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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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machte sich für den wichtigsten Kampf ihres Lebens bereit.
    Sie hatte gehofft, einen Schlag landen zu können, bevor Angela ganz im Baumhaus war. Aber Angela streckte als Erstes den Arm durch die Öffnung und fuhr mit dem Messer durch die Luft, bevor sie selbst folgte.
    »Na, so was«, sagte sie überrascht, als sie Haley sah. »Ich hätte dich erst erledigen sollen, bevor ich nach Molly suche.«
    Haley wusste, dass sie sehr wahrscheinlich verletzt werden würde … schwer verletzt. Aber ihr einziges Ziel war, dass Molly überlebte, dass Molly zur Junior High gehen und ihren ersten Tanz tanzen konnte. Dass Molly heiraten und eigene Kinder haben konnte.
    Das alles wünschte sich Haley für sie. Molly sollte es gutgehen, egal, was mit ihr, Haley, passierte. Sie spannte alle Muskeln an und spürte, wie die Kraft ihrer Schwester sich mit ihrer vereinte. Ohne an die möglichen Folgen zu denken, warf sie sich auf Angela.
    Das Messer, das ihr schneidend in die Seite fuhr, spürte sie kaum, als sie Angela gegen die Sperrholzwand knallte. Das Messer fiel scheppernd auf den Boden, und Nägel ächzten lautstark, als das alte, verwitterte Baumhaus unter der Wucht des Aufpralls erzitterte.
    Molly schrie. Sie schrie und schrie. Und Haley stieß Angela gegen die Wand, wieder und wieder und wieder. Auch Haley schrie, als sie sich noch einmal auf Angela stürzte und zusammen mit ihr gegen die Wand prallte. Ein lautes Splittern mischte sich in Mollys Schreie.
    Auf einmal war die Außenwand des Baumhauses verschwunden. Sie krachte zu Boden, und Angela und Haley fielen in die Tiefe.
    Ein Drachen, dachte Haley. Ich bin ein Drachen und fliege durch die Nacht. Das war ihr letzter Gedanke, bevor die Dunkelheit sie umfing.

[home]
    24
    S ie rannte. Sie rannte so schnell sie konnte. Sie war auf der Flucht. Bleib stehen, befahl sie sich selbst. Du wolltest doch nicht mehr weglaufen, hast du das vergessen? Bleib stehen und dreh dich um. Kein Weglaufen mehr, Haley.
    Sie zwang sich, langsamer zu laufen, bis sie schließlich stehen blieb. Sie holte tief Luft, dann drehte sie sich um. Nichts. Hinter ihr war nichts.
    Ein Lachen stieg wie eine Blase in ihr auf und zerplatzte. Ihr ganzes Leben lang war sie vor nichts weggelaufen. Als sie sich wieder umwandte, um das Nichts hinter sich zu lassen, verließ sie den Traum und begann, die Schmerzen zu spüren.
    Es schien keine Stelle an ihrem Körper zu geben, die nicht weh tat. Sie hielt die Augen geschlossen und versuchte, in die Welt des Traums zurückzukehren. Dort hätte sie davonlaufen können, vor den Schmerzen flüchten.
    Du willst es dir wieder mal möglichst leichtmachen,
hörte sie Monica sagen.
Es ist Zeit aufzuwachen, dein Leben weiterzuleben. Ehrlich, Haley, akzeptiere den Schmerz, denn er zeigt dir, dass du am Leben bist.
    Haley öffnete ein Auge und blinzelte in das Sonnenlicht, das ins Zimmer flutete. Sie lag im Bett. Warum lag sie am helllichten Tag im Bett? Hatte sie Molly rechtzeitig für die Schule geweckt, oder hatte sie wieder mal verschlafen?
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie nicht in ihrem eigenen, sondern in einem Krankenhausbett lag.
    Angela.
    Ein Messer.
    Schmerz und Blut.
    Molly.
    »Molly?« Mit klopfendem Herzen setzte sie sich auf und sah sich verzweifelt im Zimmer um.
    »Haley.« Grey stand von einem Stuhl in der Nähe ihres Bettes auf und war sofort an ihrer Seite.
    »Molly?« Sie griff nach seiner Hand, umklammerte sie.
    »Es geht ihr gut«, erwiderte er. »Im Moment ist sie nur ein Stück den Flur hinunter. Eine Schwester zeigt ihr, wie man einem Plüschlöwen Spritzen gibt.« Er drückte ihre Hand. Tiefe Sorgenfalten durchzogen sein schöngeschnittenes Gesicht, und unter den schönen blauen Augen hatte er dunkle Ringe. »Menschenskind, Haley, ich dachte, ich hätte dich verloren, bevor wir beide überhaupt eine Chance hatten.«
    Haley legte den Kopf zurück aufs Kissen und zuckte zusammen. »Ich fühle mich, als hätte mich ein Laster überfahren.«
    »Du hast zwölf Stichwunden in der Schulter, ein gebrochenes Bein und so viele Beulen und blaue Flecken, dass du dich in der nächsten Zeit etwas vorsichtiger bewegen solltest.«
    Grey berührte ihre Wange, eine unendlich zärtliche Geste, die für einen Moment alle Schmerzen linderte. Dann grinste er, sein wunderbares sexy Grinsen. »Ich glaube, die ganze Sache beweist mir eins.«
    »Und das wäre?«
    »Dass du alles tun würdest, um dich vorm Kochen zu drücken.«
    Sie lachte. Grey gab ihr einen
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