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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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der beiden Frauen ausstreckt. Stefanie hat ihre kleinen Hände von Tatjanas gelöst und schreitet bedächtig, ja fast andächtig auf ihren Vater zu.
    Zwar noch etwas geschwächt aber dennoch mit einer gewissen Sicherheit, wagt Fabian mit delikaten Schritten auf das Liebste, was er besitzt, zuzugehen. Obgleich er mit ernstem Gesicht den Raum betreten hat, kann er jetzt ein fast schelmisch wirkendes Lachen nicht verbergen. Auf der Höhe seiner kleinen Tochter angekommen, greift er in die Tasche seines Hausmantels und zieht ein mit einer kleinen Schleife zusammengebundenes Päckchen farbiger Briefumschläge heraus. Sichtlich erschrocken schaut das Kind zu ihm auf, als er ihr dasselbe in die Hände drückt:
    „Stefanie, mein lieber, süßer Schatz, nur damit du es nie mehr vergisst: ‚die Zahl vier schreibt man mit ‚V‘ und nicht mit ‚F‘“.
    ‚Meinen ‚Papa‘ kann man nicht veräppeln, er hat es von Anfang an gewusst, dass ich und nicht Tatjana der Briefschreiber war, das ist mein Papa, mein lieber Papa.‘ Mit ihren großen blauen Augen schaut sie erschrocken aber dennoch überglücklich zu ihrem Vater auf.
    Inzwischen hat sich Fabian zwei weitere Schritte nach vorne gewagt und steht nun unmittelbar vor der Frau, die ihm neben seiner Tochter mehr bedeutet, als er sich nochmals je im Leben erhofft hat. Mit einem sanften und liebevollen Blick schaut er in die sich mit Tränen füllenden, wie Diamanten glitzernden opalgrünen Augen Tatjanas. 
    Langsam und bedächtig fallen dann die entscheidenden Worte:
    „Tatjana König, ich liebe dich mit allem, was mein Herz geben kann. Willst du meine Frau werden?“
    Mit tränenüberströmtem Gesicht gelingt ihr nur ein hauchzartes ‚Ja‘, jedoch verbunden mit einem unmissve rständlichem Kopfnicken.
    Stefanie, das achtjährige nach Mutterliebe suchende Kind, mit der ererbten Intelligenz ihres Vaters und dem starken Willen ihrer verstorbenen Mutter, erfasst augenblicklich die Situation.
    So schnell wie ihre kleinen Hände den Kraftakt bewältigen können, zieht sie einen der schweren Eichenstühle neben das voreinander stehende Paar. Jetzt, da sie auf dem Stuhl steht und mit ihrem blonden Lockenköpfchen mit ihrem Vater und Tatjana auf gleicher Höhe ist, schaut sie ihren ‚Papa‘ mit ihren großen blauen Augen an, um sich dann Tatjana zuzuwenden. Liebevoll und mit unsäglicher Zärtlichkeit streicheln ihre zierlichen Kinderhände immer wieder über Tatjanas tränenüberströmte Wangen und nur ein einziges Wort entschlüpft ihrem Munde:  „ M a m a “.

Epilog
     
    Seit jenem fünften Tag, wie Fabian Bauer ihn in der Erinnerung zu bezeichnen pflegt, ist inzwischen einige Zeit ins Land gezogen. Aufgrund seiner äußerst starken Kondition war seine Gesundheit innerhalb der nächsten zwei Monate wieder an dem Punkt wie vor seiner lebensgefährlichen Verletzung angelangt.
    In ‚Omi‘ Elisabeth und Tatjana haben Fabian Bauer und seine Tochter Stefanie zwei Menschen gefunden, wie man sie nur selten finden kann. Fabians Vorschlag, bis zu seiner totalen Genesung in ein Hotel umzuziehen wurde von den Beiden nicht nur geradewegs abgelehnt, sondern schlicht und einfach ignoriert.
    Obwohl Kanada im tiefsten Winter steckte, unternahm die gerade gegründete Familiengemeinschaft täglich ausgedehntere Spaziergänge. Geschäftlich ließ sich Fabian nur die wichtigsten Zahlen und Daten per E-Mail oder Telefon übermitteln, um ja das gerade gefundene Glück der drei Menschen in seinem Leben nicht zu viel zu beanspruchen.
    Dennoch rückte nach einiger Zeit die Entscheidung der Heimkehr nach Ebenthal näher und näher. Während man im kuschelig warmen Wohnzimmer beisammen saß und gerade einer der gefürchteten Winterstürme weite Teile Ontarios in regelrechte Schneewüsten verwandelte, stellte sich Fabian vor die auf der Couch sitzende Stefanie und ihre ‚Mama‘ Tatjana:
    „Nur damit ihr beide Bescheid wisst, heute Morgen habe ich ein langes Gespräch mit Pfarrer Peter Weiler und dem Ebenthaler Bürgermeister Huber Meinzinger geführt. Das einzige, was ich euch jetzt verraten kann, ist die Tatsache, dass wir in Ebenthal von einer Menge Leute erwartet werden. Wenn es euch recht ist, würde ich unseren Flug nach Hause für das nächste Wochenende vorschlagen. Was haltet ihr davon?“
    Während die kleine Stefanie die Frage ihres Vaters mit einem freudigen ‚Ja‘ beantwortete, schaute Tatjana mit leicht bestürztem Gesicht in die Richtung ihrer Mutter. Doch Elisabeth lachte
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