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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Autoren: Marlies Ferber
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Ruf verhallt, zuckte er, verzog den Mund zu einer Grimasse, warf den Kopf zur Seite, griff sich andie Brust und sank vornüber auf den Tisch. Eine Tasse zerschellte laut klirrend auf dem Fliesenboden. Einige Leute schrien auf. Edith und Eleonora wichen zurück. Maddisons Kopf lag auf der Seite, seine hellblauen Augen waren starr und leblos.
    Mrs White ließ ihr Mikrofon fallen und eilte herbei; aus der Küche kamen eine korpulente Frau mit Kochschürze sowie eine junge Frau hinzu, deren Namensschild sie als Pflegerin auswies.
    Mrs White beugte sich zu Thomas Maddison herab. »Mr Maddison, Mr Maddison, ist Ihnen nicht wohl?« Dann fuhr sie die beiden Frauen an: »Nun stehen Sie nicht so dumm herum! Helfen Sie doch!«
    Sie begreift es nicht, dachte James.
    Edith räusperte sich. »Mrs White, ich glaube nicht, dass er noch lebt«, sagte sie leise.
    Mrs White schaute sie bestürzt an. »Was sagen Sie da? Tot?«
    Eleonora schluchzte und griff mit zitternden Händen nach einer Serviette auf dem Tisch, um die aufsteigenden Tränen abzutupfen.
    »Sieht aus wie Herzversagen, nicht wahr?«, meinte James.
    Die übrigen im Raum Versammelten waren inzwischen, soweit sie mobil waren, mit einer Mischung aus Betroffenheit und Sensationsgier näher getreten. Mrs White wuchs die Situation sichtlich über den Kopf. Die Köchin eilte in die Küche und kam mit Handfeger und Schaufel zurück, um die Scherben der Teetasse aufzufegen.
    »Lassen Sie das, Mrs Simmons«, herrschte Mrs White sie an.
    »Soll ich den Notarzt rufen?«, fragte die Pflegerin. Mrs White nickte, dann überlegte sie es sich anders. »Nein, Miss Hunt, das mache ich selbst. Bleiben Sie hier!«
    Arme Miss Hunt, dachte James. Die junge Frau, die kaum älter als zwanzig sein mochte, stand wie festgewachsen da, mit großen Augen und blassem Gesicht.
    »Setzen Sie sich doch, Miss Hunt«, sagte Edith und deutete auf den Stuhl, auf dem bis eben noch Thomas Maddison gesessen hatte. »Nicht dass Sie uns ohnmächtig werden.«
    »Danke«, murmelte Miss Hunt, zog es aber vor, sich auf einen Stuhl am Nachbartisch zu setzen.
    »Und wenn er nun doch noch lebt?«, mischte sich eine resolute Dame vom Nachbartisch ein. »Was, wenn er nur bewusstlos ist? Wenn er Hilfe braucht?«
    »Ja«, pflichtete ihr ein älterer Herr bei, »wir müssen etwas tun, man kann ihn doch nicht einfach so liegen lassen!«
    »Glauben Sie mir, Mr Peabody, er ist tot!«, sagte Edith.
    »Wie wollen Sie da sicher sein?«, ereiferte sich Mr Peabody. »Den Tod kann nur ein Arzt feststellen.«
    James beugte sich nach vorn und legte Maddison zwei Finger an den Hals. »Kein Puls«, stellte er nüchtern fest.
    »Trotzdem sollten wir ihn aus seiner unglücklichen Lage befreien«, schlug Eleonora zögernd vor. Sie wendete sich an James. »Können Sie mit anfassen?«
    James schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, meine gesundheitliche Verfassung lässt derartige Anstrengungen noch nicht zu.«
    Miss Hunt hatte sich inzwischen von ihrem Schwächeanfall erholt und erhob sich. »Ich helfe Ihnen!« Auch Mr Peabody und Mrs Simmons fassten mit an, und gemeinsam schafften sie es, den leblosen Körper von Thomas Maddison seitlich vom Tisch zu rollen. Die Tischdecke und die Teetassen wurden mitgerissen. Unter das Klirren des Porzellans mischte sich Sirenengeheul. Bevor die Sanitäter und der Notarzt auftauchten, machte James mit seinem Handy unauffällig ein Foto von dem Toten, wobei er vorgab, seine Mails abzurufen.

Kapitel 3
    Miss Hunt sagte kein Wort, während sie James zum Aufzug begleitete. Er überlegte, ob sie wohl zum ersten Mal einen Toten gesehen hatte.
    »Wie alt war Mr Maddison eigentlich?«, fragte er, als sie den Aufzug betraten.
    »Ich hätte nie gedacht, dass er der Nächste ist«, gab Miss Hunt zurück.
    Das ist zwar nicht ganz die Antwort auf meine Frage, dachte James, aber wahrscheinlich ist die Arme noch ganz durcheinander. Oder war sie von Natur aus nicht sehr aufgeweckt? Er betrachtete Miss Hunt, als sie im Aufzug nebeneinander standen. Sie war hellblond, hatte ein gleichmäßiges Gesicht, eine Stupsnase, große Augen von kräftiger blauer Farbe und einen Mund, der aussah, als wäre er nur ausnahmsweise ernst. Er schätzte, dass sie Kleidergröße 40 trug, dabei wirkte sie trotz ihres großen Busens und ihrer kräftigen Statur sehr sportlich. Früher hätte er sie attraktiv gefunden. Inzwischen war sein Schönheitsideal mit ihm gealtert. Die Frauen, zu denen er sich hingezogen fühlte, waren meist
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