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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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diese Geständnisse nichts wert sind.
    Und dabei fordert der Herr Staatsanwalt ,gnädigerweise’
    nicht das Todesurteil, sondern lebenslange Haft. Pekalskis Wille wurde gebrochen bei den zahlreichen Verhören, wie im 257

    Falle Sylwia R.. Man hat ihn mit Handschellen und Knüppeln erschreckt. Zu diesem Zeitpunkt erkannte oder glaubte die Polizei, daß man aus ihm noch viel mehr herausquetschen könnte.

    Die Verteidiger plädieren für unschuldig – Urteil um Montag Ich fordere lebenslänglich!
    Ewa P. war ein junges Mädchen, das von der Hochzeit träumte und ein normales Leben führen wollte. Warum mußte ausgerechnet sie mit dem Hammer erschlagen werden?
    Malgosia K., heute wäre sie 19 Jahre alt. Damals biß sie sich vor Schmerzen und Angst die Finger ab … Oder die sechs Monate alte Marta M., was hatte dieses Kind verbrochen? – so fragte gestern im Slupsker Wojewodschaftsgericht der 258
    Ankläger Mieczyslaw Buksa, der für Leszek Pekalski lebenslänglich forderte.

    Gestern, an einem weiteren Tag des Prozesses gegen Leszek Pekalski, der aufgrund von 17 Morden, zweier Vergewaltigungen und einer Kindesentführung angeklagt ist, schloß der Vorsitzende des Richterkollegiums, Richter Andrzej Cyganek, das Gerichtsverfahren ab. Danach trat der Staatsanwalt Mieczyslaw Buksa auf, der in einer vierstündigen Anklagerede die Beweise für die Verbrechen analysierte, wozu er auch 80
    Zeugenaussagen nutzte.
    Vor der leidenschaftlichen Abschlußpassage, in der er an das jüngste Opfer des Angeklagten erinnerte, wandte sich der Staatsanwalt an das Gericht: – Unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten beantrage ich eine lebenslängliche Isolation, oder besser gesagt, lebenslänglichen Freiheitsentzug, aber nicht die Todesstrafe … Nach der Rede begründete M. Buksa den Journalisten seine Forderung. Alle diese Verbrechen verdienen die Todesstrafe, aber als Staatsanwalt muß ich die organischen Hirnschäden des Angeklagten berücksichtigen.
    Von der Rede des Staatsanwaltes war Pekalski sichtlich gelangweilt, er gähnte, wackelte hin und her, kratzte sich, verzog lächelnd die Mundwinkel und popelte in der Nase. Seine Verteidiger, Ryszard Cynalewski und Andrzej Sut, kündigten an, daß sie sich in ihren heutigen Reden an das Gericht wenden und für unschuldig plädieren wollen. Der Urteilsspruch erfolgt höchstwahrscheinlich am Montag.

    Aus den Archiven rutschte eine Lawine von ungeklärten Fällen auf Leszek Pekalski zu. Doch außergewöhnlich ist, daß er 80
    Morde insgesamt gestanden hat. Er hat sie gestanden, ja, aber man hat nicht einmal einen handfesten Beweis seiner Geständnisse. Es gibt keine objektiven Beweise auch nur für eine einzige Tat.«

    259
    Der Verteidiger versucht, dem Gericht Punkt für Punkt der Anklageschrift zu widerlegen und das Fehlen von ausreichen-den Beweismitteln klarzumachen.
    »Unabhängig, ob Leszek die Taten begangen hat oder nicht, es gibt keine Beweise. Dieser Prozeß ist ein Indizienprozeß, und die Beweismittel der Staatsanwaltschaft greifen nicht.
    Alles kann in der Phantasie Leszeks erblüht sein. Die Beweise, die die Staatsanwaltschaft vorlegt, lehnen sich an das geistig kranke Gehirn dieses Leszek Pekalski an. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben versagt, waren nicht imstande, die Ermittlungen so zu führen, daß klare Beweise auf dem Tisch liegen würden. Und da diese nicht vorliegen, beantrage ich für den Angeklagten: Freispruch!«
    Es ist still geworden in dem großen Saal.
    »Freispruch« hallt es in den Köpfen aller wider, die die Ausführungen des Verteidigers verfolgt haben.
    »Freispruch« für diesen Menschen, für diesen gelangweilt blickenden Mann, der sich seine abartigen Wünsche
    hemmungslos erfüllt hat.
    Zeuge für Zeuge zitiert der Rechtsanwalt und nach seinen Ausführungen ist kein einziger dabei, der Leszek Pekalski belasten konnte. Selbst die Aussage der Freundin Sylwias, Janina, stellt er als sehr unglaubwürdig hin. Sie stehe unter dem enormen Druck der Bevölkerung, ihres Vaters und des
    Gerichtes und daher glaube er nicht an die Ausführungen dieser Zeugin. Aussagen wie: »Das traue ich ihm schon zu!«
    würden eben nicht für die Verurteilung zu lebenslänglich oder gar zur Todesstrafe reichen.
    Wieder einmal lächelt Leszek die Zuhörer an, als er aus dem Saal geführt wird. Nach einer Pause von zwanzig Minuten soll Leszek Pekalski Gelegenheit bekommen, noch einmal zu dem Gericht zu sprechen, bevor das Urteil verkündet wird.
    »Angeklagter,
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