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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord?
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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mich wissen, wie ihr euch entscheidet. Heute Nacht kann Nan bei uns bleiben. Christys Zofe soll alles, was das Kind braucht, herüberbringen.“
    „Du hast recht“, sagte Julian. „Ich werde darüber nachdenken.“
    Der Sonnenschirm neigte sich zur Seite. „Gut. Aber sieh zu, dass du wirklich nachdenkst und dir nicht nur ein paar Gelenkigkeitsübungen für deine Vorurteile gönnst. Letzteres würde auch deiner Ehe nicht guttun. Und jetzt bring mich zu Nigel und Nan. Am besten gehst du dann gleich zum Herrensitz. Christy wird sicher bald zurück sein. Sie hat ihre Uhr mitgenommen.“
    Christy kam nicht zurück. Als die Kaminuhr halb vier zeigte, war Julian beunruhigt. Dreißig Minuten später war er außer sich vor Sorge. Er ließ Twigg ausrichten, Conqueror für ihn zu satteln.
    Er suchte den Park nach ihr ab, anschließend die ausgedehnten Waldungen, die zu Amberley gehörten. Nach vier Stunden hatte er immer noch keine Spur von ihr gefunden. Seine Stimme war heiser vom vielen Rufen, und die Angst um sie schnürte ihm die Kehle zu, als er auf eine Lichtung gelangte, die er schon zweimal überquert hatte. Vielleicht war sie inzwischen zu Hause. Er musste heimreiten und sich vergewissern. Wenn sie nicht da war, würde er die Suche nach ihr fortsetzen.
    Er wendete Conqueror und trabte in Richtung Amberley. Als er aus dem Wald in den Park ritt, sah er, dass das Haus hell erleuchtet war. Eine unsinnige Hoffnung schoss in ihm hoch, und er schlug einen scharfen Galopp an.
    „Mylord! Sie ist wieder da! Gerade eben lief sie ins Haus!“
    Julian brachte den Hengst im Stallhof zum Stehen, schwang sich aus dem Sattel und warf dem Pferdeknecht die Zügel zu.
    „Ist sie verletzt?“
    „Ich glaube nicht, Mylord“, erwiderte der Junge fröhlich. „Sie war bloß im Wald spazieren, sagte sie. Und sie hat einen …“
    Den Rest hörte Julian schon nicht mehr. Er rannte zum Haus.
    Sie war spazieren gewesen. Und er hatte sich fast zu Tode geängstigt, während sie zu spät kam, um die Einladung zur Dinnerparty der Postletons wahrzunehmen.
    Er betrat das Haus durch den Seiteneingang und begegnete Hallam im Flur.
    „Wo ist sie?“, fragte er barsch.
    Der Butler beäugte ihn mit sichtlicher Besorgnis. „In der Eingangshalle, Mylord. Aber ich denke …“
    Er hatte nicht die Geduld, herauszufinden, was Hallam dachte. Sein ganzes Sinnen und Trachten war auf die Rüge konzentriert, die er seiner Ehefrau zu erteilen gedachte, sobald er ihrer ansichtig wurde.
    Zum Teufel! Er war krank gewesen vor Sorge, und sie hatte sich in den Wald davongemacht, um nicht bei einer Dinnerparty erscheinen zu müssen! Glaubte sie denn, verdammt noch einmal, dass die Aussicht auf einen Abend bei den Postletons ihm Spaß machte? Wohl kaum.
    Er stapfte in die Halle und blieb wie angewurzelt stehen, als er Christy erblickte. Über ein … was auch immer … gebeugt, kauerte sie vor dem Kamin.
    „Wo zum Teufel bist du gewesen?“, brüllte er ungeachtet der Tatsache, dass Mrs. Pritchard und mehrere Hausmädchen und Lakaien um sie herumstanden.
    „Hinaus mit euch. Alle“, setzte er in tödlich ruhigem Ton hinzu, und die Bediensteten stoben davon, während er auf seine am Boden kniende Frau zuging. Das Geräusch seiner Stiefelabsätze auf dem gefliesten Boden hallte von den Wänden wider. Es war verlockend, sich die Haltung seiner Frau als einen Ausdruck schicklicher Reue vorzustellen, aber so wie er Christy kannte, gab es nichts, was weniger wahrscheinlich gewesen wäre.
    Stattdessen sah sie ihn unverwandt an, als er auf sie zuging. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass sie nicht im Mindesten eingeschüchtert wirkte. Ein anderer zürnte ihr, weil sie nicht einmal einen Anflug von Angst zeigte.
    Dann warf er einen genaueren Blick auf sie und vergaß seine Erleichterung ebenso wie seinen Zorn. Seine sonst so auf ein untadeliges Äußeres bedachte Frau, bei der normalerweise nicht einmal eine Locke den Mut hatte, sich aus der Haarnadel zu entfernen, sah aus, als sei sie soeben einem Schlachtfeld entronnen.
    Ihre bloßen Arme waren schmutzig und von Schrammen übersät, und ihre Hände – er blinzelte ungläubig – sahen aus, als hätte sie in der Erde gewühlt. Sie waren schwarz, die Fingernägel, oder was davon übrig war, dreckverkrustet. Angst um sie und Zorn kämpften in ihm, doch der Zorn überwog.
    „Was zur Hölle hast du …?“
    Ein leises Jaulen ertönte und ließ ihn abrupt verstummen. Sein Blick fiel auf das Was-auch-immer . Ein mageres,
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