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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Autoren: Marlies Ferber
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Scherz gewesen war. Jetzt erkannte er ihn wieder: Es war der Mann, der gestern mitgeholfen hatte, Thomas Maddison auf den Boden zu legen.
    James verbeugte sich andeutungsweise. »Gerald«, stellte er sich vor. »James Gerald.«
    Seine Verbeugung wurde erwidert. »Julius Peabody. Sie sind neu hier, nicht wahr?«
    James nickte.
    »Scheußliche Sache gestern«, sagte Mr Peabody aufgeräumt, »und nicht gerade das, was Sie sich für Ihren ersten Tag in Eaglehurst erträumt hatten, was?« Er machte sich mit Appetit über seine Würstchen mit Speck und die gegrillten Tomaten her. »Aber keine Sorge«, fuhr er mit halb vollem Mund fort, »es ist nicht immer so aufregend hier   – um die Wahrheit zu sagen: Es ist ziemlich eintönig, das Leben hier. Das liegt zum größten Teil an den Bewohnern. Mit den meisten ist nicht mehr viel los. Sie haben den Bingo-Abend gestern selbst miterlebt: der Höhepunkt der Woche. Kommentar überflüssig. Und es gibt alte Leute, die sitzen nur noch teilnahmslos herum in ihren Rollstühlen, ein deprimierender Anblick. Unter uns: Ich habe den Verdacht, dass das Pflegepersonal sie ruhig stellt. Also, bevor es mit mir mal so enden sollte, will ich vorher einen Schlag auf den Kopf bekommen! Na ja, dann gibt es zum Glück auch noch ein paar Leute wie die Schwestern Hideous, die wegen der guten Seeluft hier sind. Und natürlich, weil es so bequem ist. Es wird einem alles abgenommen.«
    »Wie kommt man eigentlich zu so einem Frühstück, wie Sie es haben?«, fragte James interessiert. »Es sieht köstlich aus!«
    »Es kostet extra«, verriet Mr Peabody, »aber es lohnt sich. Das Frühstück macht hier Mrs Simmons. Sie war eigentlich alsPutzhilfe angestellt, aber irgendwann hat Mrs White herausgefunden, dass sie früher mit ihrem Mann eine kleine Frühstücksbude hatte, das Bridge Café. Als ihr Mann starb, gab sie es auf und nahm die Stellung in Eaglehurst an. Heute putzt Mrs Simmons nicht mehr, sondern hat praktisch die ganze Küche unter sich und bietet ein Frühstück, um das uns ganz Hastings beneidet.« Er beugte sich etwas näher zu James und senkte seine Stimme: »Als Putzfrau war sie ohnehin eine Fehlbesetzung, bei ihrer Körperfülle. Sie mag wahrscheinlich ihr eigenes Frühstück viel zu gern, und Sie sehen ja, wie nahrhaft es ist!« Er lachte, griff nach James’ Besteck, spießte eines der fettglänzenden Würstchen und einen Streifen knusprig gebratenen Frühstücksspeck auf und legte beides auf James’ Teller. »Probieren Sie mal!«
    Während James sich das Würstchen schmecken ließ, erzählte Mr Peabody so angeregt weiter, dass James den Eindruck hatte, sein Gegenüber habe sich lange mit niemandem mehr unterhalten.
    »Das Mittagessen wird leider von einer städtischen Kantine geliefert, eine trostlose Sache, ich sage es Ihnen. Völlig verkocht. Falls sie überhaupt würzen, dann heben sich alle Gewürze, die sie verwenden, gegenseitig auf. Schonkost nennen sie es. Ich persönlich halte es so, dass ich mich beim Frühstück richtig satt esse und am frühen Nachmittag eine Kleinigkeit in der Fußgängerzone zu mir nehme. Manchmal bringt Miss Hunt mir etwas von der Fisch-&-Chips-Bude am Strand mit, und zur Teezeit gehe ich oft rüber ins Gemeindecafé von St. Andrews und esse ein oder zwei Käsescones. Die Frau des Pfarrers macht sie selbst, sie sind wirklich köstlich. Zum Dinner nehme ich noch ein Gläschen Rotwein zu mir und bin zufrieden.«
    »Apropos zufrieden«, unterbrach James den Redeschwall von Mr Peabody, »wie komme ich an mein Frühstück?«
    Als wäre dies ihr Stichwort gewesen, kam Mrs White an den Tisch und brachte ein kleines Tablett mit Toast, Butter und zwei Töpfchen mit jeweils einem Klecks Erdbeer- und Orangenmarmelade. »Möchten Sie außerdem Cornflakes, Mr Gerald, oder lieber unser gesundes Müsli?«
    »Nein, danke.«
    »Wenn Sie Probleme mit den Zähnen haben, kann Mrs Simmons Ihnen auch eine Milchsuppe machen.«
    »Ab morgen hätte ich gern dasselbe Frühstück wie Mr Peabody.«
    »Das kostet drei Pfund extra.«
    »Ich weiß.«
    »Gut, ich sage Mrs Simmons Bescheid.« Sie wendete sich mit einem besonders freundlichen Lächeln an Mr Peabody. »Ist bei Ihnen alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    Mr Peabody lächelte zurück. »Es könnte nicht besser sein, meine Liebe. Richten Sie Mrs Simmons bitte aus, dass es wieder einmal ausgezeichnet geschmeckt hat.«
    »Mrs White ist die Seele des Hauses, nicht wahr?«, fragte James, als sie gegangen war.
    »Eine ganz patente
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