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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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Sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, außer hier oben zu sitzen und zu beten, dass Mrs.Marcelli sie nicht auch tötete.

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omm schon. Wach auf, Haley.
    Die vertraute Stimme drang durch die Dunkelheit und holte Haley zurück in die Welt, zurück zu den Schmerzen.
    Du musst aufstehen und Molly helfen.
    Molly helfen? Ich kann Molly nicht helfen. Es tut so weh. Ich will nur schlafen.
    »Molly, meine Süße, es ist alles in Ordnung. Du kannst jetzt rauskommen.« Irgendwo in der Ferne flötete eine Stimme. »Molly, ich muss mit dir reden. Es ist alles wieder in Ordnung.«
    Diese Stimme.
    Nicht Monicas Stimme.
    Wer rief nach Molly?
    Angela!
    Angela mit dem Messer. Angela suchte nach Molly.
    Ich muss Molly helfen! Haley setzte sich auf.
    »Molly, jetzt komm schon. Du kannst zu uns kommen und mit Adrianna und Mary spielen. Wir backen Brownies, und dann könnt ihr eine Teeparty machen.«
    Als Haley hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, rappelte sie sich hoch. Anscheinend war Angela zu der Überzeugung gelangt, dass Molly nicht im Haus war, und suchte nun draußen nach ihr.
    Haley wusste, wo Molly sich versteckt haben könnte. Dort, wo sie immer war, wenn sie Angst hatte oder traurig war. Im Baumhaus. Haley schleppte sich zur Hintertür und hoffte, dass sie es schaffte, vor Angela dort zu sein.
    So leise wie möglich trat sie in die Nacht hinaus. Nur das Mondlicht wies ihr den Weg. Sie hörte, wie Angela vor dem Haus leise Mollys Namen rief.
    Haley achtete nicht auf die Schmerzen. Sie rannte zur Leiter und kletterte, ohne einen Moment zu zögern, die Sprossen hoch. Ihr blieb keine Zeit für Panikattacken. Sie hatte nur einen Gedanken: Sie musste ihre Nichte, die sie liebte, beschützen.
    Obwohl die kleinen Fenster kaum Mondlicht hereinließen, konnte sie erkennen, dass Molly mit angezogenen Beinen in der Ecke kauerte, den Kopf zwischen den Knien.
    »Lolly«, flüsterte Haley.
    Molly schluchzte erstickt auf und warf sich in Haleys Arme. »Psst, wir müssen ganz leise sein«, flüsterte Haley und drückte sie an sich.
    Molly vergrub das Gesicht an Haleys Schulter. Haley versuchte, den stechenden Schmerz zu ignorieren, als Molly ihre Wunde berührte.
    Dies war ein denkbar schlechter Ort, um sich zu verstecken. Jetzt waren sie in einem kleinen Haus hoch oben in einem Baum gefangen, während eine messerschwingende Verrückte Jagd auf sie machte. Aber im Moment konnte Haley daran nichts ändern.
    »Molly?« Das Flüstern war ganz in der Nähe. Angela suchte also inzwischen im Garten. Molly erstarrte in Haleys Armen.
    »Psst«, Haley legte den Finger auf die Lippen.
    »Komm schon, Molly. Ich verspreche dir, alles wird gut. Wir gehen zu uns rüber und sehen uns einen Film auf DVD an. Du magst doch ›Dornröschen‹. Wir schauen ihn uns zusammen an und essen Popcorn.« Der Singsang von Angelas Stimme ließ Haley erschaudern.
    Einer Achtjährigen Märchenfilme und Popcorn, Brownies und Teepartys zu versprechen, nur um sie dann zu erstechen, das zeugte von einer Schlechtigkeit, die Haleys Begriffsvermögen überstieg.
    Vielleicht dachte Angela nicht an das Baumhaus. Vielleicht fand sie sie hier oben nicht. Einen Vorteil hatten Haley und Molly: Angela schien sich nicht im Klaren darüber zu sein, dass Haley nicht mehr auf dem Küchenfußboden lag.
    Und wenn sie doch die Leiter hochstieg, wüsste sie zumindest nicht, dass Haley mit Molly dort oben war. Während sie nun das geliebte Kind ihrer Schwester fest im Arm hielt, dachte Haley, dass sie alles tun würde, damit Molly diese Nacht überlebte.
    Sie hätte um Hilfe gerufen, wenn sie Angela dadurch nicht erst auf ihr Versteck aufmerksam gemacht hätte. Im Moment war es notwendig, dass sie sich absolut still verhielten.
    Angela war es gewesen, die die Pfanne mit dem Fett auf den Herd gestellt hatte, damit Molly und Haley in den Flammen umkamen. Angela. Die perfekte Nachbarin.
    »Molly?«
    Die Stimme wehte vom Fuß der Leiter herauf. Molly zuckte zusammen und klammerte sich noch fester an Haley. Als Haley Angela so nah wusste, löste sie Mollys Griff um ihren Hals.
    »Komm hinter mich, Lollipop.« Schnell schob sie Molly hinter sich und hockte sich vor das Kind. Um nichts in der Welt würde sie zulassen, dass Angela Molly etwas antat.
    Die Leiter knarrte unter Angelas Gewicht. Haley sammelte alle mentalen und physischen Kräfte, die sie besaß, und stemmte sich hoch.
    Sie achtete nicht auf den Schmerz in ihrer Schulter, verdrängte die Schrecken dieser Nacht und
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