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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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wenigstens vor größeren Gegenständen.
    Auch die Wärter haben sich ihm gegenüber verändert, ihm, dem »Star« von Zelle 53, denn es gibt auch für sie keine Geschenke mehr durch ihn und er bekommt das zu spüren. Aus seinen Augenwinkeln beobachtet er die Mitgefangenen. Er kann sie nicht erkennen hinter ihren dunklen Zellenfenstern, er 272
    sieht nicht, wer auf ihn lauert. Denn alle Gefangenen wünschen dieser Bestie den Tod, als einzige gerechte Strafe, die sie sich vorstellen können. Der Bankräuber kann nicht verstehen, warum er acht Jahre hier verbringen muß, wo er doch
    niemanden verletzt hat.
    »Und dieses Schwein, der Kinder umgebracht hat und
    wehrlose Frauen, der bekommt nur fünfundzwanzig Jahre?«
    »Ruhe da oben auf Zelle 46!« ruft der Wärter, der Leszeks Hofgang bewacht.
    »Ist doch wahr«, lautet die Antwort und dabei wird das Zellenfenster geschlossen.
    »So ist das Leben hier eben«, erklärt der Beamte und beendet den Hofgang zehn Minuten früher. Wortlos betritt Leszek den Bau und läßt sich wieder auf seine Zelle bringen.
    Nach Wochen erfährt Leszek, der eigentlich zunächst Mitte Januar 1997 in eine große Strafanstalt zwischen Stettin und Slupsk gebracht werden sollte, daß er in eine psychiatrische Anstalt in Kostborowo gebracht wird. Dieses Krankenhaus liegt 60 Kilometer von Danzig entfernt und hat eine
    psychiatrische Abteilung.
    Leszek freut sich, denn er weiß aus Erfahrung, daß es ihm dort sehr viel besser geht als im Gefängnis. Besseres Essen, nicht den ganzen Tag eingesperrt sein und Spaziergänge im Park, das würde ihn dort erwarten. Die Entscheidung des Gerichts ist gefallen und man bereitet sich auf den Transport vor. Doch die angestellten Ärzte und Krankenschwestern protestieren. Riesige Artikel in der Presse und Sendungen im polnischen Fernsehen wühlen die Volksseele erneut auf.
    Niemand hat bedacht, daß dieses Krankenhaus über keine geschlossene Abteilung verfügt, die eine Flucht Leszeks unmöglich machen würde. Die Krankenschwestern und Ärzte sind empört und drohen zu streiken, wenn Leszek zu ihnen gebracht wird.
    »Niemand kann die Sicherheit für all die Kranken in dieser 273
    Klinik garantieren, geschweige denn, für das Personal. Dieser Mann in unserer Klinik würde eine echte Gefahr darstellen.
    Wie kann man einen solchen Mörder in ein normales
    Krankenhaus einliefern?« regt sich ein Arzt der Klinik auf und die Bevölkerung Polens gibt ihm recht.
    So hallt durch die dunklen Gänge der Strafanstalt Slupsk weiter der Chor der Mitgefangenen, und täglich wird die Angst größer in Leszek Pekalski, daß sie das Angedrohte wahr machen.
    Er weiß, nur ein Augenblick entscheidet im Zweifelsfall über sein Leben. Die Unachtsamkeit nur eines Beamten bedeutet Schmerzen oder seinen Tod. Er erinnert sich an einen kurzen Aufenthalt in einer Anstalt, in der er früher einsaß, wo Mitgefangene zum Teil wahrgemacht haben, wovon die
    Häftlinge in Slupsk träumen.
    Damals wußte man noch nicht einmal andeutungsweise, wer er wirklich war, und trotzdem wurde er von vielen Männern vergewaltigt, zwangstätowiert und mit dem Tode bedroht.
    Damals, als das Ausmaß des Schreckens noch ein Ende kannte.
    Erschrocken hat er zur Kenntnis nehmen müssen, daß man ihn zunächst ausgerechnet dorthin bringen wird, bis eine neue psychiatrische Klinik gefunden ist, in der die nötige Sicherheit garantiert werden kann.
    In ein Gefängnis, das keinen Gefangenen unter fünf Jahren Haft aufnimmt, einer Anstalt für Schwerstverbrecher, die gefürchtet ist bei den Gangstern in Polen. Noch kann er zumindest sein Leben genießen, doch wie lange noch?
    Vielleicht hört er heute, wo es still um ihn geworden ist, die Schmerzensschreie seiner Opfer. Wer über Jahre recherchiert und versucht hat, alles über diesen Menschen zu erfahren, wird feststellen: Man kann nicht in Herzen sehen, wo keine sind.
    Man kann nicht aus Sätzen lesen, gesprochen und entsprungen aus einem deformierten Gehirn, das nur den Freuden des Bösen gerecht wird.

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    »Ich war nicht böse, daß die Frauen mich so gemieden
    haben, aber es tat mir leid und ich war verzweifelt. Ich bin doch auch nur ein Mensch, auch wenn ich ein wenig gestört bin. Ich suche ein Mädchen, so zwischen 30 und 37 Jahren. Am besten wäre es, wenn es ein Mädchen ist, das vor allem keine Probleme macht, sollte es einmal zu einer Heirat kommen. Ich möchte wenigstens eine Freundin haben, ich bin doch noch so
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