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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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zusammen, als sie jemanden neben dem Bett sitzen sah. Sie blinzelte, dann erkannte sie den Besucher.
    »Frank?«, fragte sie leise.
    Er hob den Blick, und in seinen Augen lag ein schier übermenschlicher Schmerz. »Ich bin hergekommen, weil ich Ihnen sagen wollte, wie leid es mir tut. Sie müssen mich hassen.« Frank senkte wieder den Blick. Die Qual in seiner Stimme war so groß, dass Haley meinte, sie am eigenen Leib zu spüren.
    »Ich hasse Sie nicht, Frank. Sie haben meine Schwester ja nicht umgebracht«, sagte sie sanft. Das Leben dieses Mannes war gerade zerstört worden. Seine Kinder hatten ihre Mutter verloren und er seine Frau. »Wir sind beide Opfer, Frank.«
    Er schwieg lange. »Ich habe sie geliebt.« In seinen Worten lag die bittersüße Sehnsucht eines gebrochenen Herzens.
    »Natürlich lieben Sie sie … haben Sie sie geliebt. Sie ist Ihre Frau.«
    Er sah auf. In seinen Augen glänzten Tränen. »Nicht Angela. Monica. Ich habe Ihre Schwester geliebt, Haley. Ich habe sie so sehr geliebt.« Ein Schluchzer entrang sich ihm.
    Haley starrte ihn an. Frank und Monica? Auf die Idee wäre sie nie gekommen. »Sie sind das blaue Herz aus Glas?«
    Frank nickte fast unmerklich. »Sie hat es an dem Tag gekauft, als ich ihr gesagt habe, dass ich Angela verlassen werde. Wir haben unsere gemeinsame Zukunft geplant. Wir wären so glücklich geworden.«
    Haley war sprachlos. Monica hatte sich in Frank verliebt?
    »Es ist einfach so passiert, ohne dass wir es wollten«, fuhr er fort. »Ich war nicht glücklich mit Angela, und Ihre Schwester … sie war etwas Besonderes. Als sie starb, ist auch ein Teil von mir gestorben.« Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    »Wusste Angela davon?«, fragte Haley, ebenfalls den Tränen nahe.
    Frank holte tief Luft. »Ich weiß es nicht. Gestern hätte ich noch gesagt, dass sie es ganz bestimmt nicht wusste. Aber heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Selbst wenn sie von mir und Monica wusste, erklärt das noch nicht Sondras Tod, denn zwischen mir und Sondra Jackson war absolut nichts.«
    Er stand abrupt auf, als gehe es über seine Kräfte, noch einen Moment länger zu bleiben. »Ich wollte Ihnen nur sagen, wie unendlich leid mir das … alles tut.«
    »Und was werden Sie jetzt tun, Frank?«
    Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar. »Ich weiß es nicht. Erst mal nehme ich mir einige Zeit frei, um nachzudenken und mich um meine Mädchen zu kümmern.« Er ging zur Tür, aber bevor er das Zimmer verließ, wandte er sich noch einmal um. »Monica wäre so stolz auf Sie, Haley. Sie haben gestern Nacht Mollys Leben gerettet. Sie hat so oft von Ihnen gesprochen. Sie meinte, Sie seien die klügste, stärkste und mutigste Frau, die sie kannte.«
    Haley sah nicht mehr, wie Frank die Tür hinter sich schloss. Tränen verschleierten ihren Blick. Oh, Monica, ich vermisse dich so sehr, dachte sie.
    Haley weinte um Frank Marcelli, der nie wieder derselbe sein würde. Und sie weinte um ihre Schwester, die immer alles richtig gemacht hatte, sich dann aber in einen verheirateten Mann verliebt hatte, dessen Frau wahnsinnig war.
    Und zum Schluss kam der Schrecken der letzten Nacht zurück, und sie weinte Tränen der Angst und des Schmerzes, die zu vergießen sie bisher nicht fähig gewesen war.
    Als die Tränen versiegten, spürte sie, wie ein Gefühl des Friedens und der Ruhe über sie kam. Zum ersten Mal seit Monicas Tod spürte sie keine Panik, quälten sie keine Selbstzweifel.
    Monica hatte Frank erzählt, dass Haley klug, stark und mutig war. Früher hätte sie das selbst nie geglaubt, doch jetzt glaubte sie es.
    Sie würde Molly mit all der Liebe, die sie für sie empfand, großziehen. Sie würde eine Beziehung mit Grey aufbauen und nie wieder Angst vor der Liebe haben.
    Und früher oder später würde sie auch kochen lernen.

Epilog
    D er Friedhof von Pleasant Hill war klein, aber voller großer Laubbäume und üppiger Blumenbeete, die trotz des heißen Julis noch in allen Farben leuchteten.
    Haley und Molly näherten sich Monicas Grab. Molly hielt einen blauen Glasengel im Arm. »Gehe ich dir zu schnell?«, fragte sie und warf ihrer Tante einen Blick zu.
    »Nein, Süße, ich komme schon mit.« Haley klopfte auf den Gips an ihrem linken Bein. »In einer Woche brauchen wir uns um das dumme Ding keine Gedanken mehr zu machen. Dann veranstalten wir zwei im Wohnzimmer eine Tanzparty.«
    Molly kicherte. Haley liebte dieses Geräusch, das sie im
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