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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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    „Ja, ja, jetzt habe ich euch lange genug bewirtet. Es ist nun an der Zeit, dass ihr in euer ‚Zu Hause‘ kommt. Tatjana du warst ja schon viel zu lange um mich herum, nun ist endlich die Zeit für dein eigenes Leben angebrochen. Ich werde hier auch weiterhin glücklich sein. Einen alten Baum verpflanzt man zwar nicht, aber des Öfteren werdet ihr schon mit meinem Besuch rechnen müssen.“
    Nach diesem denkwürdigen Gespräch begann in den nächsten Tagen im Haus der Königs die große Packerei. Natürlich hatte es sich unter Verwandten und Freunden schnell herumgesprochen, dass Fabian mit Tatjana und Stefanie in den nächsten Tagen die Stätte ihres derzeitigen Aufenthaltes, die so viel Glück, Unglück, Freude und Leid für alle Beteiligten beschert hatte, verlassen werden.
    Nur einen Tage nach ihrer Abreise aus Kanada und nur Stunden nach ihrer Ankunft in Ebenthal wurde die neue Familie mit großem Zeremoniell empfangen. Zwei Musikkapellen, einige Gesangvereine und Hunderte von Ebenthaler Bürger hatten sich vor dem ‚Bauer Estate‘ eingefunden, um Tatjana, Stefanie und ihren neuen Helden Fabian zu begrüßen.
    Aus dem Empfang wurde ein regelrechtes Volksfest, welches sich bis weit in den nächsten Morgen hinzog. Max Hofstetter und seine Anni, beide von Rührung überwältigt, hätten gerne die Ankömmlinge mit einer kleinen Ansprache begrüßt, aber weder er noch sie brachten auch nur ein einziges Wort über ihre Lippen. Alles was man bemerken konnte, waren ihre Freudentränen.
    Nur einer hatte es geschafft, sich durch das Menschengewühl zu kämpfen. Schließlich hatte der kleine Tobias bereits einige Stunden vor der voraussichtlichen Ankunft mit seinen restlichen Ersparnissen den schönsten Blumenstrauß, den er im Ort auftreiben konnte, erstanden, um ihn seiner liebsten Freundin Stefanie bei ihrer Ankunft zu überreichen.
    Die nächsten Tage und Wochen zogen ohne besondere Vorkommnisse ins Land. Tatjana vermisste zwar a nfänglich ihre ‚Mom‘, doch in Ebenthal und Umgebung fühlte sie sich in kürzester Zeit mit den Einheimischen, unter ihnen natürlich auch etliche Gottscheer, derartig wohl als wäre sie hier aufgewachsen.
    Nachdem inzwischen wieder einige Monate verflossen sind, erwähnte Fabian in einem Gespräch mit Tatjana die volle Geschichte seiner Erlebnisse in Junin mit Franz Baumann. Immer wieder, wie er sich ausdrückte, sah er den Gesichtsausdruck des alten Mannes, der unter einem Baumstumpf eingeklemmt, bereit war, sein Leben für Fabian und die beiden peruanischen Kinder zu opfern.
    Es gelang ihm einfach nicht, ihn dahin einzuordnen, wo er glaubte, ihn schon früher einmal gesehen zu haben.
    Erst als er in den alten Akten über den Kauf der ‚ Transatlantic Global Airlines‘ herumkramte, fand er ein Gruppenbild auf dem auch Franz Baumann deutlich zu erkennen war. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Eine tiefe Bestürzung überkam ihn. Es war derselbe Mann, der sich damals mit ihm angelegt hatte, weil er es für wichtig hielt, dass jeder Airliner, der lange Strecken über unbemanntes Land oder Wasser fliegen musste, mit Sondergenehmigung im Cockpit eine ‚Flaregun‘ (Leuchtpistole) mit sich führen durfte.
    Nach einem heftigen Streit bezüglich dieses Themas hatte der damals kurz nach Gabis Tod noch äußerst verbi tterte und ruhelose Fabian Bauer den Abteilungsleiter Franz Baumann auf der Stelle fristlos entlassen.
    Fabian hielt das Bild eine lange Zeit in seinen Händen. Es kam ihm vor wie eine Ironie des Schicksals und immer wieder schaute er in das Gesicht jenes Mannes, der mit großzügigem Herzen und ohne Hass (Er war sich sicher, dass Franz Baumann ihn erkannt hatte) sein Leben geopfert hatte, um ihn und die beiden peruanischen Kinder zu retten.
    Nach etlichen Gesprächen und dem dazugehörenden Arrangement mit den peruanischen Behörden, beschloss er mit Tatjana und Stefanie nach Junin in Peru zu fliegen, um mit der Genehmigung der zuständigen Behörden diesem Helden ein Denkmal zu setzen.
    In einer schlichten Feierstunde waren nicht nur die meisten Einwohner aus Junin anwesend, sondern selbst aus Lima waren hochgestellte Regierungsvertreter zu diesem würdigen Anlass in die Kleinstadt Junin angereist.
    Den beiden geretteten Kinder Marissa und Pedro Rodriguez wurde die Ehre zuteil, das in weißen Marmor gehauene Kreuz, welches auf einem Granitsockel ruhte, zu enthüllen.
    Das weiße Marmorkreuz ist von nun auf dem erhöhten Granitstein weithin sichtbar
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