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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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dennoch denke ich, dass ihrerseits ein wenig mehr Respekt mir gegenüber nicht schaden könnte.
    Manchmal werde ich sogar das Gefühl nicht los, dass Fabian diese Angelegenheit auf die leichte Schulter nimmt. Dabei sind die von ihr gespielten Streiche an mir nicht mal mehr als kindlich abzuweisen. Meiner pe rsönlichen Ansicht grenzen sie schon mehr und mehr an einen Versuch, eine Spaltung zwischen mir und ihrem Vater herbeizuführen.
    Schließlich war es für mich nicht gerade angenehm als ich vor rund zwei Wochen mit meinen Freundinnen, ü brigens alle gehobener Klasse, im Café Weitgasser in Klagenfurt zusammensaß und es plötzlich so unangenehm roch, dass alle Freundinnen ihre Nasen rümpften. Dabei war es doch nur ich, die ihre Handtasche geöffnet hatte. Sie können es sich gar nicht vorstellen und bis heute weiß auch ich nicht, was den üblen Geruch aus der Tasche verursacht hat. Denn trotz intensiver Durchsuchung der Handtasche habe ich nicht den geringsten Beweis gefunden.
    Oder ein anders Mal als ich mit Fabian im Esszimmer saß, Anni hatte bereits mit dem Auftragen der Speisen begonnen, als ich plötzlich einen höllischen Schmerz in meinem linken Oberschenkel verspürte. Der Ursache auf den Grund gehend, fand ich in meinem Stuhlkissen einen langen, scharfen Reisnagel mit der Spitze nach oben, der sich durch meinen Rock in meinen Oberschenkel gebohrt hatte.“
    Dabei schaute sie Pfarrer Peter Weiler mit gekünstelt schmerzvollem Gesicht so an, dass dieser nur mit Mühe und Not seine Fassung bewahren kann, um nicht lauthals loszulachen.
    „Doch Herr Pfarrer, das sind nur einige Dinge aus dem schier bar unendlichen Repertoire der kleinen, angeblich so unschuldigen Tochter Fabians. Zum Schluss noch eine kleine Geschichte, damit sie ihr Bild vervollständigen können. Letzte Woche waren Fabian und ich in Wien um uns im ‚Theater an der Wien’ eine Aufführung der Operette ‚Die Fledermaus‘ anzuschauen. Wie sie ja wissen, bin ich gerade erst Vierzig geworden, aber um die Handlung besser verfolgen zu können, hatte Fabian sein Opernglas mitgenommen, welches ich auch gerne b enutzte. Sicher hat Fabian oder wer auch immer das Glas benutzt hat, eine vollkommen andere Dioptrien Zahl als ich. Schließlich musste ich daher beide Augenmuscheln für meine Augen übereinstimmend, nachstellen. Gewundert habe ich mich schon, als ich in der Pause auf dem Weg zur Toilette von einigen, besonders weiblichen Personen, interessiert angeschaut wurde und sich die Damen hinter vorgehaltenen Händen etwas zuflüsterten. Die Bescherung entdeckte ich aber erst in der Toilette als ich mich etwas auffrischen wollte und dabei einen Blick in den Wandspiegel warf. Ich schwöre ihnen, Herr Pfarrer, ich sah aus wie ein gerade aus einem Käfig entwichener Waschbär. Rund um meine Augen waren schwarze kreisrunde Ringe gezogen, die mich nicht nur zum Gespött der anderen Leute machten, sondern auch nur schwerlich wieder zu entfernen waren. Als ich, den Tränen nahe, schließlich zu Fabian in unsere Loge zurückkam, wurde es von ihm mehr oder weniger als ein Kinderstreich abgetan.“
    Doch jetzt ist es auch um die Fassung des Pfarrers total geschehen. Ein riesengroßes Taschentuch aus seiner Hosentasche ziehend, täuscht er mehr krampfhaft als natürlich, einen Hustenanfall vor, um den ihn erfasse nden Lachanfall Christine nicht anmerken zu lassen.
    In Stefanies Schulklasse in der Grundschule in Ebenthal ist einer ihrer Mitschüler, der ebenfalls achtjährige Tobias, Sohn des Pichler-Bauern aus der nahen Umgebung. Tobias, rothaarig und fast schon wie ein Markenzeichen, immer mit ungekämmten Haaren, ist der Jüngste in der Pichler Familie mit sechs Kindern, nämlich einem Mädchen und fünf Buben. Natürlich erlernt er die meisten seiner Dummheiten und Streiche von seinen älteren Brüdern, doch seine Schwester Margarete ist auch nicht gerade ein Unschuldslamm, wenn es sich um das Ausdenken von Streichen handelt.
    So ist man sich auf dem Pichler Hof ohne großes Nachdenken darüber einig, dass man der kleinen Stefanie aushelfen muss und dass obwohl in Ebenthal das Gerücht herumgeht, dass ihr Vater stinkreich sei. Doch Genaues hierüber weiß eigentlich nur der Pfarrer Peter Weiler und der schweigt. Wie es auch immer ist, sei dahingestellt. Das momentan einzig Wichtige ist die Tatsache, dass von Tobias und seiner Geschwister Seite betrachtet, Stefanie geholfen werden muss. Schließlich kommt der Fakt hinzu, dass sich der achtjährige Bub
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