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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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den Beatmungsschlauch aus Fabian Bauers Mund.
    Nach einem paarmaligen tiefen Ein-und Ausatmen, Dr. Eiche beobachtet nicht nur ihn genauestens, sondern auch die beiden noch angeschlossenen Monitore mit Argusaugen, versucht Fabian mit ihm zu sprechen. Doch es dauert eine gewisse Zeit bis es Fabian gelingt, die ersten Worte klar und deutlich über seine Lippen zu bri ngen.
    Nach einem kurzen Wortwechsel Dr. Eiches mit Schwester Angelika, bringt diese eine fast dem Durchdrehen nahe Tatjana und die nicht weniger aufgeregte noch im Nachtgewand ziellos umherwandernde Stefanie an die nur einen Spalt geöffnete Zimmertüre, um die Beiden einen kurzen Blick auf den Patienten werfen zu lassen. Danach schließt sie vorsichtig die Türe und verspricht  ihnen hoch und heilig, heute Nachmittag ihren Wunsch mit dem nun Genesenden zu sein, ganz sicher in Erfüllung gehen zu lassen. Nicht nur das, sie werden sogar beide kurz mit ihm sprechen dürfen. Doch für die nächsten paar Stunden ist noch äußerste Ruhe und Vorsicht das oberste Gebot.
    Für Tatjana und das kleine Mädchen beginnt die längste Wartezeit ihres Lebens. Selbst Tatjanas ‚ Mom‘ Elisabeth ist von einer nervenzermürbenden Unruhe erfüllt und in der auch sie erfassten Aufregung lässt sie das Tablett mit dem zusammengestellten Kaffeegeschirr klirrend zu Boden fallen. Mit einem gekünsteltem Lachen und Tränen in ihren großen braunen Augen, erklärt sie spontan ihren beiden hilflosen Zuschauern:
    „Es wird alles gut werden, Scherben sind ja bekanntlich Glücksbringer.“
    Inzwischen hat Dr. Eiche Fabians Bandagen gewechselt und mit einem zufriedenstellenden Blick entlässt er gegen elf Uhr morgens die nun auch von der Aufregung der vergangenen recht langen Nacht ermüdete Krankenschwester Angelika. Nicht jedoch, bevor er sich mit einem freundlichen und auch zugleich herzlichen „Dankeschön“ von ihr verabschiedet.
    Dann endlich, es ist inzwischen drei Uhr nachmittags geworden, ruft er Fabians Töchterlein Stefanie und Tatjana ins Krankenzimmer. Fabian wirkt sehr geschwächt und sein Gesicht ist immer noch von einer fast durchsichtig wirkenden Blässe überzogen.
    Doch als seine kleine Stefanie plötzlich an seiner Bettseite steht, strahlt er das Kind mit seinen stahlblauen A ugen an und zwar mit einer solchen Intensität wie es das Kind nie zuvor in der Vergangenheit bei ihm wahrgenommen hat.
    Beide Hände nach ihr ausstreckend, zieht er sie gefühlvoll an seine Wangen und dabei ihr zierliches Gesicht immer wieder liebkosend.
    Tatjana ist beim Betreten des Zimmers schüchtern und ihre Gefühle im Zaum haltend, am Fußende des OP-Betts stehengeblieben und mit einer gewissen Bewunderung in ihrem Gesichtsausdruck blickt sie auf das rührende Bild, welches sich gerade vor ihren Augen abspielt.
    Plötzlich, wie in einem Märchenland, bemerkt sie mit tränenverschleierten Augen, wie Fabian ihr mit beiden Händen andeutet, an seine Seite zu kommen:
    „Prinzessin, was ist? Hast du mir denn Garnichts zu sagen?“
    Als sie direkt neben ihm steht, ergreift er ihre Hände. Sie möchte sich am liebsten auf ihn stürzen, alle He mmungen zur Seite drängen, ihn nur küssen, immerzu nur küssen. Doch wie versteinert steht sie da, Tränen laufen kleinen Rinnsalen gleich, ihre Wangen hinunter und werden von Fabians Bettlaken aufgesogen.
    In diesem Augenblick der totalen Verwirrung ergreift Fabian ihre Hände und zieht sie mit sanfter Gewalt zu sich hinunter. Dann küsst er sie, immer und immer wieder. Mit liebevoller Zärtlichkeit berühren seine Lippen ihren wohlgeformten Mund und der danach folgende Kuss endet erst, als Tatjana mit weit aufgerissenen Augen zu der neben ihr stehenden kleinen Stefanie aufschaut, die das gesamte Schauspiel mit strahlendem Gesicht be obachtet hat.
    Mit einer gewissen Schamröte, die sich in Windeseile über ihre Wangen verbreitet, gesteht sie Fabian und se iner kleinen süßen Tochter, dass sie zwar schon einige Male, meist spaßeshalber, geküsst worden sei:
    „Aber von einem gerade erst zu neuem Leben Erwachten, hätte ich so etwas nicht Mal in meinen kühnsten Träumen erwartet.“
    Zum ersten Mal, sie kann sich nicht Mal erinnern nach wie vielen Tagen, strahlen ihre ausdrucksvollen grünen Augen wieder in einem warmen Glanz, begleitet von einem herzlichen Lachen, dass sich über ihr ebenmäßiges und hübsches Gesicht verteilt.
    Nach rund einer Stunde, die Zeiger der Wohnzimmeruhr zeigen auf vieruhrdreißig, betritt Dr. Fritz Eiche mit
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