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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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Aufmerksamkeit in seiner dunklen Zellen-Gruft gebühren sollte.
    Zwei Beamte betreten den Saal, doch Leszek ist nicht dabei.
    Die Tür wird geschlossen und die beiden Polizisten nehmen Aufstellung neben der Familie R.. Jeder im Saal weiß, was das zu bedeuten hat.
    Man hat Angst, Leszek Pekalski könnte etwas geschehen, obwohl es ihm doch jeder im Saal wünschen würde, der Rache dieser Frau ausgeliefert zu sein. Plötzlich erscheint Leszek Pekalski, er lächelt in die Kameras, als ginge es darum, vor einem begeistert klatschenden Publikum einen bedeutenden Preis in Empfang zu nehmen. Er kann durch das gleißende Licht nichts erkennen und hält seine Hand vor die Augen.
    Vielleicht zwei Meter vor den Eltern Sylwias erkennt er sie, er zieht an den Fesseln und will den Raum wieder verlassen.
    Doch die drei Beamten zerren Leszek an dem Paar vorbei.
    Sichtlich erleichtert nimmt er auf der Anklagebank Platz, flankiert von den Beamten. Nicht nur Leszek läßt Frau R. nicht aus den Augen, auch die Polizisten bleiben aufmerksam.
    Ängstlich blickt sich Leszek im Zuhörerraum um, vermutlich um zu sehen, ob noch weitere Angehörige von Opfern
    anwesend sind. Der Staatsanwalt lächelt, er genießt offenbar die Angst Leszeks. Die beiden Anwälte des Angeklagten haben 263
    nur einen Blick auf die Tür, aus der das hohe Gericht nun hoffentlich bald eintreten wird.
    Dies geschieht um 11 Uhr 23 und der Saal gleicht sofort einem Hexenkessel, die Reporter treten vor bis zum Richter-tisch. Jede Kamera ist nur auf einen Mann gerichtet, den Vorsitzenden des Gerichts, der nun das Urteil verkünden soll.
    Alle im Saal sind aufgestanden, wie es die Würde des Gerichts verlangt, nur eine Frau bleibt sitzen: Sylwias Mutter.
    Demonstrativ mißachtet sie die Würde des Gerichtes, als ahne sie den Ausgang des Prozesses.
    »Ich verkünde das Urteil gegen Leszek Pekalski. Der
    Angeklagte wird verurteilt zu: 25 Jahren Haft für den Mord an Sylwia R., jedoch wird der Angeklagte vor seinem Haftantritt in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Erst nach der Entlassung kann der Angeklagte seine Haftstrafe antreten.
    Weiterhin werden dem Angeklagten auf die Dauer von zehn Jahren die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Der Angeklagte hat weiterhin die Gerichtskosten in Höhe von 7.000
    Zloty zu zahlen. Bitte setzen Sie sich, ich verlese nun die Urteilsbegründung.«

    Leszek Pekalski setzt sich und wer ihn beobachtet, kann feststellen, wie ungerührt er dieses Urteil hinnimmt. Die Worte des Richters scheinen ihn nicht zu interessieren. Er beginnt an den Fingernägeln zu kauen und läßt den Richterspruch völlig apathisch über sich ergehen. Ob er zufrieden mit diesem Urteil ist oder nicht, man kann keine Regung an ihm feststellen. Fest steht: Das Urteil scheint ihn nicht betroffen zu machen. Es scheint vielmehr, als würde er den Worten des Richters gar keine Aufmerksamkeit schenken. Er sieht nur immer wieder auf seine Hände.
    Auf diese Hände, von denen nur er weiß, welches Unrecht sie angerichtet haben. Ständig richtet er seine Haare zurecht, als gelte es, einen guten Eindruck auf die Fotografen zu 264
    machen. In der Urteilsbegründung weist der Richter darauf hin, daß die gesamte Strafzumessung nur auf den Fall Sylwia R.
    bezogen ist. Alle anderen Anklagepunkte weist das Gericht zurück. Zu schwach wären alle Beweismittel der Staatsanwaltschaft gewesen, um Leszek Pekalski für weitere Straftaten zu verurteilen.
    Jeder Zweifel, so der Vorsitzende Richter, mußte während des Prozesses zum Vorteil des Angeklagten Leszek Pekalski angerechnet werden, und Zweifel habe es viele gegeben.
    Letztendlich seien nur im Falle Sylwia R. die Beweise so erdrückend, daß man daran den Angeklagten des Mordes
    überführen konnte. Die weiteren 16 Straftaten der Anklage hätten ihm nicht nachgewiesen werden können. Äußerst
    schlecht geführte Ermittlungen seien dafür verantwortlich. Es habe sich herausgestellt, daß Dreh- und Angelpunkt der Anklage die Geständnisse des Angeklagten waren. Eindeutiges, das ihn hätte überführen können, habe es indes nicht gegeben.
    Plötzlich schüttelt sich Leszek, beugt sich zu seinen beiden Verteidigern nach vorne und flüstert seinem Anwalt etwas ins Ohr. Aufgeregt und gestikulierend fordert er eine sofortige Reaktion der Anwälte auf dieses Urteil.
    Doch seine Verteidiger versuchen, ihn wie eine lästige Fliege abzuschütteln: »Langsam, langsam. Alles zu seiner Zeit, wir werden mit allem fertig …«. so ihr
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