum Tanzen abzuholen«, frotzelte er.
Alex überspielte seine Verlegenheit mit einem Grinsen. »Sie
übertreiben, Mr. Cochran. Unser neues Haus ist kein
Märchenschloß, und außerdem werden wir frühestens in zwei
Wochen dort einziehen.«
»Da magst du recht haben«, sagte Jim Cochran. »Falls doch
noch was dazwischen kommt, Kims Zimmer wird frei. Das
könntest du mieten.«
Die Sechsjährige stemmte die Arme in die Seiten. »Wie
meinst du das, Paps? Mein Zimmer wird frei?«
»Ich will damit nur sagen, daß ich irgendwie froh wäre,
wenn ich dich loswürde.«
Die Sechsjährige versetzte ihrem Vater einen Hieb in den
Bauch. »Du wirst mich nicht los. Ich bin deine Tochter.«
»Da hörst du's«, sagt Jim Cochran, zu Alex gewandt.
»Besser, du gewöhnst dich dran. Frauen tun nie, was man
sagt.« Er strich der Kleinen über den Scheitel. »Trinkst du eine
Coke,
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