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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie
Autoren: Nikki Benjamin
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dass sie ihr Ziel niemals erreichen würde? Warum fiel es ihr nur so schwer zu akzeptieren, dass es ihnen offensichtlich einfach nicht bestimmt war, Eltern zu werden?
    Sean hatte dieser Gedanke nie richtig gestört. Sein eigener Vater war nicht gerade ein gutes Vorbild gewesen: beruflich ständig unterwegs und vom Wesen her kühl, distanziert und kritisch. Er hatte in Sean nie den Wunsch geweckt, selbst Kinder zu bekommen.
    Im Grunde genommen hatte Sean sich Charlottes Wunsch nach einem Baby nur deshalb gefügt, weil er sie liebte und ihre Bedürfnisse und Wünsche respektierte.
    In den letzten Monaten ihres Zusammenlebens war Charlotte in ihren Bemühungen, ein Kind zu bekommen, so verbissen gewesen, dass Sean sich von Tag zu Tag ausgeschlossener gefühlt hatte – wie eine bloße Randfigur. In dieser angespannten Situation ein Kind zu bekommen, hätte für ihre Beziehung bestimmt das endgültige Aus bedeutet.
    Die ganze Situation hatte ihn so tief verunsichert, dass er es für die beste Lösung gehalten hatte, die Lage neu zu überdenken. Also hatte er den Hormonbehandlungen und weiteren künstlichen Befruchtungen nicht zugestimmt, kurz entschlossen seine Sachen gepackt und war nach New Orleans gezogen.
    Hätte er jedoch geahnt, was für eine unüberwindbare Kluft sich in den nächsten Monaten zwischen ihm und Charlotte auftun würde, hätte er es nicht getan. Er wäre geblieben und hätte versucht, seine Frau an ihre schönen ersten acht Ehejahre zu erinnern. Denn die waren glücklich gewesen – bis Charlotte es sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Kind zu bekommen.
    Aber vermutlich hätte das auch alles nichts gebracht, dachte Sean resigniert, während er sich einen doppelten Whisky einschenkte. Charlotte hatte sich nämlich strikt geweigert, seinen Standpunkt zu akzeptieren. Wie er es auch drehte und wendete – es sah so aus, als wären sie in eine Sackgasse geraten.
    Das beantwortete jedoch noch immer nicht die Frage, warum Charlotte ausgerechnet an einem so dunklen und stürmischen Abend zu ihm gekommen war. Wollte sie ihn womöglich um die Scheidung bitten? Allein bei dem Gedanken bekam Sean sofort heftiges Herzklopfen. Aber vielleicht sah er das Ganze ja auch viel zu pessimistisch. Möglicherweise verstand sie ihn inzwischen besser und wollte sich wieder mit ihm versöhnen. Die Vorstellung, dass sie ihrer Ehe vielleicht noch eine Chance geben wollte, beschleunigte seinen Herzschlag noch mehr.
    Charlottes etwas zu muntere Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wenn meine Sinne mich nicht trügen, riecht es hier nach warmem Muffuletta-Sandwich.“
    Als Sean sie ansah, blieb sie zögernd stehen. Plötzlich wünschte er, er hätte sich eine geeignete Strategie für das bevorstehende Gespräch überlegt, anstatt über die Vergangenheit nachzugrübeln. Trotz seiner Wut auf sie fand er sie nämlich noch immer verdammt anziehend. Sogar in dem ausgebeulten Jogginganzug und den dicken Socken sah sie sexy aus.
    Voller Entsetzen wurde Sean bewusst, dass er gerade eine Erektion bekam. Er hätte die körperliche Reaktion gern auf sein sechsmonatiges Zölibat geschoben, aber es steckte mehr dahinter als nur ein Ansturm von Testosteron. Denn keine Frau, der er je begegnet war – ganz egal wie kultiviert, glamourös oder willig –, hatte ihn je so angezogen wie Charlotte.
    Jetzt war allerdings nicht der passende Zeitpunkt, ihr das zu zeigen. Zumindest nicht, bis er wusste, was sie von ihm wollte. Das Beste war, seine Gefühle und sein Verlangen hinter einer nüchternen geschäftsmäßigen Fassade zu verstecken.
    „Stimmt, ich wärme gerade eins im Ofen auf“, antwortete er kühl. „Ich habe es auf dem Rückweg von der Arbeit vom Markt mitgebracht.“ In diesem Moment fiel sein Blick auf den dicken braunen Umschlag, den Charlotte an die Brust gepresst hielt.
    „Ich habe kein Muffuletta-Sandwich gegessen, seit … seitdem wir das letzte Mal zusammen hier waren“, sagte sie und lächelte wehmütig. Sie ging zur Kücheninsel, setzte sich auf einen der hohen schwarzen Hocker und legte den Umschlag mit dem Absender nach unten vorsichtig vor sich auf die Tischplatte.
    „Das Sandwich ist in ein paar Minuten fertig.“ Sean stellte sein Glas ab und füllte Wasser in die Kaffeemaschine. „Ich mache dir jetzt erst mal einen Kaffee.“
    „Ehrlich gesagt hätte ich lieber einen Whisky mit Eis“, sagte Charlotte.
    Sean drehte sich verblüfft zu ihr um. Sie war zwar keine Abstinenzlerin, trank normalerweise jedoch nur
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