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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten
Autoren: Joy Fielding
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Mutter bei ihrem Vornamen nennst?«
    »Sie hat es lieber so. Vermutlich gibt es ihr das Gefühl -« Delilah hielt abrupt inne und blickte zur Decke. »Was war das?«
    »Was war was?«
    Delilah rappelte sich auf die Füße, und Megan stand sofort neben ihr. »Ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    Beide Mädchen warteten. Zuerst war es still, doch dann hörte man es wieder laut und deutlich. Es waren unverkennbar Schritte. Jemand ging über ihren Köpfen hin und her.
    »Oh Gott«, jammerte Megan, während Delilah ihre Pistole zog. »Hilfe!«, begann Megan zu schreien. »Hilfe!« Sekunden später hörten sie, wie die Schritte eine Treppe zu ihrem Raum herunterliefen.
    Delilah richtete die Waffe auf die Tür.

    Die Schritte kamen noch näher und blieben vor der Tür stehen. Megan stöhnte, als die Klinke heruntergedrückt wurde. Dann hämmerte jemand gegen die Tür, und zuletzt hörte man, wie er kraftvoll gegen das Holz trat. Die Tür wurde aus den Angeln gedrückt und fiel in den kleinen Raum.
    Der Mann, der auf der anderen Seite stand war groß und muskulös mit kurzen blonden Haaren und braunen Augen, die sie verwirrt und ungläubig anstarrten.
    »Greg!«, rief Megan.
    Im selben Moment ertönten zwei Schüsse.
    Und dann lag Greg auf dem Boden.
    »Greg!«, rief Megan noch einmal, stürzte an seine Seite, nahm ihn in ihre Arme und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Aus seinem Bauch quoll Blut. Sein Gesicht nahm langsam die Farbe von Beton an, und seine Augen verdrehten sich nach innen.
    »Ich habe dich gefunden«, sagte er, bevor er das Bewusstsein verlor.
    »Oh Gott, oh Gott, was hast du getan?« Megan blickte von ihrem Schoß zu dem Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. »Er ist gekommen, um uns zu retten.«
    »Ich weiß«, sagte Delilah ruhig und zielte mit dem Lauf der Waffe auf Megans Kopf. »Und das konnten wir doch nicht zulassen, oder? Nicht, nachdem ich so lange so hart dafür gearbeitet habe.«
    Die Worte ließen die Luft in Megans Lunge gefrieren, sodass sie kaum atmen konnte. »Was? Was sagst du da?«
    »Er muss meinen Wagen gesehen haben. Ich habe ihn vermutlich nicht gut genug versteckt, weil ich so dringend zu dir zurückwollte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ja, du warst schon immer ein bisschen langsam. Was genau bereitet dir denn Verständnisprobleme, Megan?«
    » Du hast das getan?«
    »Ja, Little Me . Die liebe kleine Delilah.« Sie lächelte. »Na
ja, vielleicht nicht ganz so klein. Das ist doch genau die Art Bemerkung, die du hinter meinem Rücken machen würdest, oder nicht, Megan? Wusstest du übrigens, dass Little Me der Name eines alten Neil-Simon-Musicals ist? Ich weiß solche Sachen. Meine Großmutter hat eine riesige Sammlung alter LPs. Das ist die Abkürzung für ›Langspielplatte‹, falls du das, wie ich annehme, nicht wusstest. Also ich weiß viel über Musik, was du vielleicht hättest herausfinden können, hättest du je irgendein Interesse an meiner Person gezeigt. Aber das ist Schnee von gestern. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt? Ich finde jedenfalls, Mr. Lipsman sollte es im nächsten Jahr aufführen. Du wärst perfekt für die Rolle der Belle. Es ist natürlich die Hauptrolle. Aber zum Vorsingen wirst du wohl kaum noch hier sein.«
    »Aber warum?«
    »Warum was? Warum habe ich dich entführt? Oder warum habe ich die anderen entführt?«
    »Oh Gott.« Megan wurde mit einem Mal so schwindelig und schwummrig, als ob sie jeden Moment in Ohnmacht fallen würde.
    »Nun, ich denke eigentlich nicht, dass ich dir eine Erklärung schuldig bin, aber was soll’s? Wir sind ja praktisch verwandt, also erzähle ich es dir. Candy war mein Testfall. Und Fiona war nur eine falsche Spur, die ich gelegt habe. Aber Liana, nun ja, die war pures Vergnügen. Genau wie du. Und Greg war, er war, wie nennt man das? Ein Kollateralschaden? Oh, und meine Großmutter natürlich.«
    »Deine Großmutter?« War Delilah völlig wahnsinnig?
    »Ich muss gestehen – sie hat am meisten Spaß gemacht. Auch weil ich ihren Tod schon so lange geplant habe, obwohl der Mord dann ganz spontan geschehen ist. Wenn meine Mutter nicht darauf bestanden hätte, dass ich sie nach Hause fahre, hätte sie vielleicht noch ein paar Tage zu leben gehabt. Aber weißt du, was das Beste ist? Das Beste ist, dass jeder davon ausgehen wird, dass sie an einer Herzinsuffizienz gestorben
ist. So wie sie gedacht haben, dass meine Tante die Treppe hinuntergefallen ist. Man wird sich nicht die Mühe machen, sie zu obduzieren. Man
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