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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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jemals mit ‚Mama‘ ansprechen. Dabei war es doch gerade er gewesen, der nach seinem Gefühlsausbruch vor einiger Zeit nicht nur für sich eine Lebensgefährtin sondern auch seiner Tochter Stefanies Herzenswunsch zu erfüllen versuchte, nämlich eine ‚Mama‘ für sie zu finden.

Kapitel 4: Christine Freifrau von Junkerndorf
     
    Während Max und Anni sich aufrichtig und mit der ihnen gegebenen Fertigkeit bemühen, ein Buffet unter dem bereits an der linken Terrassenseite aufgebautem Zelt zusammenzustellen, haben sich Christine, Fabian und der Pfarrer in den weich gepolsterten Liegestühlen unter einem wuchtigen Sonnenschirm niedergelassen. Fabian erzählt gerade seinen beiden Zuhörern von seinen heutigen Verhandlungen, wie er für seine ‚Transatlantic Global Airlines' in Wien-Schwechat für eine Start- und Landeerlaubnis kämpfen musste. Sollte ihm das gelungen sein, das endgültige Ergebnis wird er erst in den nächsten Tagen erfahren, würde ‚Transatlantic Global‘ drei gute Standorte in Österreich vorweisen können, nämlich Salzburg, Graz und eben Schwechat.
    Peter Weiler lauscht den Worten Fabians mit einer gewissen Spannung, die sich deutlich bemerkbar macht, als er ohne es selbst zu bemerken, nur auf der vorderen Kante seines Liegestuhles aufgeregt hin- und her rutscht. Er ist ein großer stattlicher Mann in den Mittfünfziger Jahren mit braungebrannten markanten Gesichtszügen. Da sein Haarschopf in den letzten Jahren nur aus einem schmächtigen Kranz um seinen Kopf bestand, trägt er nach seinen eigenen Worten, jetzt nur noch eine spiegelblanke Glatze, welche jedoch seinem äußeren Erscheinungsbild in keiner Weise schadet.
    Christine lässt es sich sichtlich anmerken, wie froh sie ist, als Fabian das für sie langweilige Thema endlich a bschließt. Nun ist für sie schließlich die Zeit gekommen, den Herrn Pfarrer mit einigen Fragen zu attackieren, die sie schon seit längerer Zeit mit sich herumschleppt.
    Gerade jetzt, wo Peter und Fabian beieinander stehen, Anni und Max mit anderen Aufgaben beschäftigt sind, bietet sich für sie die günstige Gelegenheit, etwas loszuwerden, was seit geraumer Zeit wie ein Trauma auf sie einwirkt. Sie hat nicht mal ihre erste Frage an den Pfarrer vollständig zu Ende gebracht, als Fabian sie ein wenig unwirsch unterbricht:
    „Christine, wenn du mit dem Pfarrer über Stefanie sprechen möchtest, dann brauchst du mich nicht dazu. Ich würde nämlich gerne mal nachschauen, womit sie sich gerade beschäftigt und warum sie sich bei diesem herrlichen Sommerwetter im Hause aufhält. Christine und auch du, Peter, ich kann mir nämlich schon vorstellen, worum es ungefähr geht, bitte bedenkt bei eurem Gespräch, dass Stefanie noch ein achtjähriges Kind ist. Anni, Max und ich versuchen zwar das Kind mit einer gehörigen Portion Liebe aufzuziehen, doch die Mutter können wir ihr nun mal nicht ersetzen. Bitte vergesst das bei eurem Gespräch nicht. Ja Christine und die Streiche, die sie dir in der Vergangenheit gespielt hat, waren zwar manchmal mehr als außergewöhnlich, das muss auch ich eingestehen aber sie ist doch halt noch ein Kind. Außerdem habe ich ihr des Öfteren klarzumachen versucht, dass man so etwas nicht machen darf und sie auch dafür gehörig zurechtgewiesen.“
    „Ja, Fabian, ich verspreche dir, ich werde ihr in dem Gespräch mit dem Herrn Pfarrer kein Haar krümmen, möchte ihn auch mehr oder weniger nur um seinen Rat bitten. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.“
    Schnellen Schrittes begibt sich Fabian ins Haus, als wolle er ja nichts von dem nun folgenden Gespräch der Beiden mitbekommen und schließt die Terrassentüre hinter sich zu. Im Haus rennt er, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, ins erste Obergeschoss, klopft an Stefanies Zimmertüre, wobei er auch gleichzeitig ihren Namen ruft. Doch schon beim ersten Anklopfen öffnet das Kind die Türe. Ihr feingeformtes, ebenmäßiges Gesicht mit den von ihrer Mutter ererbten Grübchen in den Wangen, lässt einen unverkennbaren Ausdruck von Traurigkeit durchblicken. An den geröteten Augenlidern erkennt Fabian sofort, dass sie geweint hat. Bevor er ihr ein paar tröstende Worte zuflüstern kann, bittet sie ihn mit einer einladenden Handbewegung in ihr Zimmer:
    „Papa, sei mir bitte nicht böse. Aber heute an deinem Geburtstag ist es mein größter Wunsch, dass Mama im Himmel an dich denkt. Du kannst mich jetzt schimpfen, soviel wie du willst, weil ich ‚Mama‘ sage, aber ich weiß,
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